Der Problemmann (German Edition)
dass ich froh bin wieder hier zu sein. Aber das wäre eine Lüge. Es ist grauenvoll hier. Was habt ihr hier nur für Wetter, das ist abartig.“
Anna nahm Melanie in den Arm, die noch immer fassungslos vor ihr stand.
„Hallo, Melanie, geht es dir gut?“
„Anna! Was ist mit dir passiert? Sind meine Gebete endlich erhört worden? Das glaube ich ja nicht. Du siehst phantastisch aus.“
„Danke dir. Das war so toll in Italien. Ich will da sofort wieder hin. Mir ist kalt. Und das Wetter, darüber brauchen wir gar nicht erst anzufangen.“
„Anna, ist dir aufgefallen, dass du ein Kleid trägst?“
„Ja, ist schick oder? Das habe ich von Tom zum Geburtstag bekommen.“
Wie aus dem Nichts war dieses merkwürdige Gefühl im Bauch wieder deutlich spürbar. Hatte sie in den letzten Tage etwas Schlechtes gegessen? Noch nie zuvor hatte sie solche Bauchschmerzen.
„Und das hast du ohne Kampf angezogen? Und vor allem trägst es jetzt schon wieder. Ich bin begeistert. Dann ist Hopfen und Malz ja noch nicht verloren.“
Schwatzend und lachend gingen sie zu Melanies Auto. Anna sah sich um, als ob sie diese Stadt zuvor noch nie gesehen hatte. Es war laut und hektisch. Abgesehen davon, dass es Anna lausig kalt vorkam, die Temperaturen für Ende April jedoch geradezu mild anmuteten, und alles grau in grau war, ein leichter Nieselregen rundete ein Bild des Grauens ab. Es war anders hektisch als in Italien. Die Autos fuhren zwar alle in ihrer Spur, aber dafür schienen die Fahrer ungemein aggressiv zu sein. Augenblicklich sehnte sich Anna nach der Ruhe auf dem Land und des Ortes. Ihr Körper rebellierte und signalisierte ihr sich augenblicklich wieder ins Flugzeug zu setzen, um dieses schrecklichen Land zu verlassen. Leider wusste ihr Verstand, dass er dem Bitten und Klagen nicht nachgeben könnte. Alles in Anna sträubte sich. Von Minute zu Minute ging es ihr körperlich schlechter. Sie fühlte sich elend und glaubte sich erkältet zu haben.
„Wie gut, dass du noch ein paar Tage deine Ruhe hast, um dich einzugewöhnen“, Melanies Stimme durchbrach das Schweigen und Anna erschreckte.
„Komm doch bitte trotzdem die Tage in die Versicherung, es gibt Neuigkeiten.“
„Warum? Was ist passiert?“
„Nichts, es gibt eben Veränderungen.“
„Melanie, das kann ich grad gar nicht gut haben und bin alles andere als in der Stimmung für solche Überraschungen.“
„Du bist aber wirklich nicht gut drauf. Ist was passiert, von dem ich noch nichts weiß.“
„Christian ist gestern gekommen.“
Obwohl sich Melanie hätte auf den Verkehr konzentrieren sollen, nahm sie ihre Augen von der Straße und sah Anna an.
„Daher also. Und was ist mit Tom?“
„Ich weiß es nicht. Sag du es mir.“
„Hat er sich immer noch nicht bei dir gemeldet?“
„Nein. Ich bin verzweifelt.“
„Ich denke, da läuft nichts zwischen euch?“
„Tut es auch nicht, aber er ist, oder er war mein Freund. Ich vermisse ihn.“
Die Bauchschmerzen, die überfallartig über Anna hereinbrachen, waren kaum zu ertragen und ihr wurde schlecht. Sie hatte Melanie noch immer nicht die ganze Wahrheit über Tom erzählt. Wozu auch? Es gab nichts zu berichten. Er war einfach so mit den Worten ‚man sieht sich‘ verschwunden. Nur wann man sich wieder sehen würde, darüber hatte er sich nicht geäußert.
„Also ich weiß nur, dass er seinen Schreibtisch im dritten Stock geräumt hat und erst im Sommer zurückkommt, um dann auf meiner Etage ein riesiges Büro zu beziehen. Er bekommt sogar eine eigene Assistentin. Der ist die Karriereleiter regelrecht herauf gefallen. Jetzt schreibt er an den letzten Seiten seiner Diplomarbeit. Ich glaube der ist einfach zu beschäftigt. Ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen machen. Er wird sich bestimmt melden, sobald er wieder Land sieht. Erzähl mir lieber was mit Christian gelaufen ist.“
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Nach einem ruhigen Abendessen, währenddessen sie sich kaum unterhielten, machten sie gemeinsam den Abwasch und räumten die Küche auf. Damit war das Haus in seinen Ursprungszustand zurückgeführt. Inzwischen war es kurz nach zehn am Abend, die Flasche Wein schon lange geleert und Anna wäre gern ins Bett gegangen, auch wenn sie wusste, dass sie keinen Schlaf finden würde. Sie war viel zu aufgewühlt. Über das was sie erwarten und das was nun mit Christian passieren würde. Stumm standen beide neben einander in der Küche. Plötzlich nahm Christian sie in seine Arme und drückte sie eng an sich.
„Ich
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