Der Problemmann (German Edition)
etwas flimmern sah, aber nicht wusste was. Seine Gedanken waren leer, ebenso wie seine Emotionen.
Kapitel 9: Der Idiot
„Und, wie stehen die Chancen, dass du mit mir ausgehen wirst?“
Am Montagmittag hatte sich Anna mit Melanie zum essen in der Kantine getroffen. Die Kolleginnen der Antragsabteilung waren zwar deutlich freundlicher zu ihr gewesen, aber irgendwie schien es Anna, als hätten sie vergessen, was sie am Freitag für sie getan hatte. Nur widerwillig ließen sie Anna zur gleichen Zeit in die Mittagspause gehen wie sie selbst. Schließlich würde nun niemand das Telefon beaufsichtigen, als ob das jemals in irgendeiner Mittagspause geklingelt hätte. Nun brachte sie Toms Frage beinahe aus der Fassung. Er hatte sich ungefragt neben sie an den Tisch gesetzt. Ganz so, als seien sie alte Bekannte. Melanie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, nachdem sie gesehen hatte, wie sich Annas Gesicht erst weiß und plötzlich rot verfärbte. Unvermittelt erhob sich Melanie und griff nach ihrem Tablett.
„Ich muss dann mal wieder“, sagte Melanie und an Tom gerichtet, „schön dich kennengelernt zu haben.“
Anna streckte ihre Hand aus und versuchte Melanie am Arm haltend davon abzubringen sie mit Tom allein zu lassen. Lächelnd entzog sich Melanie ihrem Griff und war verschwunden.
„Ich muss ja eigentlich auch gleich weiter.“
Anna war es äußerst schwer gefallen, die Unerfreulichkeit in Bezug auf Michael, mit ihrer Freundin zu besprechen. Freitagnacht hatte Anna eine Stunde fassungslos in ihrem Bett gesessen und darauf gewartet, dass Michael entweder an der Tür klingelte oder aber wenigsten anrief, um sich für sein ungebührliches Verhalten zu entschuldigen. Das gesamte Wochenende stand sie neben sich. Sie konnte nicht begreifen was eigentlich passiert war. Aus diesem Grund sah sie sich außerstande Melanie anzurufen und ihr diesen unfasslichen Vorfall zu schildern. Anna hatte vorgegeben nichts weiter als Sex mit ihm haben zu wollen, daher konnte sie nun unmöglich zugeben, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Melanie hätte sie für verrückt erklärt. Was Anna auch tun würde, wenn sie noch einen Funken Verstand im Leib gehabt hätte. Den schien sie mit ihrem letzten Orgasmus verloren zu haben. Melanie hatte ihr beim Mittagessen den Kopf gewaschen und sie in der Tat für verrückt erklärt. Anna war augenblicklich der Appetit vergangen, der ihr bereits das gesamte Wochenende abhanden gekommen war. Dass nun ein gut gebauter Mann an ihrem Tisch saß und von ihr wissen wollte, ob sie mit ihm ausginge, machte die Situation nicht leichter für sie.
„Was ist?“
Tom war unnachgiebig und belustigt, wie sich Annas Gesichtszüge leicht zu entgleiten schienen. Mit gesundem Appetit fing an zu essen.
„Was soll sein?“
„Warst du erfolgreich am Freitag?“
„Wie meinst du das?“
„Du hast doch gesagt, dass du daran arbeitest nicht mehr Single zu sein. Also, hat es geklappt?“
Ohne zu antworten schüttelte Anna ihren Kopf. Die Tatsache an sich war schlimm genug, warum musste sie sich jetzt vor Tom rechtfertigen?
„Dann gehst du also mit mir aus.“
„Warum sollte ich das tun?“
„Weil du es mir versprochen hast. Als Lohn dafür, dass ich mit einer deiner Kolleginnen ausgehe.“
„Ach ja, stimmt. Das hatte ich gesagt.”
Anna wäre es lieber gewesen, wenn Michael ebenso energisch darauf bestanden hätte sich mit ihr zu treffen, anstatt sie ständig zu versetzen und um den ganzen ein Sahnehäubchen aufzusetzen mitten in der Nacht, nach einem für Anna äußerst angenehmen Austausch von Körperflüssigkeiten, zu verschwinden und sich nicht wieder blicken zu lassen.
Eine leicht aufgebracht wirkende Horde Frauen versuchte mit langen Hälsen zu verstehen, worüber sich Anna mit Tom unterhielt. Was um alles in der Welt hatte Anna mit dem gut aussehenden Studenten zu tun? Nicht unweit von Anna und Tom saßen ihre Kolleginnen und beobachteten die beiden mit Argusaugen. Jede versuchte einen Wortfetzen des Gespräches zu erhaschen. In der Kantine war es leider viel zu unruhig und ein immenser Klangteppich lag über allem. Generell hätten die Frauen, einschließlich Anna, zurück an ihren Arbeitsplatz gehört. Daran dachte jedoch in diesem Moment keine von ihnen. Anna hinterließ den Eindruck, als würde sie sich unwohl in Toms Gegenwart fühlen. Unabhängig davon, was wollte ausgerechnet ein Typ wie Tom mit einer unscheinbaren, geradezu langweiligen Frau? Ihre Kolleginnen konnten sich ein
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