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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Prostitution und sexuellen Übergriffen, dem plötzlichen Bestreben der Polizei, derartige Straftaten bevorzugt zu verfolgen, und zu dem Unterfangen der Reichspolizeibehörde, das organisierte Verbrechen und die Wirtschaftskriminalität zu untersuchen.
    Ich initiierte diese Arbeit bei der Reichspolizeibehörde, und dass mein höchster Chef, Carl Persson, meinen Vorschlag guthieß und umgehend für seine Umsetzung sorgte, lag natürlich daran, dass er seine kriminalpolitische Bedeutung erkannte.
    Nicht etwa weil er ein Opportunist gewesen wäre. Carl Persson kennt sich hinsichtlich der Strategien und Taktik des Spiels um die Macht aus, aber er ist auch ein Mann mit einer altmodischen Moral, und daher verabscheut er genau wie ich das organisierte Verbrechen, die Wirtschaftskriminalität und die Vorschläge der Sexualstraftaten-Kommission. Unsere Motive und Perspektiven sind oft unterschiedlich, aber das ist uninteressant, da wir fast immer zu denselben Schlüssen kommen, und in der Welt der Polizei ist es wichtig, mit Nachdruck in dieselbe Richtung zu weisen. Keiner von uns verfolgt ein heimliches Ziel. Ungeachtet aller Unterschiede, was Alter, Hintergrund, politische Grundhaltung und Macht betrifft, sind wir in gewissen Dingen gleicher Meinung.
    Am 11. Mai 1975 nimmt die Stockholmer Polizei, nachdem sie ein gutes Jahr umfassend ermittelt hat, die Puffmutter Doris Hopp fest. In der Presse wird diese Geschichte als die »Bordellaffäre« bezeichnet, obwohl es sich eigentlich nicht um einen traditionellen Bordellbetrieb handelt, sondern um die telefonische Vermittlung von Prostituierten. Doris Hopp hat viele Jahre lang einen Callgirl-Ring betrieben.
    Keine normalen Prostituierten und auch keine normalen Freier, denn hier geht es um feinere Leute. Die Majorität sind Geschäftsleute, Restaurantbesitzer, Ärzte, Journalisten und Schauspieler, aber es gibt auch Politiker, hohe Beamte und Juristen, einen hohen Offizier vom Generalstab und ausländische Diplomaten. Die Bordellaffäre erfüllte alle Kriterien, um politisch bedeutsame Persönlichkeiten als Sicherheitsrisiken erscheinen zu lassen.
    Die Stockholmer Polizei weiß nicht, dass sich die Sicherheitspolizei seit längerem für den Callgirl-Ring interessiert. Auch Hans Holmér weiß nichts davon, obwohl er zu diesem Zeitpunkt Chef der Sicherheitspolizei ist. Sobald Carl Persson realisiert, was die Sicherheitspolizei hinter seinem Rücken treibt, sorgt er dafür, dass Holmér nur noch mit administrativen Aufgaben betraut wird. Alle heiklen Projekte werden anschließend von Olov Frånstedt betreut, der operativer Chef der Sicherheitspolizei ist und nur mit Carl Persson spricht.
    Zu diesem Zeitpunkt nimmt der Kampf plötzlich eine rein persönliche Wendung. Gerüchte, die sich in rasendem Tempo verbreiten, besagen, dass sich Mitbürger in einflussreichen Stellungen an Prostituierten vergriffen hätten, und der Name, der in diesem Zusammenhang am häufigsten fällt, ist derjenige des Justizministers Lennart Geijer.

47.

Wirklichkeit abgestürzt … ohne Wirklichkeit geboren
    Der Suchbegriff »Geijer-Affäre« landet bei Google etwa 10 000 Treffer. Ich habe natürlich gegoogelt und musste dabei leider feststellen, dass vieles von dem, was da steht, falsch ist. Im Großen wie im Kleinen und nicht zuletzt, was meine Rolle in dieser Geschichte betrifft. Ganz ungeachtet dessen, ob man mich jetzt zum großen Whistle-Blower stilisieren – eine schwedische Entsprechung des Mannes, den Woodward und Bernstein in einer Tiefgarage trafen, als sie den Watergate-Skandal aufdeckten – oder mich einfach niedermachen will und mich als Lügner bezeichnet, der den alten Ehrenmann Lennart Geijer böswillig verleumdete.
    Dass vieles nicht stimmt, weiß ich besser als jeder andere. Schließlich geht es um mich und um Dinge, die ich getan oder nicht getan haben soll, und sogar um Gedanken, die mir durch den Kopf gegangen sein müssen. Und von diesen will ich nun erzählen. Was ich dachte, was ich tat und mit wem. Auf alles andere und alle anderen gedenke ich zu verzichten. Diese Dinge kann man googeln, und ob sie wahr oder falsch sind, ist nicht mein Problem, sondern das der Leser. Ich werde weder Tipps geben noch gute Ratschläge erteilen, da es sinnvoll sein kann, sich unabhängig vom Wahrheitsgehalt mit gewissen Themen auseinanderzusetzen. Manchmal lässt sich die Wahrheit erstaunlicherweise mit Hilfe der Lüge finden. Das habe ich bereits gesagt, aber man kann es nicht oft genug

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