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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Verwicklungen in diesem Zusammenhang. Er wisse auch, dass sich Mitarbeiter der Reichspolizeibehörde in dieser Sache bereits lange vor der Wahl, und während Geijer noch Minister gewesen sei, mit der Regierung in Verbindung gesetzt hätten. Ob ich einen Kommentar abgeben wolle?
    Nach einigen Minuten ausweichender Antworten meinerseits beschließe ich, ihm zu erzählen, wie die Dinge liegen. Dass Carl Persson Ministerpräsident Olof Palme ein Memorandum in dieser Sache übergeben habe, und zwar noch während Geijers Ministerzeit. Antwort also: Ja.
    Peter Bratt fragt, wer ihm das bestätigen könne. Erklärt mir ausführlich, dass es in solchen Situationen von entscheidender Bedeutung sei, sich eine Sache von »zwei voneinander vollkommen unabhängigen Quellen« bestätigen zu lassen.
    »Das Einfachste wird sein, wenn Sie Carl Persson anrufen und ihn direkt fragen«, antworte ich. Falls man uns als zwei voneinander vollkommen unabhängige Quellen betrachten kann, denke ich.
    Dann beende ich mit der normalen Entschuldigung, dass ich noch andere Dinge erledigen müsse, das Gespräch und begebe mich direkt in Carl Perssons Büro. Praktischerweise befindet er sich dort. Esbjörn Esbjörnsson ist bei ihm.
    Ich erzähle von meinem Gespräch mit Bratt, was er gesagt und was ich geantwortet habe.
    Carl Persson freut sich nicht. Er wirkt beinahe bestürzt. Der Frieden, der fast fünfzehn Monate im Präsidium geherrscht hat, wird offenbar recht umgehend zu Ende gehen. Esbjörnsson hingegen reagiert anders. Er wirkt fast belustigt. Er sagt in etwa: »Wenn die Bombe jetzt platzt, dann kriegt Geijer am meisten ab.« Ungefähr in diesem Augenblick klingelt Carl Perssons Telefon. Es ist seine Sekretärin. Ein Journalist namens Peter Bratt, der für Dagens Nyheter arbeite, wolle den Reichspolizeichef unbedingt sprechen.
    »Was mache ich jetzt«, fragt Carl Persson und schaut aus unerfindlichem Grund mich an.
    »Das Einfachste ist vermutlich, mit ihm zu reden«, antworte ich. Obwohl es mich ja nichts angeht, denke ich.
    Dummerweise befolgt Carl Persson meinen Rat. Das Gespräch mit Bratt ist nach zwei Minuten beendet, und es ist vermutlich eines der seltsamsten Telefongespräche, die ich je mit angehört habe.
    Bratt trägt sein Anliegen vor. Sagt, er wisse, dass Persson mit dem Ministerpräsidenten anlässlich der Verwicklung Geijers in die Bordellaffäre in Verbindung getreten sei.
    Carl Persson klingt sehr gestresst.
    »Ihnen muss doch klar sein, dass ich keinen Kommentar abgeben kann«, antwortet er.
    Bratt bleibt beharrlich. Ein noch gestressterer Carl Persson wiederholt, dass er keinen Kommentar abgebe. Überhaupt keinen, und jetzt müsse er das Gespräch leider beenden. Dann legt er einfach auf.
    »Was tun wir jetzt?«, fragt Carl Persson, und aus unerfindlichem Grund schaut er immer noch vor allem mich an.
    Da es nichts Vernünftiges zu sagen gibt, schicke ich mich an, das Zimmer zu verlassen. Da sagt Esbjörnsson, dass ich ja versuchen könnte, Bratt bei seinem nächsten Anruf ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Ich solle herausfinden, was Bratt eigentlich über das wisse, was er sich von mir bestätigen lassen wolle.
    Carl Persson hingegen wirkt regelrecht geistesabwesend.
    »Hoffentlich hat er nicht auch noch die andere Sache herausgefunden«, meint Persson und schüttelt entmutigt den Kopf.
    »Das andere« ist die Tatsache, dass der vor vierzehn Monaten zum Ministerpräsidenten gewählte Thorbjörn Fälldin einer der fünf anderen Politiker ist, die im selben Memorandum wie Lennart Geijer erwähnt werden.
    Davon habe ich zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung.
    Als ich mein eigenes Büro betrete, klingelt das Telefon. Es ist Bratt. Wer sonst?
    »Ich habe eben mit Carl Persson gesprochen. Er klang gelinde gesagt seltsam«, sagt Bratt.
    »Ich weiß«, antworte ich.
    Woher auch immer ich das wissen mag, aber da Bratt so sehr von seinem Thema absorbiert wird, scheint er nicht zu bemerken, was ich da sage. Stattdessen referiert er das Gespräch, das ich mir eine Viertelstunde zuvor selbst angehört habe, und zwar, soweit ich mich erinnern kann, im Wesentlichen korrekt.
    Persson habe ihm das, wonach er ihn gefragt habe, zwar nicht bestätigt, aber sich so außerordentlich seltsam ausgedrückt, dass es sich doch um eine Bestätigung handeln müsse. Das sei die einzig vernünftige Deutung.
    Da ich geneigt bin, ihm zuzustimmen, begnüge ich mich mit ein paar Hm-Hms, und nach etwa fünf Minuten beenden wir unser Telefonat. Nichts von

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