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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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ähnlich wie das, was Ihre Mutter hat. Nur schlimmer. Es bringt mich dazu, alle möglichen, vollkommen unberechenbaren Dinge zu tun, und hinterher habe ich nicht die geringste Ahnung, warum.« Adrian sprach schnell, seine Stimme hob und senkte sich in Wellen. »Es besteht also durchaus die Gefahr, dass ich jeden Moment vergesse, was mich herführt, und dass diese Kanone, wie Sie so treffend sagten, Mister Wolfe, einfach losgeht, weil ich nicht mehr weiß, was ich von Ihnen wollte, und nur noch in Erinnerung habe, dass Sie ein Triebtäter erster Güte sind, ein richtig großer Haufen Exkremente, der es verdient hat, zur Hölle zu gehen. So bin ich nun mal. Unstet. Als stünde ich auf einem glitschigen Deck bei hohem Wellengang. Und ich habe nicht viel Zeit, lange herumzufeilschen.«
    Wolfe schien ein Stück zurückzuweichen.
»Das sollte genügen, damit er nicht länger das Maul aufreißt«,
schnaubte Brian schadenfroh.
»Gut gemacht, Audie. Er ist verunsichert, jetzt schnapp ihn dir.«
    »Also gut, Professor.« Wolfe ging im Kopf seine Optionen durch. »Sagen Sie, was Sie brauchen.«
    »Ich will eine Führung durch Ihre Welt. Die um Mitternacht.«
    Wolfe nickte. »Das ist ein ziemlich großes Terrain, riesig, Professor. Ich muss erst wissen, wozu.«
    »Eine rosa Kappe«, antwortete Adrian. Eine unsinnige Bemerkung, die Wolfe hoffentlich irritierte. Adrian machte einen Schritt nach vorn, indem er die Waffe mit beiden Händen auf Augenhöhe hielt. »Meinten Sie so?«, fragte er. »Ja, verstehe. So hat man sie wirklich viel besser im Griff.«
    Wolfe wirkte plötzlich angespannt. Adrian sah einen Funken Angst in seinem Gesicht. »Sie werden mich nicht töten.«
    »Wahrscheinlich nicht. Wäre allerdings ziemlich dumm von Ihnen, das Risiko einzugehen.« Einen Moment lang herrschte Schweigen im Raum. Adrian wusste, was der Mann als Nächstes sagen würde. Es gab für ihn nur einen einzigen logischen Ausweg. Und so schlimm war sein Anliegen nun auch wieder nicht.
    »Na schön, Professor. Machen wir es nach Ihren Regeln.« Ein Zugeständnis. Wahrscheinlich gelogen, doch Adrian hatte das Gefühl, das Kräfteverhältnis im Raum ausbalanciert zu haben. Es war Wolfes Zuhause, und sie waren dabei, in sein Reich einzudringen. Doch Adrians Geheimnis – wie unzurechnungsfähig er tatsächlich war – wog schwerer als der ungeschönte Pragmatismus von Wolfe. Adrian hatte sich nie für besonders klug gehalten, doch jetzt schmunzelte er. Sein letaler Wahnsinn siegte über Wolfes psychopathische Begierden. Jetzt musste er die beiden Krankheiten nur noch miteinander verbinden.
    Adrian schob die Tasche, in der sich der Laptop befand, mit dem Fuß zu dem Eigentümer hinüber. »Zeigen Sie’s mir«, sagte er.
    »Was soll ich Ihnen zeigen?«
    »Alles.«
    Wolfe zuckte die Achseln und wies Adrian mit einer stummen Geste an, sich auf den Sessel neben ihm zu setzen. Den Sessel seiner Mutter. Dann griff er eifrig nach dem Computer und spreizte die Finger über der Tastatur. Adrian fühlte sich an einen Baseball-Pitcher erinnert, der sich den Ball in der Hand zurechtlegt und sich auf den entscheidenden Wurf vorbereitet.
     
    Die Zeit löste sich in einer Bilderflut auf. Sie waren alle verschieden und doch alle gleich. Rassen, Altersgruppen, Stellungen, alle denkbaren Perversionen brachen über Adrian herein, nachdem Wolfe ein paar Kabel an Roses Laptop angeschlossen hatte. Wie ein Maestro, der ein Orchester dirigiert, führte Wolfe Adrian die Unterwelt des Internets vor, ein nicht endendes Meer an geisttötendem Sex. Vorgetäuschte Leidenschaft verließ sich auf den Reiz des Expliziten und hatte nichts mit echten Beziehungen zu tun. Wolfe war ein sachkundiger Führer. Ein Vergil auf Adrians Suche. Adrian konnte nicht sagen, wie lange sie schon damit beschäftigt waren. Er war längst mitten auf hoher See, und das anfängliche Unbehagen angesichts der überwältigenden Flut an zur Schau getragenen Intimitäten hatte sich verflüchtigt. Die endlose Wiederholung des Ganzen stumpfte ab.
    Wolfe klickte ein paar Icons an, und die Bilder wechselten. Eine in ein hautenges schwarzes Bondage-Outfit aus Leder gezwängte Frau starrte sie an und lud sie in einen Raum zur Züchtigung ein. Der Zutritt kostete eine einmalige Gebühr von 39,99 Dollar.
    »Jetzt passen Sie gut auf, Professor«, sagte Wolfe. Er tippte neue Instruktionen ein, und eine zweite in Leder gewandete Frau ersetzte Nummer 1. Sie bot dieselben Züchtigungsmaßnahmen an, nur dass ihr Preis

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