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Der Professor

Titel: Der Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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abgewetzte Synthetikfell und fragte sich, wieso sie ihr das Stofftier gelassen hatten. Ihr war klar, dass sie ihr nicht helfen wollten, sondern dass es ihren eigenen Zwecken dienen musste, und für einen Moment fragte sie sich, ob sie den Teddy in die Leere werfen sollte, wo sie ihn nicht wiederfinden konnte. Es wäre ein Akt der Auflehnung gewesen. Damit würde sie dem Mann und der Frau zeigen, dass sie sich nicht einfach auf dem Bett einrollte und alles mit sich machen ließ.
    Sie umklammerte den Bauch des Plüschtiers und merkte, dass sich ihre Muskeln spannten wie bei einem Pitcher, bevor er den Baseball ins Heimmal wirft.
Tu’s nicht!,
brüllte sie sich an. Sie horchte auf ein Echo, hörte aber keins.
    Sie drückte den Teddy an die Brust und streichelte ihm den Rücken. »Tut mir leid«, flüsterte sie, »war nicht ernst gemeint. Ich weiß nicht, wieso sie mir erlaubt haben, dich zu finden, haben sie jedenfalls, also stecken wir jetzt zusammen da drin. So wie immer.«
    Jennifer drehte den Kopf zur Seite, als rechnete sie damit, die Tür oder das Baby wieder zu hören, doch es blieb still. Das Einzige, was sie hören konnte, war ihr eigener Herzschlag, und sie stellte sich vor, dass sie das Pochen mit dem Spielzeug teilte. Es tat ihr gut, ihre eigene Stimme zu hören, und sei es nur für einen Moment. Es erinnerte sie daran, dass sie noch reden konnte, und sagte ihr, dass sie noch derselbe Mensch wie immer war oder zumindest das, was davon übrig war.
    Fast hätte sie lachen müssen. An so vielen Abenden hatte sie sich zu Hause, nachdem das Licht aus war, in ihrem Bett an Mister Braunbär geschmiegt, und das Stofftier hatte sich all ihren Kummer und all ihre Wut angehört, als sei er das einzige Wesen auf der Welt, das verstand, was sie litt. Viele Gespräche durch viele Jahre über viele Probleme. Von dem Moment an, als sie das bunte Happy-Birthday-Papier aufriss, das ihr Vater etwas ungeschickt mit Tesafilm zugeklebt hatte, war das Stofftier immer für sie da gewesen. Damals sah man ihrem Vater die Krankheit schon sehr an, und es war das letzte Geschenk von ihm, bevor er ins Krankenhaus kam. Er machte ihr dieses Geschenk, und dann starb er, und sie hasste ihre Mutter dafür, dass sie nichts gegen den Krebs hatte machen können, der ihn umgebracht hatte.
    Jennifer holte Luft und streichelte den Bären.
Der Mann und die Frau sind vielleicht Mörder,
dachte sie bitter,
aber sie sind kein Krebs
. Kaum etwas auf der Welt machte ihr solche Angst wie
Krebs
. Noch ein tiefer Seufzer, dann drehte sie sich auf dem Bett um. »Wir müssen etwas sehen«, flüsterte Jennifer dem Bären ins zerfetzte Ohr. »Wir müssen sehen, wo wir sind. Wenn wir nichts sehen, dann könnten wir genauso gut tot sein.«
    Sie zögerte. Diese Worte machten sie nervös, weil sie vermutlich stimmten.
    »Sieh dich gut um«, fuhr sie leise fort. »Präg dir alles ein. Dann kannst du es mir später erzählen.« Sie wusste, wie albern das klang, doch sie ertappte sich dabei, wie sie den Kopf des Teddys nach links und nach rechts drehte, so dass die kleinen Glasaugen den Ort, an dem sie festgehalten wurde, inspizieren konnten. Es war albern und kindisch, doch sie fühlte sich danach ein wenig besser und ein wenig stärker, und so kam es, dass sie, als sie hörte, wie die Tür aufging, nicht gleich wie sonst erstarrte oder ihr Atem zu rasseln begann. Stattdessen wandte sie den Kopf in die Richtung und hoffte, dass es etwas so Routinemäßiges wie etwas zu essen oder zu trinken war, fürchtete aber zugleich, dass es der Auftakt zu etwas Schlimmerem sein könnte.
    Im selben Moment wusste sie, dass das, was ihr bevorstand, nicht schnell und plötzlich kommen würde. Bei dem Gedanken zuckte ihre Hand. Doch sie war klug genug, um zu wissen, dass jede Sekunde, die verging, und jedes neue Element, das in ihre dunkle Welt eingeführt wurde, ihr ebenso helfen wie schaden konnte.

21
    A drian ruhte, den Kopf auf dem Schoß seiner schwangeren Frau, auf ihrem Bett. Er atmete tief ein und machte sich ihre verschiedenen Düfte bewusst, als sagte ihm jeder etwas anderes über Cassies Persönlichkeit. Cassie summte eine Joni-Mitchell-Melodie wie einen Gruß aus längst vergessenen Zeiten. Im Takt zur Musik zauste sie ihm langsam das wirre, graue Haar, strich es ihm aus der Stirn zurück und massierte ihm mit den Fingern sanft die Ohren. Das Gefühl war mehr als verführerisch.
    Er rührte sich nicht und dachte daran zurück, wie er vor langer Zeit, wenn sie sich

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