Der Profi
geworden. Und jetzt versuchen sie ihre Spuren zu verwischen.«
Dann sah Cruz zu Gagarin, zu mir und zum Schluss zu der Leiche. Ein elektrischer Impuls durchzuckte blitzartig die schlummernden Synapsen ihres Großhirns. Sie riss weit die Augen auf.
»Corsini«, sagte sie langsam. »Die Leiche ist doch nicht etwa ein Polizist?«
»Volltreffer!«
»Du verdammter Hurens…!«
Ich hob die Hände:
»Hey, hey! Der Kerl wollte mich umbringen …«
Cruz wurde lauter:
»Weißt du eigentlich, was für Schwierigkei… Bist du dir im Klaren, was du da getan hast?«
»Ich habe mein Leben verteidigt, Cruz. Vergiss nicht: Du bist die Nächste!«
Cruz fluchte leise, es war eine komplette Schimpftirade, mit der sie ihre Spannung abzubauen versuchte. Die Russen standen noch immer da, ohne sich von der Stelle zu rühren. Ihre Blicke waren auf Cruz gerichtet. Die Hilfskommissarin tat ein paar Schritte nach vorn, blieb stehen, wandte sich um und drehte eine Runde durch den Raum.
»Wie viele waren es?«
Ihre Stimme zitterte. Sie versuchte die Kontrolle über sich zu behalten, doch man merkte, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch stand.
»Insgesamt waren es drei und dazu noch Rasputin und der Mann, der vor uns auf dem Boden liegt.«
»Das ist der reine Wahnsinn!«, rief Cruz wieder. Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen. »Du hast einen Polizisten getötet. Lass mich nachdenken … Warte! Gib mir das Handy von … das Handy, schnell!« Sie machte eine Drohgebärde.
Natürlich war das Handy des Toten gemeint, der zu unseren Füßen lag.
Ich reichte es ihr. Sie prüfte das elektronische Telefonverzeichnis.
»Hab ich auch schon durchgesehen, aber ich konnte mit keinem der Namen was anfangen. Und du?«
Cruz drückte mit dem Daumen mehrmals denselben Knopf, bis sie bei einem Eintrag stehen blieb. Ihre Gesichtszüge verhärteten sich.
»Also doch?«, sagte ich.
»Nein, aber das muss nichts bedeuten. Es ist die Nummer eines Mannes, der in der Generaldirektion der spa nischen Polizei arbeitet. Vielleicht hatte der Tote die Nummer aus beruflichen Gründen gespeichert.«
»Klar«, sagte ich. »Wie lautet der Name des Kontakts?«
Das wollte Cruz mir nicht sagen.
»Es gibt eine Möglichkeit, unseren Verdacht zu bestätigen und die wahre Identität Rasputins herauszufinden. Schließlich kenne ich sein Gesicht, mir fehlt bloß der dazugehörige Name.«
Sie verstaute das Handy des Toten in ihrer Tasche.
»Und?«
»Wir reden einfach mit Palacios!«
Sie ließ sich meinen Vorschlag durch den Kopf gehen.
»Wir haben keine andere Wahl, Cruz. Wenn wir noch länger mit verschränkten Armen abwarten, werden sie uns umbringen. Nur Palacios kann wissen, wer Rasputin ist.«
Plötzlich beklagte sich Cruz: »Verdammt, ich hab das Gefühl, das ist alles eine Nummer zu groß für mich.«
»Ich weiß, Cruz. Deswegen gehst du jetzt ja auch nach Hause. Also lass mich machen!«
»Was sagst du da?«
»Gib mir zwei Stunden Vorsprung, ich melde mich bei dir, sobald ich Genaueres weiß. Ehrenwort!«
»Vergiss es, Corsini! Das machen wir gemeinsam.«
»Cruz …«
»Keine Widerrede, erst unterhalten wir uns mit Palacios, und danach sprechen wir mit der mit dem Fall beauftragten Richterin.«
»Mit einer Richterin? Aber Cruz …«
» Hilfskommissarin Navarro , verstanden?«, versetzte sie ungestüm. »Für wen hältst du dich eigentlich, dass du mich ständig duzt? Du und ich, wir gehören nicht derselben Welt an … Ich verbitte mir also diese ständige Vertrautheit! Und ihr drei zieht jetzt ab nach Hause und wartet, bis ich euch anrufe. Zu niemandem ein Wort, bis ihr von mir grünes Licht bekommt, ist das klar?«
Gagarin schnaubte vor Wut.
»Hört ihr nicht? Macht schon, was Hilfskommissarin Navarro euch gesagt hat! Aber vorher reinigt ihr den Raum, und zwar gründlich …«
»Nein, hier rührt niemand was an! Sonst nehme ich euch alle fest«, warnte Cruz.
»Die Typen wollten mich umbringen, ich habe mich verteidigt«, sagte ich nochmals in so ruhigem Tonfall, wie ich nur konnte.
»Und du hast einen Polizisten getötet.«
»Ja, das hab ich. Na und? Ansonsten wäre ich der Tote gewesen! Und jetzt werde ich alle meine Spuren beseitigen, damit mich niemand als Mörder anklagen kann. Wenn wir diesen Unseligen hier so liegen lassen, ende ich mit Sicherheit im Knast. Und das zu Unrecht.«
» Zu Unrecht?«, fragte Cruz ironisch. »Na, na, Corsini.«
Sie zog ihr Handy hervor. Da gab ich einem von Gagarins torpedy ein Zeichen. Der Russe
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