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Der Profi

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Titel: Der Profi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fernando S. Llobera
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entgegen. Die anderen beiden liefen ziellos durch das Apartment, durchwühlten die Schubladen in der Küche, und als sie bemerkten, dass in dem Loft so gut wie nichts zu holen war, untersuchten sie die Leiche, die in der Mitte des Raums lag. Der eine, über seinem wild wuchernden Brusthaar mit schwerem Kettenschmuck behängt, rückte sich erst einmal seine Weichteile zurecht. Danach zog er aus den Tiefen seiner Bronchien eine gewaltige Portion Schleim hoch.
    Um ihn zu warnen, sagte ich:
    »Ich empfehle dir, deinen Rotz besser für dich zu be halten. Andernfalls präsentierst du der Spurensicherung deinen genetischen Fingerabdruck in Reinformat! Mir persönlich ist es egal, aber die Bullen bunkern dich dafür ein …«
    Der Totschläger sah mich verdutzt an.
    »Übrigens, die Küche ist da drüben«, wies ich ihm den Weg. »Und putzt hier im Loft bitte alles gründlich auf!«
    Der Russe zog mit vollem Mund wieder ab, und ich zwinkerte Gagarin zu.
    »Im Grunde wäre es ja egal, meine DNA liegt hier sowieso überall verstreut herum. Eine richtiger Saustall ist das. Wir müssen die Leiche verschwinden lassen und den Raum von oben bis unten desinfizieren.«
    »Wer ist der Mann?«, wollte Gagarin wissen.
    »Eine Bulle …«
    Mein Satz ließ sie erstarren.
    »Wie bitte?«, kreischte der Russe.
    »Ja, du hörst richtig. Er ist ein Polizeibeamter. Üble Geschichte, was? Aber jetzt komm erst mal her. Du musst mir die Schulter einrenken!«
    Gagarin wich einen Schritt zurück.
    »Benimm dich jetzt nicht wie ’ne Memme, Juri! Nimm meine Hand, und wenn ich ›jetzt‹ sage, ziehst du mit aller Kraft, anschließend drehst du meine Schulter herum. Also? Bist du bereit?«
    Mein Schrei war mit Sicherheit über mehrere Wohnblöcke hinweg zu hören. Es dauerte ziemlich lange, bis ich wieder zu mir kam. Sobald ich dazu in der Lage war, schilderte ich Gagarin die Ereignisse.
    » Rasputin?« Gagarin verschluckte sich beinahe an dem Namen des Polizisten. » Rasputin tötet vory ?«
    »So ist es!«
    »Aber Rasputin hat für Zagonek gearbeitet«, heulte er, verärgert über die fehlende Treue des Kripobeamten gegenüber der Mafia.
    Gagarins Reaktion wirkte fast schon komisch.
    »Tja, die Treue zum Arbeitgeber ist auch nicht mehr das, was sie einmal war, Juri«, sagte ich. »Wir leben in einer undankbaren Welt!«
    Er dachte über meine Worte nach und nickte bedeutungsschwer. Dann sagte er:
    »Wir müssen schnell weg. Rasputin wird anrufen, um zu prüfen, ob Sache … erledigt … Wie sagt man, Lucca?« Er fuhr sich mit einem Finger am Hals entlang.
    » Auftrag «, half ich ihm auf die Sprünge.
    » Da . Sie werden herausfinden, dass du lebendig und Bulle tot. Dann kommen sie wieder. Oder rufen andere Polizisten. Wir müssen weg!«
    »Nein, Michail, wir haben es überhaupt nicht eilig«, widersprach ich. »Ich habe länger darüber nachgedacht …«, sagte ich und hielt ihm das Handy des Toten unter die Nase. »Sein Hirn liegt zwar verstreut auf dem Boden herum, aber sein Handy ist unversehrt geblieben. Seine Freundin oder seine Geliebte hat ihn angerufen … aber nicht ein Kollege von der Polizei. Dem Mädchen habe ich gesagt, dass ich ein Kollege bin und dass Ernesto, so hieß der Typ nämlich, gerade im Puff ist. Da ist die Kleine regelrecht in die Luft gegangen!«
    »Und wenn sie überraschend wiederkommen?«, fragte Gagarin unschlüssig.
    »Ich war an den Stuhl gefesselt, und er war – davon gehen sie zumindest aus – ein Profi. Ein leichter Job! Rasputin vertraut darauf, dass seine Männer seine Aufträge erfüllen. Jetzt harrt er in Erwartung seiner Nachrichten. Wir haben noch etwa eine Stunde Zeit.«
    Ich konnte meine russischen Kollegen nicht wirklich beruhigen. Aber sie hatten keine Zeit mehr, um mir wegen meiner Ruhe Vorwürfe zu machen, denn in diesem Moment trat Cruz durch die Tür des Lofts. Die Szene, die sich der Hilfskommissarin bot, war ziemlich düster: eine Gruppe gefährlich wirkender Typen nebst einem mit völlig verunstaltetem Gesicht, versammelt um einen Körper, dessen Gehirnmasse über den Zementboden quoll.
    »Oh Gott, Corsini! Was ist denn hier passiert? Du wirst ein ganzes Bataillon an Ärzten brauchen. Aber vorher verlange ich eine Erklärung.«
    Ich blies eine Rauchschwade aus, die mich in eine geheimnisvolle Aura hüllen sollte.
    »Meine Herren, das ist Hilfskommissarin Cruz Navarro. Hilfskommissarin, darf ich vorstellen: Señor Michail Gagarin …« Dann fügte ich hinzu: »Ein in seinem Metier sehr

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