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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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lehnt Stellungnahme ab.‹ Haben wir uns verstanden? Sagen Sie ihm – und zwar wortwörtlich – dass sich unsere Recherchen im Wesentlichen auf sein Verhältnis zu einem russischen Geheimdienstler namens Gennadi Rosowski konzentrieren. Verstanden?«
    »Gennadi … wer?«
    »Gennadi Rosowski«, wiederholte Bryson und gab seine Washingtoner Handy-Nummer durch, um nicht zu verraten, dass er in Brüssel war. »Sie haben zehn Minuten Zeit.«

    Kaum anderthalb Minuten später klingelte es.
    Bryson erkannte Lanchester an seinem wohlklingenden Bariton mit dem gepflegten Ostküsten-Akzent sofort. »Hier ist Richard Lanchester«, meldete sich der Sicherheitsberater in fast panischer Erregung. »Was zum Teufel hat das alles zu bedeuten?«
    »Ich nehme an, Sie sind von Ihrem Sprecher über unser Projekt aufgeklärt worden.«
    »Er hat einen russischen Namen genannt, der mir noch nie zu Ohren gekommen ist – Gennadi Soundso. Was soll das Ganze, Mr. Goddard?«
    »Sie kennen den wahren Namen von Ted Waller sehr wohl, Mr. Lanchester …«
    »Wer zum Teufel ist Ted Waller? Was soll das alles?«
    »Wir müssen uns unterhalten, Mr. Lanchester. Sofort.«
    »Dann schießen Sie doch los. Ich höre. Was will Ihre Zeitung da gegen mich fabrizieren? Goddard, ich kenne Sie nicht, nehme aber an, Sie wissen, dass ich mit der Herausgeberin Ihrer Zeitung auf vertrautem Fuß stehe und im Ernstfall nicht zögern würde, sie anzurufen.«
    »Wir müssen uns unter vier Augen sprechen. Ich bin in Brüssel und könnte in einer Stunde in der SHAPE-Zentrale in Mons sein. Sagen Sie dem Sicherheitsposten, dass er mich durchlassen soll.«
    »Sie sind in Brüssel? Ich dachte, Sie hätten von Washington aus angerufen. Was zum Teufel …«
    »In einer Stunde, Mr. Lanchester. Und ich rate Ihnen, von jetzt bis zu meiner Ankunft kein einziges Telefonat zu führen.«
     
    Er klopfte leise bei Layla an. Es dauerte nicht lange, und sie öffnete die Tür. Sie war schon angezogen, frisch gebadet und duftete nach Seife und Shampoo. »Ich bin eben an Ihrer Zimmertür vorbeigekommen und habe Ihr Telefonat mitgehört«, sagte sie, als er eintrat. »Aber keine Sorge, ich stelle keine Fragen. Sie werden mir ja – wie sagten Sie? – ›wenn’s soweit ist‹, alles erklären, nicht wahr?«
    Er nahm auf demselben wackligen Stuhl Platz, auf dem er auch letzte Nacht gesessen hatte. »Ja, ich glaube, es ist jetzt
soweit, Layla«, sagte er, und es erleichterte ihn, dass er sie endlich ins Vertrauen ziehen konnte. »Ich muss Sie einweihen, weil ich Ihre Hilfe brauche. Wahrscheinlich wird man versuchen, mich auszuschalten.«
    »Wer ist ›man‹?« Sie legte ihm ihre Hand auf den Arm. »Was haben Sie mir zu sagen?«
    Er wählte seine Worte sehr genau und teilte ihr Dinge mit, über die bislang nur er und der stellvertretende, inzwischen verschwundene CIA-Direktor Harry Dunne Bescheid wussten. Er vertraute ihr an, in welcher Mission er unterwegs war, dass er eine Organisation zu unterwandern und unschädlich zu machen versuchte, die sich das Direktorat nannte und nur einigen wenigen bekannt war. Und er erklärte ihr, was er sich von dem Gespräch mit Richard Lanchester versprach.
    Sie hörte staunend zu, stand nach einer Weile von ihrem Stuhl auf und ging im Zimmer auf und ab. »Ich bin nicht sicher, ob ich wirklich alles verstanden habe. Das Direktorat ist kein amerikanischer Geheimdienst? Sondern eine internationale, multilaterale Organisation?«
    »So könnte man sagen, ja. Zu meiner aktiven Zeit hatte sie ihren Hauptsitz in Washington. Den scheint sie inzwischen an einen anderen Ort verlegt zu haben. Wohin, weiß ich nicht.«
    »Und Sie sagen, die ganze Bagage sei einfach spurlos verschwunden ?«
    »Ja.«
    »Unmöglich. Ein Geheimdienst ist doch wie jede andere Behörde; sie hat Telefonnummern, Faxe, Computer und jede Menge Personal. Wie kann so etwas spurlos verschwinden?«
    »Anfangs war das Direktorat eine ganz schlanke, extrem wendige Einrichtung, die sich außerdem mindestens ebenso erfolgreich zu tarnen wusste wie die CIA ihre Auslandsstützpunkte. Oder denken Sie an die potemkinschen Dörfer der Sowjets, an ihre Produktionsanlagen zur Herstellung biologischer Massenvernichtungswaffen, die nach außen hin wie Waschmittelfabriken oder sogar wie Universitäten wirkten.«
    Ungläubig schüttelte sie den Kopf. »Und Sie glauben, dass dieser Verein in Konkurrenz steht zur CIA, zum MI-6, zum Mossad und zur Sûreté und dass diese Dienste davon wissen?«
    »Nein, nicht ganz.

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