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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Man gibt den Mitarbeitern des Direktorats zu verstehen, dass sie Missionen übernehmen, die von den anderen Diensten nicht übernommen werden dürfen, sei es aus rechtlichen oder politischen Gründen.«
    Sie nickte mit ernster Miene. »Und trotzdem können sie ihre Existenz geheim halten? Wie ist das möglich? Es wird doch getratscht, Sekretärinnen haben Freunde … es gibt Aufsichtsbehörden und Kontrollausschüsse …« Sichtlich mitgenommen, trat sie an die Frisierkommode, kramte in ihrer kleinen schwarzen ledernen Handtasche und holte schließlich einen Lippenstift daraus hervor. Sie zog damit die Lippen nach, betupfte sie mit einem Papiertaschentuch und steckte den Stift wieder weg.
    »Aber das ist ja gerade das Geniale! Dafür sorgen eine wirklich durchdifferenzierte Arbeitsteilung und eine äußerst sorgfältige Rekrutierung – die Mitarbeiter werden aus aller Herren Länder angeworben und bringen eine Biografie mit, die für einen solchen Job besonders gut eignet. Und die Arbeitsteilung garantiert, dass sich die einzelnen Mitarbeiter nie richtig kennen lernen, allenfalls flüchtig. Ihr einziger Kontakt ist der jeweilige Führungsoffizier. Meiner war eine lebende Legende, einer der Gründer des Dienstes, ein Mann namens Ted Waller. Er war mein Idol«, fügte er reumütig hinzu.
    »Aber Ihr Präsident wird doch Bescheid wissen.«
    »Keine Ahnung, ehrlich. Ich glaube, dem Oval Office gegenüber wird die Existenz des Direktorats verheimlicht; zum einen, um den Präsidenten mit unschönen Informationen über Drecksarbeiten zu verschonen – das halten Geheimdienste anderer Staaten übrigens ähnlich –, zum anderen, weil ein Präsident von unserer Branche immer nur als zeitweiliger Bewohner des Weißen Hauses angesehen wird. Als ein Mieter, der nach vier, maximal acht Jahren wieder auszieht und für einen anderen Platz macht, der die Wohnung renoviert, neues Personal und Geschirr mitbringt und ein paar Reden schwingt, um dann selbst wieder in der Versenkung zu verschwinden. Die Geheimdienstler dagegen bleiben. Sie sorgen für Permanenz in Washington und sind die wahren Erben der Macht.«

    »Und Sie vermuten, dass das einzige Mitglied der Regierung, das über die Aktivitäten des Direktorats Bescheid weiß, der Vorsitzende des Beraterstabes für Auslandsaufklärung ist? Dieser Stab soll ja auch, wie ich gehört habe, die NSA, CIA und andere amerikanische Geheimdienste kontrollieren.«
    »Korrekt.«
    »Und der Vorsitzende ist Richard Lanchester?«
    »Genau.«
    Sie nickte und sagte: »Und mit dem wollen Sie sprechen.«
    »So ist es.«
    »Aber worüber ?«, rief sie. »Was wollen Sie ihm sagen?«
    »Ich werde ihm sagen, was ich über das Direktorat weiß und worauf es meiner Meinung nach abzielt. Die große Frage ist: Wer kontrolliert das Direktorat heute? Um das in Erfahrung zu bringen, hat man mich reaktiviert. Damit ich herausfinde, was es so treibt.«
    »Glauben Sie die Antwort zu kennen?«, fragte Layla. Sie wirkte irgendwie gereizt, geradezu kämpferisch.
    »Nein. Ich habe nur einen Verdacht und ein paar Belege, die diesen Verdacht erhärten.«
    »Was denn für Belege? Geben Sie’s zu, Sie haben nichts.«
    »Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich, Layla?«
    »Auf Ihrer!«, blaffte sie. »Ich will Sie beschützen und fürchte, dass Sie einen Fehler machen.«
    »Einen Fehler?«
    »Sie treffen sich mit diesem Lanchester und haben nichts in der Hand. Allenfalls ein paar haltlose Anschuldigungen. Er wird Sie für verrückt erklären und vor die Tür setzen.«
    »Möglich«, räumte Bryson ein. »Aber es ist mein Job, ihn aufzuklären. Und ich glaube, dass mir das gelingen kann.«
    »Woher nehmen Sie überhaupt die Sicherheit, dass Sie ihm vertrauen können?«
    »Mir bleibt doch keine andere Wahl.«
    »Womöglich ist er ein Lügner und gehört der Gegenseite an. Können Sie das ausschließen?«
    »Natürlich nicht«, antwortete er. »Zugegeben, ich tappe im Dunklen und weiß nicht einmal mehr, auf welcher Seite ich selbst eigentlich stehe.«

    »Was veranlasst Sie eigentlich, diesem CIA-Mann zu glauben? Was macht Sie so sicher, dass er nicht auch einer von denen ist und Sie von vorn bis hinten angelogen hat?«
    »Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher. Von Gewissheiten kann eben leider nicht die Rede sein, allenfalls von Wahrscheinlichkeiten. «
    »Aber Sie haben ihm abgekauft, dass Ihre Eltern ermordet worden sind.«
    »Meine Stiefmutter – die Frau, die mich nach dem Tod meiner Eltern zu sich genommen hat –

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