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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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freiem Fuß ist, werden wir nicht ruhig schlafen können.«
    Lanchester rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. »Die Alpha-Truppe«, sagte er leise. »Die dürfte es doch eigentlich gar nicht geben.«
    »Es gibt sie ja auch nicht«, erwiderte Culler. »Offiziell jedenfalls nicht.«
    Lanchester legte seine Hände vor sich auf die polierte Tischplatte. »Ich muss unbedingt wissen, wie gesichert Ihre Erkenntnisse sind«, sagte er. »Von allen Anwesenden hier im Raum bin ich der Einzige, der mit Bryson persönlich Bekanntschaft gemacht hat. Und ich muss Ihnen sagen, dass ich einen durchaus positiven Eindruck gewonnen habe.« Er stockte und fügte dann zögernd hinzu: »Nun ja, es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich in einem Menschen getäuscht hätte.«

    »Alpha wird unverzüglich zum Einsatz gebracht«, sagte Morton Culler. Seine Kollegen bekundeten ihre Zustimmung, indem sie mit dem Kopf nickten. Der Beschluss war einstimmig, und jeder wusste um seine Bedeutung. Die Alpha-Truppe bestand aus hochkarätigen Killern, gleichermaßen versiert im Kampf mit der Waffe wie auch Mann gegen Mann. Diese Truppe auf eine bestimmte Person anzusetzen, bedeutete deren Todesurteil.
    »Gütiger Himmel. Gesucht, tot oder lebendig«, murmelte Lanchester. »Verhältnisse wie im alten Westen.«
    »Dass Sie Skrupel haben, ehrt Sie, Sir«, sagte Culler, und seine Stimme verriet eine Spur Sarkasmus. »Aber wir kommen der Gefahr anders nicht bei. Wenn es ihm zweckmäßig erschienen wäre, hätte Bryson Sie getötet, ohne mit der Wimper zu zucken. Womöglich wird er das sogar noch nachzuholen versuchen.«
    Lanchester nickte und starrte nachdenklich vor sich hin. »Die Entscheidung fällt mir wahrhaftig nicht leicht. Vielleicht bin ich wegen der persönlichen Begegnung mit ihm befangen. Und ich muss berücksichtigen, dass …«
    »Sie tun das Richtige, Sir«, beeilte sich Culler zu sagen. »Hoffen wir nur, dass es nicht zu spät ist.«

Neunzehntes Kapitel
    D er Nachtclub lag versteckt an einer kleinen pereulok , einer Gasse, die nahe der Moskauer Ringstraße vom Twerskoj-Boulevard abzweigte. Er lag wirklich weit ab vom Schuss, wie eine jener Spelunken aus dem Amerika der 20er Jahre. Aber im Unterschied zu jenen verbotenen Kneipen der Prohibitionszeit entzog sich das Blackbird weniger den Behörden als der Neugier der breiten Öffentlichkeit, denn es war eine private Spielwiese der Elite: der Reichen, Schönen und Schwerbewaffneten.
    Das Lokal war in einem heruntergekommenen Ziegelbau untergebracht, einer stillgelegten Fabrik aus vorrevolutionärer Zeit, wo einst Singer-Nähmaschinen hergestellt worden waren. Die Fenster waren geschwärzt, und es gab nur eine einzige Tür aus schwarz lackiertem Holz, die mit einer Stahlplatte armiert war. Darüber konnte man in abbröckelnden antiken kyrillischen Lettern das russische Wort für Nähmaschinen lesen: Schweinije Maschini . Den einzigen Hinweis darauf, dass sich im Inneren des Hauses Menschen aufhielten, lieferte eine lange Reihe von schwarzen Limousinen der Marke Mercedes, die dort parkten. In der schäbigen Gasse wirkten sie völlig deplatziert, so als hätten sie sich alle verfahren.
    Gleich nachdem er sich, nach der Landung auf dem Flughafen Scheremetjewo-2, mit dem Rest der Reisegruppe im Intourist Hotel einquartiert hatte, meldete sich Bryson telefonisch bei einem alten Freund. Eine halbe Stunde später fuhr ein dunkelblauer Mercedes vor dem Hoteleingang vor, und ein livrierter Chauffeur bat ihn, im Fond Platz zu nehmen, wo ein Briefumschlag für ihn bereit lag.
    Es dämmerte bereits, und auf der Twerskaja Ulitsa herrschte dichter, rücksichtsloser Verkehr. Es gab wohl kaum eine Verkehrsregel, gegen die hier nicht verstoßen wurde. Um langsamere Fahrzeuge zu überholen, schreckten
manche Fahrer nicht davor zurück, den Gehweg zu benutzen. Seit Bryson das letzte Mal zu Besuch gewesen war, schien sich Russland in ein chaotisches Tollhaus verwandelt zu haben. Zwar standen noch die alten Bauten – die Hochhäuser der Stalin-Ära oder das gewaltige Telegrafenamt, alte Geschäfte wie das Lebensmittelkaufhaus Jelisejewski oder das Aragwi, eines der wenigen guten Restaurants der Stadt –, doch waren allenthalben erstaunliche Veränderungen zu beobachten. An der einst tristen Gorki-Straße glitzerten nun teure Läden mit Namen wie Versace, Van Cleef & Arpels, Vacheron Constantin oder Tiffany. Aber neben diesen auffälligen Zeichen von plutokratischem Reichtum gab es jede Menge Hinweise

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