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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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– und darauf gründete Bryson seinen Plan.
     
    Jeden Morgen verließ Dimitri Labow um Punkt sieben Uhr seine gleich hinter dem Arbat-Platz gelegene Wohnung, die sich in einem prächtigen, kürzlich renovierten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert befand, einem Gebäude, das ursprünglich hochrangigen Mitgliedern des Zentralkomitees und
Politbüros vorbehalten gewesen war. Der Appartementkomplex, in dem heute Moskaus nouveaux riches – hauptsächlich Mafiosi – wohnten, war hermetisch abgeschottet und sehr gut bewacht.
    Labows peinlich eingehaltener Zeitplan stand in krassem Widerspruch zu den ansonsten überaus aufwändigen, ja, protzigen Sicherheitsmaßnahmen, ein Widerspruch, der, wie Bryson gelernt hatte, geradezu typisch war für die kriminelle Prominenz. Wirklich professionelle Sicherheitskräfte wussten um die Bedeutung ständig wechselnder Zeitabläufe, die sich nicht vorherbestimmen ließen.
    Aber wie von Tarnapolskis Informanten vorausgesagt, verließ Labows Bentley um Punkt sieben Uhr die Tiefgarage unter dem Appartementgebäude und bog Sekunden später in den Kalinin Prospekt ein. In einem unauffälligen Wolga nahmen Bryson und Tarnapolski die Verfolgung über die Ringstraße und hinaus auf den Mira Prospekt auf. Kurz hinter dem mit Titan verkleideten, steil aufragenden Sputnik-Obelisken bog der Bentley nach links in die Eizensteina Ulitsa ein und erreichte nach drei Straßenzügen jenes prächtig wiederhergestellte Grafenpalais, das der Nortek als Stammhaus diente. Dort verschwand Labows Wagen in einer Tiefgarage.
    Darin würde er den ganzen Tag lang bleiben.
    In Labows Zeitplan konnte es nur an einer Stelle zu geringfügigen Abweichungen kommen, und zwar bei der Rückkehr nach Hause. Er hatte eine Frau und drei Kinder und war als Familienmensch bekannt, der das gemeinsame Abendessen nie versäumen würde, es sei denn, Prischnikow verlangte es so. An den meisten Tagen aber verließ der Bentley mit Labow im Fond die Nortek-Tiefgarage pünktlich zwischen 19 und 19:15 Uhr.
    Auch an diesem Abend schien er wieder eilig zur Familie nach Hause zurückkehren zu wollen. Um fünf nach sieben tauchte der Bentley aus der Garageneinfahrt auf. Tarnapolski und Bryson warteten auf der gegenüberliegenden Straßenseite in einem schmutzigen weißen Lieferwagen. Sofort meldete sich Tarnapolski per Funk bei einem ihrer
Helfer. Das Timing war eng gesteckt, sollte aber zu schaffen sein. Unverzichtbar für den Plan war der Umstand, dass zu dieser Stunde reger Verkehr herrschte.
    Tarnapolski, der zu Anfang seines Berufslebens über viele Jahre Dissidenten und Kleinkriminelle quer durch Moskau verfolgt hatte, kannte die Stadt in- und auswendig. Er saß am Steuer und folgte dem Bentley in diskretem Abstand. Nur wenn der Verkehr ausreichend Deckung bot, schloss er dichter auf.
    Kaum war der Bentley links in den Kalinin Prospekt eingebogen, ging es plötzlich nicht mehr weiter. Ein großer Lkw-Tieflader stand quer auf der Straße und blockierte sämtliche Spuren. Ein schrilles Hubkonzert hatte bereits eingesetzt. Wütende Autofahrer steckten ihre Köpfe zum Fenster hinaus und bedachten den Urheber des Staus mit heftigen Flüchen. Aber es half alles nichts; der Verkehr stand still.
    Der weiße Lieferwagen kam unmittelbar hinter Labows Bentley zum Stehen und wurde sofort durch nachkommende Fahrzeuge seitlich und von hinten eingekeilt. Tarnapolskis Mann hatte den schweren, 18-rädrigen Tieflader mitsamt dem herausgezogenen Zündschlüssel verlassen und gab vor, nach Hilfe zu suchen. Die Durchfahrt würde für eine Weile gesperrt sein.
    Mit schwarzen Jeans, schwarzem Rollkragenpullover und schwarzen Handschuhen ausstaffiert, öffnete Bryson eine Bodenluke im Laderaum des Lieferwagens. Der Abstand zwischen Asphalt und Fahrgestell war so groß, dass er unter dem Wagen wegrobben konnte. Da der Bentley von allen Seiten zugestellt war, konnte er sich nicht von der Stelle bewegen.
    Mit pochendem Herzen robbte Bryson unter den Bentley und hatte schnell gefunden, wonach er suchte. Zwar bestand der Unterboden fast durchgängig aus Stahl, Aluminium und Polyäthylen, doch es gab da eine kleine perforierte Stelle, hinter der sich der Luftfilter befand. Dies war die zweite Schwachstelle: Auch die Passagiere gepanzerter Fahrzeuge mussten atmen. Schnell drückte Bryson eine selbstklebende
Vorrichtung auf das Sieb, die sich fernsteuern ließ und die Tarnopolski über einen Bekannten aus der Sicherheitsbranche hatte auftreiben können. Bryson prüfte

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