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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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waren seit über vierzig Jahren nicht bewegt worden, geschweige denn geraubt – was aber jeder Leser des Artikels nun unterstellen musste.
    Und Bryson war sich sicher, dass auch diejenigen den Artikel läsen, für die er seine Show inszeniert hatte.

    Er nahm das Telefon zur Hand und wählte einen alten Bekannten in Peking an, einen chinesischen Staatsbeamten namens Jiang Yingchao, der inzwischen ein hohes Amt im Außenministerium bekleidete. Jiang hatte mit Giles Hesketh-Haywood vor rund zehn Jahren geschäftlich zu tun gehabt und erinnerte sich sofort an dessen laute Stimme.
    »Mein englischer Freund«, rief Jiang. »Wie schön, dass Sie anrufen. Wir haben ja schon so lange nichts voneinander gehört.«
    »Sie kennen meine Zurückhaltung; es wäre schrecklich für mich, wenn ich Ihnen zur Last fiele«, entgegnete Bryson. »Aber ich hoffe, unsere letzte Transaktion hat … Ihnen einen Schritt weitergeholfen. Nicht, dass es meiner Hilfe bedurft hätte. Ihre steile Karriere im diplomatischen Korps war gewissermaßen vorprogrammiert.«
    Der Chinese musste nicht daran erinnert werden: Jiang war ein kleiner Kulturattaché an der chinesischen Botschaft in Bonn gewesen, als er Giles Hesketh-Haywood kennen gelernt hatte. Giles hatte ihm während eines gemeinsamen Mittagessens versprochen, eine äußerst kostbare chinesische Antiquität für einen Spottpreis zu besorgen, was er dann auch tat. Die so erstandene Miniatur – ein rotes Keramikpferd aus der Han-Zeit – war Jiangs Geschenk an den Botschafter gewesen, ein Geschenk, das der Karriere des jungen Diplomaten einen gehörigen Anschub gegeben hatte. Über die Jahre hatte Hesketh-Haywood seinem chinesischen Freund noch eine Menge anderer kostbarer Antiquitäten zukommen lassen, unter anderem wunderschöne Bronzefigurinen und eine Vase aus der Tsing-Zeit.
    »Und was haben Sie all die Jahre gemacht?«, fragte der Diplomat.
    Bryson seufzte bekümmert. »Ich bin sicher, Sie haben diesen absonderlichen Artikel im L’Osservatore Romano gelesen«, antwortete er.
    »Nein, welchen Artikel meinen Sie?«
    »Ach, mein Lieber, Schwamm drüber. Wie dem auch sei, es ist mir eine ganz außergewöhnliche Kostbarkeit in den Schoß gefallen, und ich dachte, dass ein Branchenkenner wie
Sie vielleicht weiß, wer sich dafür interessieren könnte. Ich habe zwar selbst eine überaus lange Liste von potenziellen Interessenten, wollte mich aber der guten alten Zeiten wegen zu allererst bei Ihnen melden …« Er begann, das Schachspiel aus Jade zu beschreiben, doch es dauerte nicht lange, und Jiang fiel ihm ins Wort.
    »Ich werde zurückrufen«, sagte Jiang, kurz angebunden. »Unter welcher Nummer sind Sie zu erreichen?«
    Eine halbe Stunde später rief Jian g Yingchao über eine sterile Leitung zurück. Kein Zweifel, er hatte mittlerweile den Artikel in der Vatikan-Zeitung gelesen und gleich darauf ein paar kurze, aufgeregt e Telefonate geführt.
    »Glauben Sie mir, mein lieber Freund, solche Gelegenheiten bieten sich nicht allzu häufig«, sagte Giles. »Aber es ist wirklich erschreckend, wie sorglos manche Institutionen mit ihren Schätzen umgehen, finden Sie nicht auch? Wirklich erschreckend.«
    »Ja, ja«, unterbrach J iang un geduldig. »Und ich kann mir auch vorstellen, dass es etliche Interessenten gibt. Wenn wir über dieselbe Sache sprechen, über das Sung-Schachspiel aus Jade…«
    »Ich spreche natürlich nur im Konditional, mein lieber Jiang. Das müsste klar sein. Falls also ein so prächtiges Set zu erwerben wäre, könnten Sie vielleicht in Ihren Kreisen nachfragen, ob jemand Interesse hätte. In aller Diskretion, versteht sich …«
    Deutlicher hätte der Wink mit dem Zaunpfahl nicht sein können. »Ja doch, ich kenne da jemanden. Er ist General und bekanntermaßen ein leidenschaftlicher Sammler von Jadestücken aus der Sung-Zeit. Vielleicht kennen Sie ihn unter seinem Spitznamen. Man nennt ihn den Jademeister. «
    »Hm, nein, auf Anhieb fällt mir zu diesem Namen nichts ein. Meinen Sie, Jiang, dieser General wäre eventuell interessiert ?«
    »General Tsai ist geradezu erpicht darauf, geplünderte Kunstschätze ins Land zurückzuholen. Sie müssen wissen, er ist ein glühender Patriot.«

    »Aha. Nun, ich müsste sehr bald eine verbindliche Antwort haben. Sie glauben gar nicht, wie es hier zugeht. Das Telefon steht nicht still. Diese Scheichs aus Oman und Kuwait bedrängen mich regelrecht und lassen einfach nicht locker.«
    »Nein!«, platzte es aus Jiang heraus. »Geben Sie

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