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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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mir zwei Stunden! Dieses Schmuckstück muss nach China zurückkehren! «
    So lange brauchte Bryson gar nicht zu warten. Knapp eine Stunde später war der Diplomat erneut in der Leitung. Der General war interessiert.
    »Weil es sich um ein ganz und g ar außergewöhnliches Objekt handelt, muss ich allerdings darauf bestehen, dem Kunden persönlich vorgestellt zu werden«, sagte Bryson, der die Gunst der Stunde nutzte, um seine Bedingungen zu stellen.
    »Aber… aber selbstverständlich«, stammelte Jiang. »Der… Kunde würde auch von sich aus nichts anderes verlangen. Er braucht jeden nur denkbaren Beleg für die Authentizität des Objekts.«
    »Natürlich. Ich werde alle Herkunftsnachweise und Expertisen mitbringen.«
    »Natürlich.«
    »Das Treffen sollte möglichst bald stattfinden. Ich kann nicht lange warten.«
    »Kein Problem. Der Jademeister befindet sich zurzeit in Shenzhen und freut sich auf Ihren Besuch.«
    »Gut. Ich nehme den nächsten Flug. Gleich nach meiner Ankunft werden der General und ich ein erstes Gespräch miteinander führen können.«
    »Was soll das heißen: ein erstes Gespräch … ? «
    »Wir werden zunächst einmal ein oder zwei Stunden unbeschwert miteinander plaudern. Ich zeige ihm Fotos der Schachfiguren, und wenn wir uns gut verstehen, gehen wir einen Schritt weiter.«
    »Werden Sie denn das Schachspiel nicht bei sich haben?«
    »Wo denken Sie hin? Ich würde mich dem Kunden ja regelrecht ausliefern. Man kann heute nicht vorsichtig genug
sein. Es ist mein Prinzip, Geschäfte niemals mit Fremden zu machen.« Er kicherte. »Aber wenn wir uns erst einmal näher gekommen sind und wenn ich ein gutes Gefühl bei der Sache habe, können wir über alles Weitere reden: über die Einfuhr, die schnöden Finanzen und all die anderen langweiligen Details.«
    »Der General wird darauf bestehen, die Jadefiguren begutachten zu können, Giles.«
    »Das soll er ja auch. Aber erst später. China ist für mich eine terra incognita . Ich kenne die Ge pflo genheiten Ihrer Herrschaften nicht und könnte mich ein klein bisschen verunsichert fühlen. Womöglich kommt der General auf die Idee, meine Ware zu konfiszieren und mich in irgendeinen Steinbruch abzuschieben. Wer weiß?«
    »Der General ist ein Ehrenmann, der zu seinem Wort steht«, erwiderte Jiang indigniert.
    »Ach, mein lieber Freund, ich bin während der vergangenen 20 Jahre immer auf Nummer Sicher gegangen. Warum sollte ich auf meine alten Tage fahrlässig werden? Und ausgerechnet den undurchsichtigen Orientalen gegenüber?« Er kicherte; ansonsten war es still in der Leitung. »Außerdem, Sie kennen mich doch: ein Gläschen Reiswein, und mich kann jeder um den Finger wickeln.«
     
    Extravagant herausgeputzt in einer gelben Glacélederweste und einem karierten Seide-Kaschmir-Anzug, kam Giles Hesketh-Haywood auf dem Flughafen Huangtian bei Shenzhen an, wo er von einem Emissär General Tsais in Empfang genommen wurde. Der Mann trug die dunkelgrüne Uniform der Volksbefreiungsarmee und eine der üblichen »Mao«-Kappen mit dem emaillierten roten Stern daran. Ohne sich namentlich vorzustellen, schleuste er Bryson mit versteinerter Miene durch den Zoll und die Schranke der Fremdenpolizei. Das Personal zeigte sich ehrerbietig und verlangte nicht einmal, Brysons Pass zu kontrollieren.
    Das blieb General Tsais Leuten überlassen. Kaum hatte er die Kontrollstelle passiert, wurde er von Tsais Emissär durch eine nicht weiter gekennzeichnete Tür geschoben, hinter der
zwei weitere grün uniformierte Soldaten auf ihn warteten. Einer fiel sofort über sein Gepäck her und ließ keinen Beutel, keinen Reißverschluss ungeöffnet. Der andere filzte ihn von Kopf bis Fuß und schaute sogar unter die Innensohle seiner teuren englischen Lederschuhe. Bryson hatte mit einer solchen Prozedur gerechnet, spielte aber, seiner kapriziösen Rolle entsprechend, den Empörten.
    Eben weil eine solche Inspektion zu erwarten gewesen war, hatte er darauf verzichtet, eine Pistole mitzubringen, zumal eine solche Waffe nicht zum Charakter von Giles Hesketh-Ha ywood gepasst hätte. Das Risiko, erwischt zu werden und somit seine Tarnung auffliegen zu lassen, wäre zu groß gewesen.
    Allerdings war er auch nicht ganz wehrlos angereist. In seinem weichen Ledergürtel befand sich eine Waffe, die dort so gut versteckt war, dass sich das Risiko lohnte. Zwischen zwei Lederstreifen eingenäht, steckte eine flexible Metallklinge, zirka zwei Zentimeter breit und 30 lang; sie bestand aus einer

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