Der Prometheus-Verrat
der Rahmen für das Gitter aus Stahl bestand.
Mit einem Blick durch sein Monokular konnte er sich davon überzeugen, dass der Schacht frei von Alarm auslösenden Infrarotstrahlen war. Da ihm die Sehhilfe ohnehin allmählich lästig wurde, nahm er sie erleichtert vom Kopf und steckte sie weg.
Stattdessen langte er nach dem Funkgerät und meldete sich bei Elena. »Ich steig jetzt ein. Du weißt, was zu tun ist.«
Zweiunddreißigstes Kapitel
V erblüfft starrte der Wachposten auf den Monitor. »John, sieh dir das mal an.« Die Wand des zylindrischen Raums, in dem die beiden saßen, war ein Mosaik aus einzelnen Bildschirmen, die jeweils das Bild einer der vielen Überwachungskameras wiedergaben.
Der zweite Wachposten drehte sich in seinem Sessel herum und schaute seinem Kollegen über die Schulter. Kein Zweifel: An der Grundstücksgrenze war ein Feuer ausgebrochen. Die am Zaun im Westen installierten Kameras 16 und 17 zeigten Flammen, die zwischen den Bäumen am Waldrand aufloderten und dicken Rauch aufsteigen ließen.
»Scheiße«, sagte der zweite Mann. »Wieder so ein verdammtes Buschfeuer. Und nur weil irgendein Blödmann seine Kippe nicht ausgetreten hat.«
»Was machen wir jetzt? Mir ist so was noch nicht untergekommen. «
»Ja, was wohl, du Armleuchter? Feuerwehr anrufen. Und dann Mr. Manning Bescheid geben.«
Auf ein Zeichen von Bryson hin hatte Elena einen Knopf auf ihrer Fernbedienung gedrückt und so die kleinen Zünder aktiviert, die Bryson an die zwölf Rauchpatronen und vier Flammenwerfer angeschlossen hatte. Die auf der Innenseite des Zauns zwischen Gras und Laub liegenden Rauchpatronen erzeugten dicke Wolken aus grauem und schwarzem Rauch, während aus den Flammenwerfern drei Meter hohe Stichflammen aufloderten, wenn auch nur für wenige Sekunden. Mit der nach und nach erfolgenden Zündung sollte nach Brysons Absicht ein Waldbrand simuliert werden, der sich rasch ausbreitete. Dabei waren die Requisiten, die normalerweise bei Spezialeffekten in Film- und Fernsehproduktionen Verwendung fanden, in Wirklichkeit vollkommen harmlos. Dass sie einen echten Brand verursachen würden, stand nicht zu befürchten.
»Feuerwehr Seattle, was gibt’s?«
»Hier ist der Sicherheitsdienst des Anwesens von Gregson Manning. Bitte kommen Sie sofort herüber. Wir haben hier ein großes Feuer, das offenbar im Wald ausgebrochen ist.«
»Danke für den Hinweis, aber unsere Löschzüge sind schon unterwegs.«
»Wie bitte?«
»Wir sind schon benachrichtigt worden.«
»Tatsächlich?«
»Ja, von einem Ihrer Nachbarn. Es scheint wirklich sehr ernst zu sein. Darum schlagen wir vor, dass Sie das Haus so schnell wie möglich evakuieren.«
»Unmöglich. Hier findet zurzeit eine äußerst wichtige Veranstaltung statt, mit Gästen aus aller Welt, sehr bedeutenden Gästen…«
»Umso wichtiger ist es, dass Sie diese Leute in Sicherheit bringen«, entgegnete der Feuerwehrmann. »Und zwar sofort!«
Bryson beeilte sich, die mitgebrachte Winde in den Metallrahmen des Belüftungsschachtes einzuhängen. Dann klinkte er den Karabinerhaken am Ende des Stahlseils in den Gurt, der mit seiner Kombiweste vernäht war.
Dank einer eigens zu diesem Zweck eingebauten Bremsvorrichtung konnte Bryson die Geschwindigkeit steuern, mit der er sich mit Hilfe der Winde abseilte. Als er in den Schacht geklettert war, legte er das Gitter wieder in die Zarge zurück und stieg dann langsam durch den scheinbar endlos langen Schacht nach unten. In der Ferne glaubte er die Sirenen der anrückenden Feuerwehr hören zu können. Sie kam schneller als erwartet. Meter um Meter sank er in die Tiefe. Bald würde er in streng bewachte Bereiche vorstoßen, doch Bryson hoffte darauf, dass der angebliche Waldbrand die volle Aufmerksamkeit der Sicherheitskräfte auf sich lenken würde. Falls er einen Alarm auslöste, würde man wahrscheinlich die auf dem Grundstück eintreffende Feuerwehr dafür verantwortlich machen. Ein
heilloses, panisches Durcheinander wäre die Folge, und für seinen Einbruch konnte es keine bessere Deckung geben. Bryson hatte die Rauchpatronen ausreichend weit von Elenas Posten entfernt platziert, um der Möglichkeit vorzubeugen, dass sie in Verdacht geriet. Dennoch musste sie auf kritische Fragen gefasst sein. Dass sie solche im Ernstfall gut parieren würde, stand für Bryson aber außer Zweifel.
Immer weiter ließ er sich in den Schacht hinunter. Bryson konnte kaum glauben, dass das Parkdeck so tief lag. An der Führungsleine
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