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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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angerufenen Kollegen aus, würde unweigerlich Alarm geschlagen werden – und der ließe sich dann nicht durch irgendwelche Ablenkmanöver konterkarieren.
    Die Fahrstuhltüren bestanden aus gebürstetem Edelstahl. Er drückte den Rufknopf auf der seitlich davon angebrachten Schalttafel, doch das Leuchtsignal, das den Befehl bestätigt hätte, blieb aus. Er drückte ein zweites Mal – wiederum ohne Ergebnis. Offenbar musste in den Ziffernblock über dem Rufknopf zunächst ein Code eingegeben werden,
wahrscheinlich eine vierstellige Zahl. Der dem toten Wachposten abgenommene Ausweis, den er sich an die Weste geheftet hatte, würde ihm hier nichts nützen.
    Er sah sich rings um die Fahrstuhltür nach versteckten Kameras um. Dass es hier welche gab, war mehr als wahrscheinlich, doch er konnte getrost davon ausgehen, dass dank Elenas Manipulation statt der aktuellen Bilder die von gestern auf den Monitoren der Überwachungszentrale zu sehen sein würden. Wenn nicht, hätte Elena ihm Bescheid gegeben. Sie diente ihm jetzt als Auge und Ohr, und er musste sich voll und ganz auf ihre Tüchtigkeit und Umsicht verlassen.
    Gewiss ließen sich die Fahrstuhltüren mit Gewalt öffnen, etwa mit Hilfe eines Brecheisens, was aber alles andere als ratsam war. Ein solcher Eingriff würde womöglich die elektronische Steuerung außer Kraft setzen, und das riefe wiederum unweigerlich die Sicherheitskräfte auf den Plan.
    Bryson hatte vorgesorgt und ein Spezialwerkzeug mitgebracht, das zur Grundausstattung aller Fahrstuhlmonteure gehörte: eine rund 15 Zentimeter lange und drei Zentimeter breite Stahlfeder mit gekröpftem Ende. Diese führte er in den Spalt der oberen Türführung und bewegte sie nach rechts, bis er auf einen Widerstand stieß – die mechanische Sperre. Ein leichter Druck genügte, und die Tür glitt auf.
    Aus dem dunklen, leeren Schacht schlug ihm kalte Luft entgegen. Die Kabine hing irgendwo weiter oben im Haus. Mit einer Halogenlampe leuchtete Bryson in den Schacht. Der kleine helle Lichtkreis fuhr hin und her, auf und ab. Was er auf diese Weise zu sehen bekam, war nicht sehr ermutigend. Er hatte darauf gehofft, mit seiner Steighilfe am Zug- beziehungsweise Stromkabel im Schacht hochklettern zu können. Und nun musste er feststellen, dass es in dieser Anlage solche Kabel überhaupt nicht gab. Der Fahrstuhl wurde vielmehr mit hydraulischer Kraft über eine große Schiene an der Seite auf- und abgeführt. Diese Schiene war gut geschmiert, also viel zu rutschig, um daran hochzuklettern.

    Elena hatte die Archivaufnahmen der Überwachungsanlage gefunden. Sie waren in einer im Stammhaus von Systematix verwalteten Datenbank abgespeichert und ließen sich über das von ihr angezapfte System ohne weiteres abrufen. Zehn Tage digitalisierter Videoaufzeichnungen lagerten dort, geordnet nach Datum und Sicherheitsbereich. Es war ein Leichtes, Material von gestern, auf das heutige Datum umbenannt, ins System einzuspeisen. Die Wachposten in der Überwachungszentrale würden somit keine aktuellen Bilder zu Gesicht bekommen, sondern eine Wiederholung dessen, was genau 24 Stunden zuvor aufgezeichnet worden war. Das funktionierte allerdings nur für jene Bereiche, die von den Kameras 1 bis 18 abgedeckt wurden und in deren Blickwinkel sich im Normalfall nur wenig oder gar nichts bewegte.
     
    In den hinteren Taschen von Brysons Kombiweste steckten superleichte, magnetische Greifwerkzeuge, die hauptsächlich bei Inspektions- oder Wartungsarbeiten an Brücken oder Schiffskörpern und dergleichen zum Einsatz kamen. An Händen und Füßen damit ausgerüstet, stieg er in den mit Metallplatten verkleideten Fahrstuhlschacht ein und hangelte sich Stück für Stück an der Wand hoch – eine mühselige und langwierige Prozedur, zumal er, wenn er das Parterre erreichen wollte, mindestens so hoch klettern musste, wie er sich durch den Parkhausschacht abgeseilt hatte, nämlich über 60 Meter.
    Immerhin konnte er im Schein seiner Lampe die Fahrstuhltür in der untersten Kelleretage erkennen. Ihm war bewusst, dass sich der Fahrstuhl jederzeit in Bewegung setzen und ihm entgegenkommen konnte. Wenn es ihm dann nicht rechtzeitig gelänge, die Magnete zu lösen und sich flach in die 45 Zentimeter tiefe Furche in der Wand zu schmiegen, wäre es um ihn geschehen.
    Schließlich fehlten nur noch rund drei Meter bis zu der Ebene, die mit Nummer 1 gekennzeichnet war. Die Fahrstuhlkabine parkte unmittelbar über dem Ausstieg. Vorsichtig kletterte Bryson zu ihr

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