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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hinauf, löste, einen nach
dem anderen, die Handmagneten von der Wand und setzte sie unter den Kabinenboden, wobei sich nicht vermeiden ließ, dass ein metallisches Klingen laut wurde. Jetzt hing er unter der Kabine, die Beine baumelten über dem Abgrund. Den Blick in die Tiefe hätte er sich lieber ersparen sollen. Zwar litt er nicht direkt unter Höhenangst, doch Gefühle wie Angst und Entsetzen waren ihm durchaus vertraut. Bloß nicht in Panik geraten! Der Aufzug konnte sich jeden Moment in Bewegung setzen. So schnell er konnte hangelte Bryson sich auf die Tür in der Schachtwand zu.
    Dass mir jetzt nur ja keiner den Fahrstuhl ruft! , dachte er. Bitte nicht .
    Vor der Tür fand er auf einem kleinen Sims Halt. Dort ruhte er einen Moment lang aus, schnallte die Magneten ab und steckte sie in die Weste zurück. Dann nahm er die gekröpfte Stahlfeder zur Hand und führte sie durch den oberen Türspalt nach links.
    Die Tür öffnete sich.
    Und wenn jemand auf der anderen Seite direkt davor steht?
    Hoffentlich nicht!
    Immerhin, er war darauf gefasst. Er blickte hinaus in einen spärlich beleuchteten, elegant eingerichteten Flur, der anscheinend zum Haupthaus gehörte. Es war niemand zu sehen. Kurz entschlossen griff er um den Türsturz, schwang sich nach draußen und landete auf blank poliertem Marmor.
    An verschiedenen Stellen im Flur gingen plötzlich Lichter an – offenbar durch den Sicherheitsausweis eingeschaltet, den er bei sich trug.
    Er war im Haus.
     
    Die beiden Männer in der Überwachungszentrale gingen ihre Checkliste durch, eine lästige Routine, die mehrere Male am Tag zu vollziehen war.
    »Kamera 1?«
    »In Betrieb.«

    »Kamera 2?«
    »In Betrieb.«
    »Kamera 3?«
    »In … Augenblick, ja doch, in Betrieb.«
    »War was?«
    »Ich dachte, hinter dem großen Panoramafenster hätte sich was bewegt. Aber es war nur Regen.«
    »Kamera 4?«
    »Nicht zu fassen. Es schüttet wieder wie gestern. Dabei war es zu Beginn unserer Schicht so schön draußen gewesen. Scheißwetter. Meinst du, es geht in Ordnung, wenn ich mal eine kurze Pause einlege?«
    »Eine Pause?«
    »Ja, ich bin mit dem Mustang Cabrio hier und hab das Verdeck offen gelassen.«
    »Stehst du denn nicht in der Tiefgarage?«
    »Nein, ich war heute ziemlich spät dran«, gestand der Wachposten. »Also bin ich auf den Parkplatz vorm Haus gefahren. Ich will nur eben raus, das Verdeck zumachen, ehe das Leder ruiniert wird.«
    Charles Ramsey, der Sicherheitschef, stöhnte genervt. »Wenn’s denn sein muss. Dann mach halt ’ne Pause, aber nicht zu lange.«
     
    Vor Erschöpfung und Anspannung schlug Bryson das Herz bis zum Hals. Er wandte sich dem dunkel drohenden Loch des offenen Fahrstuhlschachtes zu, um die Tür von Hand wieder zu schließen. Ein Sturz wäre fatal. Eigentümlich, erst jetzt, da er die eigentliche Gefahr hinter sich gelassen hatte, wurde sie ihm nachdrücklich bewusst.
    Plötzlich bemerkte er am äußersten Rand seines Gesichtsfeldes eine Bewegung, ein kurzes Flackern von Licht. Er wirbelte herum und sah einen Wachposten, der schon auf ihn zugestürzt kam, um ihn zu Boden zu reißen. Bryson wich ihm aus, wehrte den Fausthieb ab, mit dem der Posten nachzusetzen versuchte, bekam dessen rechten Unterarm zu packen und trat ihm gleichzeitig mit dem Stiefelspann in die Kniekehlen. Der Mann knickte ein, konnte sich aber schnell
wieder fangen und langte nach seiner Waffe, die im Halfter an der Hüfte steckte.
    Ein Fehler, dass er die nicht längst gezogen hat , dachte Bryson. Er nutzte die Gunst des Augenblicks und trat ihm mit Wucht zwischen die Beine. Schreiend taumelte der Mann zurück, auf den offenen Aufzugschacht zu. Aber irgendwie gelang es ihm doch, die Pistole zu ziehen und in Schussposition zu bringen. Bryson sprang nach links weg, um sein Gegenüber zu irritieren, stürzte sich dann auf ihn und trat ihm die Waffe aus der Hand.
    »Verdammtes Schwein!«, brüllte der Wachposten und wich mit ausgestreckten Armen zurück in dem Versuch, die Pistole aufzufangen. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein geradezu empörter Ausdruck, als er plötzlich ins Leere trat und keinen Boden mehr unter den Füßen spürte, nichts, was seinen Sturz gebremst hätte. In dem vergeblichen Bemühen, irgendwo Halt zu finden, fuchtelte er mit den Händen in der Luft herum. Er stieß einen fürchterlich gellenden Schrei aus, der in dem tiefen Schacht gespenstisch widerhallte, einen lang gezogenen Schrei, der während seines Falls allmählich leiser wurde, bis er

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