Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Sachen Schach«, murmelte Bryson vor sich hin. »Was soll das heißen?«
    »Es heißt, dass er, wenn er eine Laufbahn als Schachspieler eingeschlagen hätte, selbst Leuten wie Spassky und Fisher überlegen gewesen wäre«, antwortete Dunne. »Schade, dass ihm eine solche Herausforderung nicht groß genug war.«
    »Fotos können gefälscht werden, besonders leicht, wenn sie als digitale Datensätze vorliegen … «, gab Bryson zu bedenken.
    Dunne fiel ihm ins Wort. »Wem wollen Sie hier eigentlich etwas weismachen, mir oder sich selbst? Übrigens liegen uns von den meisten Fotos auch die Originale vor, die Sie, wenn es Sie glücklich macht, überprüfen dürfen. Ich kann Ihnen versichern, dass wir selbst genau hingesehen haben, nicht zuletzt mit Hilfe eines Mikroskops. Fast hätten wir von der Sache nie erfahren. Aber dann kam die große Wende, und wir erhielten – mirabile dictu , Professor – Zutritt zu verschiedenen Kreml-Archiven. Eine größere Summe Geld wechselte den Besitzer, und es tauchten verschollene Akten auf. Mit denen allein hätten wir kaum etwas anfangen können, wenn uns da nicht ein paar Überläufer zu Hilfe gekommen wären. Für sich genommen, waren deren Hinweise wiederum wenig aufschlussreich, aber im Kontext mit den Kreml-Akten wurden die Zusammenhänge allmählich klar. Und auf diesem Weg erfuhren wir von Ihnen, Nick. Inhaltlich sprang aber nicht viel dabei heraus, weil die Hintermänner
ihre Operationen extrem klein segmentiert hatten, genau so, wie es auch Terrorzellen tun.
    Wir haben also unsere Wissenslücken zu füllen versucht, womit wir die vergangenen drei Jahre in streng geheimem Auftrag sehr intensiv beschäftigt waren. Trotzdem ist es uns bislang nicht gelungen, die Hintermänner zu identifizieren – bis auf einen, Ihren Freund Gennadi Rosowski. Eines muss man ihm lassen: Er hat Humor. Wissen Sie, nach wem er sich benannt hat? Edmund Waller war der Name eines geheimnisvollen Poeten aus dem 17. Jahrhundert. Hat Waller jemals mit Ihnen über den englischen Bürgerkrieg gesprochen?«
    Bryson schluckte unwillkürlich und nickte.
    »Das wird Ihnen gefallen, ganz bestimmt: Während der Zeit des Interregnums schrieb dieser Edmund Waller flammende Lobgedichte auf Cromwell, den Lord Protector. Gleichzeitig aber hatte er sich an einer royalistischen Verschwörung beteiligt, weshalb er nach der Restauration vom königlichen Gerichtshof mit großen Ehren ausgezeichnet wurde. Interessant, nicht wahr? Ihr alter Freund benennt sich nach dem größten Doppelagenten der englischen Lyrik. Über diesen Witz wird man sich in Ihrem Gelehrtenkreis doch bestimmt ausschütten vor Lachen.«
    »Sie behaupten also, dass ich als College-Student von einer Art – wie soll ich sagen? – Handlangerorganisation rekrutiert worden bin und dass alles, was ich danach geleistet habe, nur eine Farce war. Habe ich Sie richtig verstanden? « Brysons Stimme klang bitter und skeptisch zugleich.
    »Allerdings haben die schrägen Machenschaften schon früher begonnen, sehr viel früher.«
    Er drückte ein paar Schalter auf der Konsole und ließ andere Bilder auf den Schirmen aufleuchten. Links war Brysons Vater, General George Bryson, zu sehen, ein kräftiger, gut aussehender Mann mit kantigem Kinn; ihm zur Seite stand seine Frau Nina Loring Bryson, eine zarte, herzensgute Frau, die, von Beruf Klavierlehrerin, ihrem Mann rund um die Welt von einer Kaserne zur anderen gefolgt war und
sich nie auch nur mit einem Wort darüber beklagt hatte. Das rechte Bild – wiederum sehr grobkörnig und offenbar Polizeiakten entnommen – zeigte ein total demoliertes Autowrack auf einer verschneiten Bergstraße. Bryson war wie vor den Kopf geschlagen. Nach all den Jahren war der Schmerz noch immer unerträglich.
    »Gestatten Sie, dass ich Ihnen eine Frage stelle, Bryson. Haben Sie tatsächlich an einen Unfall geglaubt? Sie waren 15 Jahre alt, ein Eliteschüler, ein Sportass, der Idealtyp des amerikanischen Jugendlichen. Auf einen Schlag kommen beide Elternteile ums Leben. Sie kommen zu den Großeltern …«
    »Onkel Pete«, sagte Bryson tonlos. »Peter Munroe.«
    »Ja, der Name, den er angenommen hatte. Ursprünglich hatte er einen anderen. Er hat bestimmt, auf welches College Sie gehen, und auch viele andere Entscheidungen für Sie getroffen – Entscheidungen, mit denen sichergestellt war, dass Sie am Ende bei der richtigen Adresse landeten: beim Direktorat.«
    »Sie sagen, dass meine Eltern vorsätzlich ermordet wurden«, wiederholte

Weitere Kostenlose Bücher