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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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worden. Die Widerstandskräfte im Land hatten sich von diesem Rückschlag nie erholen können. Diese Operation war, wie es ein berühmter amerikanischer Geheimdienstanalytiker ausdrückte, der Grundstock des sowjetischen Staates.
    »Jetzt sind Sie es, der aus der Vorgeschichte referiert«, sagte Bryson ungehalten und rutschte nervös hin und her.
    »Unterschätzen Sie nie die Kraft der Inspiration«, sagte Dunne. »Anfang der 60er Jahre gab es bei der GRU, der militärischen Aufklärung der Sowjets, eine Hand voll heller Köpfe … wenn das kein Widerspruch in sich ist.« Er kicherte. »Nun, diese Leute befanden, dass die eigenen Geheimdienste allesamt schlaff und ineffektiv seien und sich aus demselben Trog an Desinformation bedienten, den sie zur Täuschung anderer aufgestellt hatten, kurz: nicht viel taugten. Warum? Weil sie jede Menge Zeit damit verbrachten, den eigenen Spuren zu folgen. Das waren wirklich schlaue Kerle, Superhirne; sie nannten sich selbst Schakmatisti, Schachspieler, die sie auch tatsächlich waren. Sie verabscheuten ihre dusseligen Agenten und hatten nur Verachtung übrig für je ne Amerikaner, die mit ihnen kooperierten. Sie waren in ihren Augen armselige Dilettanten und Verlierer. Die Schachspieler nahmen nun den alten Trust noch einmal unter die Lupe, um ein paar nützliche Dinge daraus zu lernen, und kamen – übrigens genau wie wir – zu dem Schluss, dass es günstig wäre, die pfiffigsten Agenten aus dem Feindeslager für eigene Zwecke einzuspannen. Und sie glaubten auch zu wissen wie – übrigens wiederum genau wie wir: nämlich mit dem Versprechen, ein Leben voller Abenteuer garantieren zu können.«
    »Ich kann nicht ganz folgen.«
    »Das konnten wir bis vor kurzem auch nicht. Erst in den letzten Jahren erfuhr die CIA von der Existenz des Direktorats und – wichtiger noch – was es mit ihm auf sich hat.«

    »Unsinn.«
    »Das ist kein Unsinn, sondern Schach in Vollendung. Wir sprechen vom größten Spionagecoup der Nachkriegszeit, einem fantastisch listigen Husarenstück. Es war nicht weniger raffiniert als das, was man mit der Operation Trust seinerzeit abgezogen hatte. Der Meisterzug j ener GRU-Genies bestand darin, eine Infiltrationsoperation direkt auf feindlichem Boden, auf unserem Boden, durchzuführen. Sie installierten eine höchst geheime Spionageagentur, besetzt mit allerbesten Kräften, die keine Ahnung davon hatten, von wem sie ihre Befehle erhielten. Hinsichtlich der *Führungsebene war immer nur vom ›Konsortium‹ die Rede, und für die eigene Arbeit galt klipp und klar, dass nicht einmal höchste Regierungsstellen davon Kenntnis haben durften. Und darin bestand das Geniale dieser Konstruktion. Niemand, schon gar nicht die Regierung, durfte wissen, woran man gerade arbeitete. Ich spreche von guten, rechtschaffenen Amerikanern, die morgens ihren Maxwell-Kaffee tranken, ihre Schnitte Wonder Bread toasteten, in ihrem Buik oder Chevy zur Arbeit fuhren und im Auslandseinsatz ihr Leben aufs Spiel setzten – aber nie in Erfahrung bringen sollten, wer ihre wahren Arbeitgeber waren. Und es lief alles wie am Schnürchen.«
    Bryson konnte Dunnes sarkastische Ausführungen nicht länger ertragen. »Verdammt noch mal, es reicht! Das ist doch alles erstunken und erlogen! Sie glauben doch nicht etwa, dass ich Ihnen diesen Schwachsinn abkaufe. Sie sind ja nicht ganz bei Trost.« Er stand hastig auf. »Bringen Sie mich hier raus, aber schnellstens. Ich habe keine Lust, Ihrem Schmierenstück länger zuzuhören.«
    »Ich habe nicht erwartet, dass Sie mir auf Anhieb glauben. « Dunne verzog keine Miene. »Und ich verstehe gut, dass Sie diese Geschichte nicht wahrhaben wollen. Aber, bitte, gedulden Sie sich noch eine Weile.« Er deutete auf einen der beiden Bildschirme. »Kennen Sie diesen Mann?«
    »Ted … Edmund Waller«, stammelte Bryson. Auf dem Foto war Waller noch sehr viel jünger, kräftig gebaut, aber
nicht fettleibig; er trug eine Uniform der russischen Armee und schien an einer Parade auf dem Roten Platz teilzunehmen. Im Hintergrund war ein Teil der Kreml-Mauer zu sehen. Am Bildrand wurden in Laufschrift biografische Daten eingeblendet: »Name: GENNADI ROSOWSKI; geb. 1935 in WLADIWOSTOK. Wunderkind in Sachen Schach. Seit dem siebten Lebensjahr von einem Muttersprachler in amerikanischem Englisch ausgebildet. Hochschulabschlüsse in Staatspolitik und militärische Wissenschaften.« Es folgte eine Liste von Orden und anderen militärischen Auszeichnungen.
    »Wunderkind in

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