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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sagen. Angenommen, es passiert etwas Schlimmes, das den Vereinigten Staaten angelastet werden könnte. Ich würde darauf wetten, dass er an die Macht kommt. Durch demokratisch durchgeführte Wahlen? Jede Menge Russen würden sagen: Scheiß drauf. In Peking gibt es sowohl im Nationalen Volkskongress als auch im Zentralkomitee starke reaktionäre Strömungen. Ganz zu schweigen von der Volksbefreiungsarmee, die in der chinesischen Politik eine große Rolle spielt. Wie auch immer, es geht um viel Geld und um viel Macht. Manche Beobachter glauben, dass sich übrig gebliebene Schakmatisti mit ihren Brüdern in Peking zusammentun. Auch das sind bloß vage Vermutungen. Bescheid wissen nur diejenigen, um die es geht, und die halten sich bedeckt.«
    »Wenn Sie tatsächlich glauben, dass ich Handlanger in einem der größten Schwindel gewesen bin, den die Welt erlebt hat, wozu zum Teufel brauchen Sie mich dann?«
    Dunne sah seinem Gegenüber lange in die Augen und sagte dann: »Sie sind bei einem ihrer Superhirne, einem ihrer Gründer, in die Lehre gegangen, bei Gennadi Rosowski, der in Russland den Spitznamen Wolschebnik trägt: Zauberer. Was sind Sie demnach?« Wieder artete Dunnes Lachen in krampfhaftes Husten aus. »Ein Zauberlehrling.«
    »Verdammt!«, platzte es aus Bryson heraus.
    »Sie wissen, wie Waller tickt. Sie waren sein bester Schüler. Ahnen Sie, worum ich Sie bitte?«
    »Ja«, antwortete Bryson mit düsterer Miene. »Sie wollen, dass ich in den Laden zurückkehre.«

    Dunne nickte. »Wir versprechen uns sehr viel von Ihnen. Ich könnte an Ihren Patriotismus appellieren, an Ihr besseres Ich. Aber, verdammt noch mal, ich finde, Sie schulden uns etwas.«
    Bryson schwirrte der Kopf. Er wusste nicht, was er denken, geschweige denn sagen sollte.
    »Nichts für ungut«, fuhr Dunne fort, »aber wenn wir versuchen wollen, Witterung von ihnen aufzunehmen, sollten wir den besten Spürhund ausschicken, den es gibt. Verzeihen Sie den Vergleich.« Er spielte nun schon so lange an der unangesteckten Zigarette herum, dass sie zu krümeln begann. »Aber Sie sind der Einzige, der weiß, wie sie riechen.«

Viertes Kapitel
    E ine intensive Mittagssonne bleichte die Gebäude an diesem besonderen Abschnitt der K Street und spiegelte sich in den getönten Fensterscheiben. Bryson beobachtete die Nummer 1324, ein Gebäude, das ihm vertraut und zugleich fremd erschien. Schweiß lief ihm über das Gesicht und durchfeuchtete das weiße Hemd. Er stand am Fenster eines verlassenen Bürohauses, ein kleines Fernglas vor den Augen, das er diskret in der Hand verschwinden lassen konnte. Kein Zweifel, der Immobilienmakler, von dem er den Schlüssel der zur Miete angebotenen Büroetage bekommen hatte, fand es bestimmt sehr merkwürdig, dass dieser Interessent, der sich als Geschäftsmann ausgegeben hatte, ein paar Minuten allein sein wollte, um ein »Gefühl« für die Räumlichkeiten entwickeln und ihr »Feng-Shui« ergründen zu können. Der Makler hielt Bryson wahrscheinlich für einen versponnenen, New-Age-bewegten Kauz, hatte aber seinem Wunsch entsprochen und war hinausgegangen.
    Brysons Puls raste und pochte in den Schläfen. Was seinem ehemaligen Freund und Chef als Hauptquartier diente und ihm selbst lange Zeit ein Heimatstützpunkt gewesen war, Zuflucht und Insel der Kontinuität und Rückversicherung in einer sich ständig wandelnden Welt voller Gewalt – dieses Gebäude wirkte jetzt nur noch abstoßend und hässlich auf ihn. Eine gute Viertelstunde betrachtete er es aus dem dunklen Raum der gegenüberliegenden Büroetage , bis sich der Immobilienmakler klopfend an der Tür meldete und wissen wollte, ob er sich inzwischen entschieden habe.
    Kein Zweifel: In 1324 K Street hatte es Veränderungen gegeben, zwar nur kleine, doch sie fielen auf. Die am Eingang angebrachten Schilder mit den Namen der Einlieger waren gegen andere Namensschilder ausgetauscht worden.
Laut Auskunft von Harry Dunne hatte das Direktorat seinen Stammsitz in der K Street aufgegeben, was Bryson aber so ohne weiteres nicht glauben mochte. Das Versteckspiel hatte sein ehemaliger Arbeitgeber perfekt beherrscht. Wie hatte Waller immer so treffend gesagt? Nackt ist die beste Verkleidung .
    War das Direktorat hier tatsächlich nicht mehr untergebracht? Der VERBAND DER AMERIKANISCHEN TEXTILINDUSTRIE und die GENOSSENSCHAFT DER AMERIKANSICHEN GETREIDEPRODUZENTEN hätten als Tarnung ebenso gut getaugt wie deren fiktive Vorgänger. Aber weshalb dieser Wechsel? Und all die

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