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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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anderen Veränderungen? Während der viertelstündigen Observation war Bryson aufgefallen, dass in 1324 K Street ungewöhnlich viele Leute ein- und ausgingen, sehr viel mehr, als es die Größe der Belegschaft des Direktorats und seiner Mitmieter hätte erwarten lassen. In diesem Haus musste also etwas anderes vor sich gehen.
    Vielleicht hatte Dunne doch Recht. Aber Brysons Frühwarn-Sensorium war angeregt worden. Nur ja nicht dem bloßen Anschein aufsitzen; alles hinterfragen . Noch so einer von Wallers Sprüchen, und der galt natürlich auch im Hinblick auf Waller selbst – wie auch auf Dunne und alle anderen in dieser Branche.
    Die Frage, wie er, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, das Gebäude würde betreten können, beschäftigte ihn nun schon seit Stunden, und zwar auf dieselbe Art und Weise, wie er früher x-beliebige Einsatzprobleme zu lösen versucht hatte. Er spielte im Geiste Dutzende von Möglichkeiten durch, die er aber alle verwarf, weil die damit verbundenen Risiken unverhältnismäßig höher waren als ihr potenzieller Nutzen. Dann erinnerte er sich wiederum an eine von Wallers – Gennadi Rosowski, verdammt noch mal – Maximen: Im Zweifelsfall immer durch den Haupteingang . Mit Dreistigkeit kam man eben manchmal schneller ans Ziel.
    Aber wie alles in diesem Job musste auch eine solche Dreistigkeit doppelbödig sein. Er dankte dem Makler, bekundete sein Interesse und bat ihn, einen Mietvertrag aufzusetzen.
Dann reichte er ihm eine seiner gefälschten Visitenkarten und sagte, dass er in Termindruck sei und sich beeilen müsse.
    Er näherte sich dem Haupteingang des gegenüberliegenden Gebäudes, hypersensibel auf plötzliche Bewegungen oder Veränderungen gefasst, die als Gefahrensignal hätten gedeutet werden können.
    Wo war Ted Waller?
    Wo steckte die Wahrheit?
    Der Verkehrslärm ringsum schien anzuschwellen und Überhand zu nehmen. » Nur so werden Sie die Wahrheit erfahren. «
    »Welche Wahrheit?«
    »Wie wär’s fürs Erste mit der eigenen? «
    Aber wo lag die Wahrheit? Wo die Lüge?
    »Sie halten sich für einen Helden … Sie glaubten über dieses ultrageheime, so genannte Direktorat ihrem Land zu dienen .«
    Schluss damit! Das ist Wahnsinn!
    Elena? Du auch? Liebe meines Lebens, genauso plötzlich verschwunden, wie du mir begegnet warst.
    »Sie glauben, fünfzehn Jahre lang Ihrem Land gedient zu haben.«
    All das Blut, das ich vergossen habe, die unsäglichen Ängste, die zahllosen Male, dass ich nur knapp mit dem Leben davongekommen bin oder anderen das Leben genommen habe?
    » Wir sprechen vom größten Spionagecoup der Nachkriegszeit, einem enorm listigen Husarenstück.«
    »Sie sagen, mein ganzes Leben sei ein… einziger großer Schwindel .«
    »Wenn es Sie tröstet: So wie Ihnen ist es auch anderen ergangen. Dutzenden. Nur waren Sie der spektakulärste Erfolg.«
    Irrsinn!
    »Sie sind der Einzige, der weiß, wie sie riechen.«
    Jemand rempelte ihn an. Bryson duckte sich und fuhr herum, bereit für einen Angriff. Aber es war niemand, den er
zu fürchten hatte, sondern nur ein großer, sportlicher Mann mit Sporttasche und Squash-Schläger. Er blickte so erschrocken drein, dass sich Bryson zu einer Entschuldigung bemüßigt fühlte. Der junge Mann suchte verstört das Weite.
    Stell dich der Vergangenheit, der Wahrheit .
    Inzwischen hatte er akzeptieren müssen, dass Ted Waller tatsächlich nicht Ted Waller war. Bryson verfügte immer noch über seine ganz eigenen Kontakte zum ehemaligen KGB beziehungsweise GRU, zu Männern, die in Pension gegangen waren oder in alter Funktion anderen zahlungskräftigen Herren dienten. Er hatte Erkundigungen eingeholt, Informationen gesammelt, Daten überprüft. Er hatte jede Menge Telefongespräche geführt und belanglos klingende, aber für Eingeweihte sehr bedeutungsvolle Formulierungen verwendet, woraufhin andere Männer kontaktiert wurden, Männer, die Bryson aus seinem vergangenen Leben kannte, das er längst zurückgelassen zu haben glaubte. Ein Diamantenhändler aus Antwerpen; ein Geschäftsmann und Anwalt aus Kopenhagen; ein in Moskau ansässiger hochdotierter »Experte« für internationalen Handel – allesamt frühere GRU-Agenten, die sich zwar aus der Welt der Spionage zurückgezogen hatten, aber noch jede Menge brisantes Material in Schließfächern oder in ihren sehr gescheiten Köpfen aufbewahrten. Sie waren alle ziemlich überrascht oder verunsichert darüber gewesen, von einem Mann angerufen zu werden, der früher in einschlägigen Kreisen

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