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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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legendären Ruhm genossen und sich im Austausch für Informationen und Hilfe immer großzügig gezeigt hatte.
    Nach all diesen Gesprächen, Aktenstudien und Vergleichen von Dokumenten stand zweifelsfrei fest: Gennadi Rosowski und Ted Waller waren ein und dieselbe Person.
    Ted Waller – Brysons Trauzeuge, Boss, Vertrauter, Arbeitgeber – war in Wirklichkeit ein Geheimagent des GRU. Wieder einmal hatte der CIA-Mann Harry Dunne Recht behalten. Kaum zu fassen!

    Als er die Eingangshalle betrat, fiel ihm sofort auf, dass die Intercom-Tafel entfernt worden war, an der er früher seinen von Mal zu Mal aktualisierten Code eingegeben hatte. An ihrer Stelle befand sich nun ein von Glas abgedecktes Verzeichnis der Firmen und Organisationen, die hier ein Büro unterhielten. Unter jedem dieser Namen stand eine Liste des leitenden Personals und deren jeweiliger Büronummer. Es überraschte Bryson, dass die Verbindungstür ohne Verschlussmechanismus oder Sperre war und sich ohne weiteres öffnen ließ. Hier konnte jeder ein- und ausgehen.
    In dem Raum jenseits der Doppeltür, die nunmehr aus einfachem Fensterglas zu bestehen und nicht mehr kugelsicher zu sein schien, hatte sich auch einiges verändert. Hinter einem Rezeptionsschalter – einem großen Halbrund aus Marmor – saß ein Mann, der Pförtner und Empfangschef in einem war. Der j ung e Farbi ge in blauem Blazer und mit roter Krawatte zeigte nur wenig Interesse an Bryson.
    »Ich habe eine Verabredung mit…«, er stockte einen kleinen Moment lang und rief sich einen der auf dem Verzeichnis im Eingangsbereich aufgeführten Namen ins Gedächtnis. »John Oakes vom Verband der amerikanischen Textilindustrie. Mein Name ist Bill Thatcher; ich vertrete den Kongressabgeordneten Rudy Vaughan.« Bryson sprach mit leicht texanischem Akzent; als einflussreicher Abgeordneter aus Texas und Vorsitzender einschlägiger Ausschüsse hatte Vaughan dem Verband der Textilindustrie durchaus einiges zu sagen.
    Es folgte das übliche Prozedere. Der Wachposten rief im Büro des genannten Verbandsdirektors an. Dessen Assistent wusste nichts vom anstehenden Besuch eines Vertreters des Kongressabgeordneten Vaughan, sagte aber, dass er sich geehrt fühle, ihn begrüßen zu dürfen. Eine beschwingte junge Frau mit weißblondem Haar kam wenig später nach unten, führte Bryson zum Aufzug und entschuldigte sich für das Durcheinander und den ungebührlichen Empfang.
    Sie stiegen im dritten Stock aus und trafen gleich am Fahrstuhl auf einen blonden Mann, der sein Haar offenbar
nachgetönt hatte, einen teuren Anzug trug und ein bisschen zu gelackt wirkte. Er stellte sich als Mr. Oakes vor und war von geradezu überschwänglicher Herzlichkeit. »Wir sind so dankbar für Mr. Vaughans Unterstützung«, schwärmte er und schüttelte Bryson mit beiden Händen die Hand. Mit gesenkter Stimme, so als wolle er Bryson ein Geheimnis anvertrauen, fügte er hinzu: »Ich weiß, dass sich Mr. Vaughan für ein starkes Amerika einsetzt, das frei bleibt von billigen, minderwertigen Importen. Stoffe von Mauritius ! Das ist doch wahrhaftig nicht, was unser Land braucht. Und ich bin froh, dass der Abgeordnete Mr. Vaughan ebenso denkt.«
    »Mr. Vaughan würde gern mehr über Ihre Initiative für international verbindliche Laborstandards wissen«, sagte Bryson und sah sich in dem Flur um, durch den sie gerade schlenderten und der ihm früher einmal sehr vertraut gewesen war. Aber von der alten Belegschaft war keiner zu sehen, weder Chris Edgecomb noch irgendjemand anderes, den Bryson hätte wiedererkennen können. Da war auch nichts übrig geblieben von den Fernmeldestationen und -modulen oder den Monitoren der Satellitenanlage. Das gesamte Mobiliar war ausgetauscht, ein neuer Boden verlegt worden, das kleine Waffenarsenal restlos verschwunden und durch ein Besprechungszimmer mit Trennwänden aus Rauchglas ersetzt und einem teuer aussehenden Mahagonitisch samt Stühlen.
    Der geschniegelte Verbandsvertreter führte Bryson in sein Büro und bat ihn, Platz zu nehmen. »Wenn wir richtig informiert sind, kandidiert Mr. Vaughan im nächsten Jahr für eine Wiederwahl«, sagte Oakes. »Für uns steht außer Frage, dass wir nur Kongressmitglieder unterstützen können, denen an einer starken amerikanischen Wirtschaft gelegen ist.«
    Bryson nickte gedankenverloren und sah sich um. In diesem Büro hatte einst Ted Waller gesessen. Jetzt war auch der letzte Zweifel zerstreut. Um eine nur fiktive Organisation, die lediglich als Cover

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