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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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fungierte, gelegentlich auch als Organisator von Mordanschlä gen. Als Person war Coleridge, wenn überhaupt, immer nur flüchtig in Erscheinung getreten; sein Name aber hatte sich herumgesprochen, und nur darauf kam es an. Er hatte zwar seit sieben Jahren nichts mehr von sich hören lassen, was aber in diesem Geschäft keine Seltenheit war.
    Harry Dunne hatte Bryson gedrängt, sich eine neue Pseudoidentität zuzulegen, die dann von den CIA-Spezialisten in Sachen »Authentisierung und Validisierung«, den Meistern der Fälschung aus der Abteilung für technische Dienste, mit den entsprechenden Dokumenten ausgestattet worden wäre. Aber Bryson hatte sich dagegen gesträubt. Er wollte keine undichten Stellen riskieren, keine Spuren innerhalb des Verwaltungsapparates legen. Und schließlich war ja auch noch nicht sicher, ob er Harry Dunne trauen konnte. Dunnes Organisation traute er jedenfalls nicht. Bryson kannte zu viele Beispiele für folgenschwere undichte Stellen, Fauxpas und Indiskretionen, die auf die Kappe der CIA gingen. Nein, vielen Dank, für seine Tarnung sorgte er lieber selbst.
    Doch Bryson hatte Calacanis nie zuvor gesehen, kein einziges Mal seinen Fuß auf die Spanish Armada gesetzt, und von Basil Calacanis wusste man, dass er sich über jeden, der ihn besuchen wollte, sehr genau erkundigte. In diesem Gewerbe verbrannte man sich allzu leicht die Finger. Entsprechend gründlich hatte sich Bryson auch auf seinen Besuch an Bord des Schiffes vorbereitet.
    Er hatte ein Waffengeschäft angeleiert. Noch war kein Geld geflossen, doch er hatte Kontakt zu einem deutschen Waffenhändler aufgenommen, dem er in seiner Rolle als
Coleridge schon einige Male über den Weg gelaufen war. Dieser Mann wohnte in einem Luxushotel in Toronto und war Schlüsselfigur in einem Schmiergeldskandal, der die deutsche Christlich Demokratische Union in arge Bedrängnis gebracht hatte. Um nicht in Deutschland vor Gericht gestellt zu werden, blieb er in Kanada auf Tauchstation. Allerdings ging ihm, wie man wusste, allmählich das Geld aus. Bryson war also nicht überrascht, als sich der Deutsche an Coleridges Offerte außerordentlich interessiert zeigte.
    Bryson hatte streuen lassen, dass er – das heißt Coleridge – eine Gruppe von Generälen aus Zimbabwe, Ruanda und dem Kongo vertreten würde, die bestimmte schwere Waffen kaufen wollten, die nur über Calacanis zu beschaffen waren. Coleridge war realistisch genug, zu erkennen, dass er diesen Deal nur dann würde makeln können, wenn man ihm Zutritt zu Calacanis’ Waffenbazar gewährte. Falls der Deutsche, der mit Calacanis schon häufig Geschäfte gemacht hatte, ihm dazu verhelfen konnte, sollte er eine ordentliche Provision erhalten – leichtes Geld für ein einfaches Empfehlungsschreiben, per Fax an Calacanis’ Schiff geschickt.
    Als Bryson und die anderen Passagiere aus dem Hubschrauber ausstiegen, trat ein junger, kräftig gebauter Mann mit schütteren roten Haaren auf sie zu und schüttelte ihnen unterwürfig lächelnd die Hand. Er grüßte, ohne Namen zu nennen, stellte sich aber selbst als Ian vor.
    »Schön, dass Sie vorbeigekommen sind«, sagte Ian im Akzent der britischen Upperclass, fast so, als würde er alte Peers begrüßen, die gekommen waren, um einem alten Freund zu helfen. »Ein herrlicher Abend, den Sie sich für Ihren Besuch ausgesucht haben – ruhige See, Vollmond … Was will man mehr? Und Sie kommen gerade rechtzeitig zum Dinner. Wenn Sie sich bitte gleich dorthin begeben würden?« Er deutete auf drei breitschultrige, mit Maschinenpistolen bewaffnete Wachen, die neben der Landestelle auf sie warteten. »Tut mir schrecklich Leid, dass ich Ihnen das zumuten muss, aber Sie kennen ja Sir Basil.« Er lächelte schuldbewusst und zuckte mit den Achseln. »Wie sehr er auf Sicherheit bedacht ist. Aber Sir Basil kann dieser Tage gar nicht vorsichtig genug sein.«

    Die stämmigen Wachen filzten die vier Ankömmlinge nach allen Regeln der Kunst und musterten sie mit argwöhnischen Blicken. Der Ire regte sich darüber auf und blaffte den Mann, der ihn filzte, verärgert an, hielt aber trotzdem still. Bryson hatte mit diesem Ritual gerechnet und deshalb darauf verzichtet, eine Waffe einzustecken. Der Wachposten, der ihn überprüfte, klopfte die üblichen Stellen ab und auch alle anderen, fand aber natürlich nichts. Dann forderte er Bryson auf, seine Aktentasche zu öffnen. »Und die Papiere«, sagte er in einem Akzent, den Bryson als sizilianisch

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