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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Vance Gifford ist aktiver Agent des Direktorats . Daran konnte für Bryson kein Zweifel mehr bestehen.
    Er war schon aktiv gewesen, als sie sich vor acht oder neun Jahren im Ostsektor begegnet waren, bei einem Treffen im Miramar Hotel von Kowloon. Wir kannten uns kaum, unterhielten uns ungefähr eine Stunde lang über Geschäftliches, über verdeckte Finanzierung und Kautionen und dergleichen.
Über die Rolle des jeweils anderen im Direktorat wusste der eine vom anderen natürlich nicht .
    Und Gifford war offenbar immer noch aktiv, denn sonst hätte Calacanis ihn nicht gerufen, um diesen vermeintlichen Prototyp zu begutachten.
    »War’s in Hongkong? Taipeh? Sie kommen mir auch bekannt vor«, sagte Bryson leicht blasiert, scheinbar amüsiert über den Zufall. In Wirklichkeit aber raste sein Herz. Er spürte, wie ihm der Schweiß auf der Stirn ausbrach. Seine Instinkte als Agent waren immer noch intakt und sensibel; allerdings hatte er seine Emotionen nicht mehr so gut im Griff wie früher. Gifford weiß, wer ich bin , ahnte er. Er weiß zwar nicht, weshalb ich an Bord bin, lässt sich als alter Fuchs aber erst einmal auf mein Spiel ein. Dem Himmel sei Dank . »Wo und wann es auch gewesen sein mag – schön, Sie wiederzusehen. «
    »Für neues Spielzeug bin ich immer zu haben«, sagte Gifford alias Jenrette beiläufig. Er musterte Bryson mit scharfem Blick. Natürlich weiß er, dass ich ausgeschieden bin . Die Nachricht von einem verbrannten Direktoratsagenten machte blitzschnell die Runde, denn es musste ja verhindert werden, dass der Geschasste auf eigene Faust weitermachte. Aber weiß er über die Hintergründe meiner Entlassung Bescheid? Sieht er mich als Feind an? Oder vielleicht als Neutrum? Nimmt er womöglich an, dass ich eigenen Geschäften nachgehe, wie so viele Ex-Kollegen, die nach dem Ende des Kalten Krieges in den Waffenhandel umgestiegen sind? Wie auch immer, Gifford ist nicht auf den Kopf gefallen. Er weiß, dass es sich hier im Fall dieser gestohlenen Verschlusssache nicht um einen x-beliebigen Deal handelt, auch wenn an Bord dieses schwimmenden Schwarzmarktes nichts mit gewöhnlichen Dingen zugeht .
    Wie geht es jetzt weiter? Er könnte das Angebot für einen Köder mit Haken halten. Dann würde er annehmen, dass ich für einen anderen Dienst arbeite und vielleicht sogar die Seiten gewechselt habe. Mit Haken versehene Köder waren immer schon die klassischen Mittel zur Rekrutierung von Personal aus rivalisierenden Geheimdiensten . Bryson
schwirrte der Kopf. Vielleicht hält er mich auch für eine Art Provokateur im Kampf der verschiedenen Dienste gegeneinander .
    Oder schlimmer noch – was, wenn Gifford mich für einen Betrüger hält, der gegen Calacanis und dessen Kundschaft zu Felde zieht?
    Was für ein Wahnsinn! Giffords Reaktion war einfach nicht kalkulierbar. Man musste auf alles gefasst sein.
    Calacanis’ Miene war völlig nichts sagend. Er winkte den Mann vom Direktorat zu sich an den Schreibtisch, auf dem er die Blaupausen, Spezifikationen und Quellcodes der Hightech-Waffe ausgebreitet hatte. Gifford beugte sich über den Tisch.
    Seine Lippen bewegten sich kaum, als er dem Waffenhändler etwas zuflüsterte, ohne ihn anzusehen.
    Calacanis nickte, schaute auf und sagte: »Würden Sie mich bitte entschuldigen, Mr. Coleridge? Wir, Mr. Jenrette und ich, wollen uns kurz unter vier Augen beraten.«
    Calacanis stand auf und öffnete die Eichentür, hinter der, wie Bryson sah, ein privates Arbeitszimmer lag. Jenrette folgte und zog die Tür hinter sich zu. Bryson nahm auf einem der antiken französischen Stühle Platz und rührte sich nicht. Er kauerte reglos da wie ein in Bernstein gefangenes Insekt. Nach außen gab er sich geduldig und spielte weiter die Rolle eines Mittelmannes, der schon seine Provision für das anstehende Geschäft überschlägt. In seinem Inneren aber brodelte es. Verzweifelt versuchte er den nächsten Zug vorauszuberechnen. Was hatte Gifford Calacanis zugeflüstert? Angenommen, Jenrette hatte vor, Calacanis zu verraten, dass er Bryson kannte. Wie wollte er dann seine Beziehung zum Direktorat verheimlichen? Oder wollte er sich vielleicht offenbaren? Wie viel würde er preisgeben? Wie dicht war Jenrettes Tarnung? All diese Fragen waren völlig offen, zumal Jenrette keine Ahnung hatte, weshalb Bryson an Bord war. Er musste davon ausgehen, dass Bryson in eigenen Geschäften unterwegs war und Waffenpläne zu verkaufen versuchte.
    Die Tür zum Arbeitszimmer öffnete sich. Bryson

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