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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hatte, und so war er in doppeltem Sinn auf der Suche nach ihr, einer Suche, die fast manische Züge annahm.
    Layla bot für ihn allenfalls eine zweckmäßige Partnerschaft, die ihm durchaus gelegen kam. Die beiden waren aufeinander angewiesen und halfen sich gegenseitig. Ihr Verhältnis war gewissermaßen taktisch-kollegial. Nicht mehr, nicht weniger. Layla war ihm Mittel zum Zweck.
    Erschöpfung machte sich bemerkbar. Bryson lenkte den Wagen zwischen ein paar Bäumen an den Straßenrand und schloss die Augen. Als er nach mehreren Stunden hoch schreckte, hatte er den Eindruck, nur zwanzig Minuten geschlafen zu haben. Layla schlief immer noch tief und fest. Er fluchte lautlos vor sich hin. Ausgerechnet jetzt so viel Zeit zu verlieren! Aber vielleicht war sie doch nicht ganz verloren, denn Müdigkeit konnte gefährlich werden und Fehler provozieren.
    Er setzte die Fahrt fort und stellte fest, dass sich die Straße zunehmend belebte. Zuerst waren es nur wenige, die in Richtung Santiago de Compostela unterwegs waren, doch bald bildeten die Pilger eine geschlossene Reihe. Die meisten
gingen zu Fuß, manche fuhren mit dem Fahrrad und einige wenige ritten sogar zu Pferde. Ihre Gesichter waren von der Sonne verbrannt. Sie trugen einfache, strapazierfähige Kleider, und viele hatten auf ihre Taschen oder Rucksäcke die Schalen von Jakobsmuscheln appliziert. Bryson erinnerte sich: Diese Muschelschalen waren das Symbol der Wallfahrt über die Camino de Santiago, jene Pilgerstraße, die mehrere hundert Kilometer weit von Roncesvalles in den Pyrenäen bis zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago führte. Zu Fuß dauerte diese Reise für gewöhnlich einen Monat. Hier und da standen Händler am Straßenrand und boten auf ihren Handkarren Souvenirs und Devotionalien an – Ansichtskarten, Plastikvögel mit beweglichen Flügeln, Jakobsmuscheln und dergleichen mehr.
    Bald bemerkte Bryson etwas, für das er anfangs keine Erklärung hatte. Einige Kilometer vor Santiago kam der Pilgerstrom immer wieder ins Stocken, und Autos und Lieferwagen kamen nur noch im Schneckentempo voran. Was war die Ursache für den Stau? Straßenarbeiten?
    Nein .
    Hinter einer Kurve tauchten Barrikaden aus Holz und das Blaulicht von Streifenwagen auf. Polizei! Sie inspizierte die Fahrzeuge, kontrollierte Fahrer und Passagiere. Die Personenwagen schienen durchgewinkt zu werden, doch die Laster mussten an den Straßenrand ausscheren, wo Führerschein und Zulassung überprüft wurden. Die Pilger zogen ungehindert vorbei.
    »Layla«, sagte Bryson. »Aufwachen, schnell!«
    Sie schreckte hoch und war augenblicklich hellwach. »Mist. Die Kerle sind offenbar schon zu sich gekommen und zur Polizei gelaufen …«
    »Nein, ich vermute, dahinter stecken andere. Um die Polizei machen Leute wie diese beiden Schmuggler doch meist einen großen Bogen. Ich schätze, sie sind an jemanden geraten, der ihnen ein paar Scheine zugesteckt hat und selbst einen guten Kontakt zur spanischen Polizei unterhält. «
    »Jemand von der Guardacostas ? Von Calacanis’ Leuten an
Bord der Spanish Armada wird jedenfalls kaum einer überlebt haben.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich denke da an eine ganz andere Adresse. An eine Organisation, der bekannt ist, dass ich auf dem Schiff war.«
    »Ein feindlicher Geheimdienst?«
    »Ja, aber nicht, wie Sie meinen.« Feindlich ist nicht das richtige Wort , dachte er. Diabolisch vielleicht. Eine Organisation, deren Fangarme bis in die Regierungen verschiedener Weltmächte reichen. Das Direktorat . Ohne Layla vorzuwarnen, steuerte er den Lastwagen plötzlich und abrupt durch eine Lücke im Pilgerstrom an den Straßenrand. Proteste der fliegenden Händler wurden laut, das Getröte von Autohupen.
    Bryson sprang aus dem Fahrerhaus und beeilte sich, mit dem Schraubendreher seines Taschenmessers die Nummernschilder abzumontieren. Damit kehrte er ins Fahrerhaus zurück und sagte: »Für den Fall, dass jemand dumm genug ist, nur nach den Schildern zu sehen. Allerdings ist wohl eher damit zu rechnen, dass man nach uns Ausschau hält, nach einem Paar, auf das unsere Beschreibung passt und sich womöglich auf die Schnelle getarnt hat. Das heißt, wir müssen uns trennen und den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen …« Bry son stockte und starrte auf einen der Händlerkarren, die in der Nähe standen. »Augenblick.«
    Kurz darauf unterhielt er sich auf Spanisch mit einer rundlichen Zigeunerin, die Schals und Kleidungsstücke zum Kauf anbot, wie sie in dieser Gegend

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