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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Decknamen gingen ihm heute genauso leicht über die Lippen wie früher. Wer bin ich wirklich? , dachte er im Stillen: die existenzielle Frage eines Heranwachsenden, auf seltsame Weise transponiert ins verstörte Bewusstsein eines ehemaligen Spezialagenten, der die Orientierung verloren hatte. Hohe Wellen brachen sich donnernd an den vorgelagerten Riffs. Von einem Leuchtturm hoch über dem Meer ertönte der düstere Schall eines Nebelhorns. Der berühmte Leuchtturm von Cabo Finisterre, wusste Bryson. »Ob’s ein Irrtum war,
ist nicht gesagt«, kommentierte er leise ihr Urteil über sich selbst.
    Sie lächelte ihm traurig zu und schaltete die Taschenlampe aus. »Ich muss jetzt irgendwo einen Hubschrauber oder anderen Flieger chartern, der mich – uns – in Sicherheit bringt, und zwar schnell.«
    »Der nächste Flughafen liegt bei Santiago de Compostela. Rund 60 Kilometer südöstlich von hier. Eine Pilgerstadt, die immer gut besucht ist von Touristen aus aller Welt. Vielleicht können wir dort eine Maschine chartern. Versuchen wir’s.«
    Sie musterte ihn kritisch. »Sie kennen sich aus in der Gegend.«
    »Kaum. Aber ich habe mich vorher ein bisschen schlau gemacht.«
    Plötzlich flutete grelles Scheinwerferlicht über die Bucht. Sofort warfen sich die beiden flach auf den Boden. Bryson suchte hinter einem Felsblock Deckung, während Layla unter einem Überhang abtauchte. Bryson spürte den kalten, nassen Sand im Gesicht und hörte sie atmen, ruhig und gleichmäßig. Er hatte in seiner aktiven Zeit nur selten mit weiblichen Kollegen zu tun gehabt, und obwohl er sich so gut wie nie darüber ausließ, war er doch überzeugt davon, dass die wenigen Frauen, die sich in diesem Job – und gegen ihre männliche Konkurrenz – tatsächlich durchzusetzen verstanden, von ganz außerordentlichem Format sein mussten. Über diese mysteriöse Layla wusste er nur so viel, dass sie zu diesem kleinen Kreis der Außerordentlichen gehörte; sie blieb auch unter Stress ruhig und beherrscht.
    Er sah den Lichtstrahl über das Ufer schwenken und für einen kurzen Moment ausgerechnet an der Stelle verharren, wo das Boot hinter einem Felsvorsprung versteckt war. Ein geübtes Auge würde vielleicht erkennen können, dass er zur Tarnung zusätzlich ein paar Steine, Treibholz und Tang davor aufgeschichtet hatte. Vorsichtig spähte Bryson am Rand des Felsens vorbei, hinter dem er Schutz gefunden hatte. Er sah ein Boot der Küstenwache langsam vorbeifahren, es suchte mit zwei mächtigen Scheinwerfern das Ufer ab.
Zweifellos standen der Besatzung leistungsstarke Ferngläser zur Verfügung. Nachtsichtgeräte würden auf die große Entfernung nichts nützen. Trotzdem hielt er es für angebracht, in Deckung zu bleiben, denn die Bewegung der hin und her schwenkenden Scheinwerfer war nicht kalkulierbar. Außerdem waren solche Manöver erst der Auftakt zur eigentlichen Suchaktion, die einsetzte, wenn das Licht ausgeschaltet wurde und die Gesuchten aus ihren Verstecken hervorkrochen. Darum blieb er, als das Boot verschwunden war, noch gut fünf Minuten in Deckung, und es wunderte ihn kaum, dass sich Layla ebenso vorsichtig und abwartend verhielt.
    Schließlich tauchten die beiden aus ihren Verstecken auf. Sie lockerten die steif gewordenen Gelenke und machten sich dann auf den Weg über das steile, felsige Ufer hinauf in einen struppigen Pinienhain. Bald stießen sie jenseits des Hains auf einen Schotterweg, der an hohen, aus Feldsteinen aufgeschichteten Mauern entlangführte, die jeweils kleine Landparzellen mit uralten, moosbedeckten Steinhäusern darauf einfriedeten. Diese kleinen Anwesen sahen einander mit ihren auf Pfosten aufgebockten Kornkammern, den konischen Heuhaufen, von Wein berankten Spalieren und den knorrigen Obstbäumen zum Verwechseln ähnlich. Hier wohnten Menschen, die, wie Bryson vermutete, seit ewigen Zeiten nach festen, immer gleichen Regeln lebten und wirtschafteten und für Fremde keinen Platz hatten. Wer hier unverhofft aufkreuzte, würde bestimmt argwöhnisch beäugt und den Behörden angezeigt.
    Plötzlich waren auf dem Schotterweg hinter ihnen Schritte zu hören. Bryson griff zur Pistole und fuhr herum, konnte aber nichts erkennen. Dunkelheit und Nebel schränkten die Sicht stark ein, und außerdem beschrieb der Weg eine Kurve, so dass er nicht weit zu überblicken war. Ihm fiel auf, dass auch Layla eine Waffe gezogen hatte, eine Pistole mit langem, perforiertem Schalldämpfer. Ihre Haltung und der beidhändige Anschlag

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