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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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jetzt den Exekutionsbefehl gegen die Petrescus zurücknehmen. Es liegt ganz bei Ihnen, was mit Dumitra geschieht. Hier, Sie können über mein Handy anrufen, falls Sie selbst keins haben. Aber nicht so lange quasseln. Das Akku geht zur Neige, und Sie wollen doch, dass ich meinen Freund erreiche.«
    Dragan nahm, scheinbar gleichgültig, einen großen Schluck Bier. Er schwieg, und die vier Minuten waren schnell vergangen.
    Als die Deadline bis auf eine Minute herangerückt war, rief Bryson in der Calea Victoriei an.
    »Nein«, sagte er, als sich der Kontaktmann am anderen Ende meldete. »Dragan weigert sich, sein Kommando zurückzuziehen. Ich muss dich leider auffordern zu tun, was für diesen Fall vorgesehen ist. Noch eins: Gib Dumitra das Telefon, damit sie ein letztes Mal versuchen kann, ihren verstockten Liebhaber zu erweichen.« Bryson wartete, bis er die verzweifelte Stimme der Frau hörte, und reichte dann das Handy an Dragan weiter.

    Dragan meldete sich mit einem knappen Hallo. Selbst über den Tisch hinweg hörte Bryson Dumitras kreischendes Flehen. Dragan presste die Lippen aufeinander und sagte kein Wort. Kein Zweifel, er erkannte den Ernst der Lage.
    »Die Zeit ist um«, sagte Bryson mit Blick auf die Uhr.
    Dragan schüttelte den Kopf. »Sie haben die Schlampe geschmiert«, sagte er. »Keine Ahnung, was Sie ihr geboten haben, dass sie diese Farce mitmacht, aber es war bestimmt nicht viel.«
    Über den Tisch hinweg hörte Bryson aus dem kleinen Telefon den Schuss krachen, unmittelbar gef olg t von einem erstickenden Schrei. Gleich darauf krachte es ein zweites Mal, doch ein Schrei blieb jetzt aus.
    »Kann sie wirklich so gut schauspielern? Ja?« Bryson stand auf und ließ sich das Handy zurückgeben. »Ihr Starrsinn hat Ihrer Freundin gerade das Leben gekostet. Was soeben passiert ist, wird Ihnen in Kürze durch Ihre Leute bestätigt werden. Sie können sich aber natürlich auch mit eigenen Augen überzeugen und in die Calea Victoriei fahren – wenn Sie das nervlich aushalten.« Die Rolle, die er spielte, widerte ihn selbst an, aber er musste sie durchstehen, weil er sonst nicht deutlich genug machen konnte, wie ernst es ihm war. »Auf dieser Liste stehen 46 Namen. Täglich wird einer eliminiert, bis am Ende keiner mehr übrig bleibt – es sei denn, Sie lassen ein für allemal von den Petrescus ab. Sollte denen allerdings etwas zustoßen, wird Ihre Familie auf einen Schlag ausnahmslos exekutiert.«
    Er wandte sich ab und verließ die Bar, ohne sich noch einmal nach Dragan umzusehen.
    Noch in derselben Stunde wurde der Mordauftrag gegen die Petrescus zurückgezogen.
    Bryson hütete sich, Elena oder Ted Waller gegenüber auch nur ein Wort über diese Sache zu verlieren. Als er zwei Tage später nach Hause zurückgekehrte, erkundigte sich Elena nach seinem Aufenthalt in Barcelona. Normalerweise waren solche Fragen für beide tabu, weil sie sich in ihrer Ehe zwischen Beruf und Privatleben keinen Argwohn leisten konnten. Doch diesmal war Elena ausgesprochen neugierig und
stellte viel zu viele Fragen zu Barcelona. Aus Eifersucht? Glaubte sie etwa, dass er eine Affäre mit einer anderen Frau hatte? Es war das erste Mal, dass er bei ihr so etwas wie Eifersucht feststellte, weshalb er umso mehr bedauerte, dass er ihr nicht die Wahrheit sagen konnte.
    Aber kannte er selbst denn überhaupt die Wahrheit?
     
    »Ich weiß so gut wie nichts über Sie«, sagte er, stand vom Bett auf und setzte sich aufs Sofa. »Nur soviel, dass Sie mir in den vergangenen zwölf Stunden mehrmals das Leben gerettet haben.«
    »Sie brauchen jetzt Ruhe«, sagte Layla. Sie trug eine graue Trainingshose und ein übergroßes Herrenunterhemd, das, anstatt zu kaschieren, ihre Brüste optisch zur Geltung brachte. Es gab nichts zu packen, nichts, womit sie sich hätte beschäftigen können, also nahm sie wieder auf der Bettkante Platz, schlug die langen Beine übereinander und verschränkte die Arme. »Wir können das Gespräch auch morgen fortsetzen.«
    Er hatte den Eindruck, als wollte sie seiner Frage ausweichen. Darum hakte er nach: »Sie arbeiten für den Mossad, stammen aber aus der Beka’a-Ebene und sprechen mit arabischem Akzent. Sind Sie Israeli? Libanesin?«
    Sie senkte den Blick und antwortete: »Weder noch oder sowohl als auch. Mein Vater war Israeli. Meine Mutter ist Libanesin.«
    »Ihr Vater ist tot?«
    Sie nickte. »Er war Sportler, ein ausgezeichneter Athlet. Während der Olympischen Spiele von München wurde er von

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