Der Prometheus-Verrat
Randfiguren sind. Sie verfügen über umfangreiche Ressourcen und sind bestens informiert. Es scheint sich demnach um einflussreiche Kräfte auf Regierungsebene zu handeln.«
Bryson nickte. Ihrer Argumentation war nichts entgegenzusetzen.
»Ich will Ihnen nichts vormachen. Die Akustik in der Kirche war so gut, dass ich nicht umhin konnte, Ihr Verhör des Italieners mit anzuhören. Wenn ich Sie linken wollte, hätte ich das jetzt nicht zugegeben.«
Auch dazu nickte Bryson. »Aber Sie verstehen kein Friaulisch, oder?«
»Ich konnte Namen aufschnappen. Zum Beispiel Anatoli Prischnikow, ein Name, der in unseren Kreisen nicht gerade unbekannt ist. Oder Jacques Arnaud, der vielleicht nicht ganz so bekannt ist, allerdings sehr umtriebig, wenn es darum geht, die Feinde Israels mit Waffen auszustatten. Er schürt die Brände im Nahen Osten und zieht riesige Profite daraus. Ich kenne ihn. Und ich verachte ihn. Und ich könnte Sie womöglich zu ihm führen.«
»Was soll das heißen?«
»Ich weiß nicht, welchen Schritt Sie als Nächstes geplant haben. Aber ich kann Ihnen versichern, dass einer von Arnauds Agenten auf dem Schiff war, um Waffen an Calacanis zu verkaufen.«
»Der mit den langen Haaren und dem Doppelreiher?«
»Genau der. Er nannte sich Jean-Marc Bertrand und reiste häufig nach Chantilly.«
»Chantilly?«
»Dort liegt das Château, in dem Arnaud lebt und seine Gäste bewirtet, und zwar sehr verschwenderisch.« Sie stand auf, verschwand kurz im Badezimmer und tupfte, als sie zurückkam, das feuchte Gesicht mit einem Handtuch ab. Ohne Make-up wirkten ihre Gesichtszüge noch edler. Ihre Nase war kräftig, aber fein geschnitten, sie hatte volle
Lippen, und ihre großen braunen Augen konnten warm und eindringlich, aber auch intelligent und verschmitzt blicken.
»Kennen Sie Jacques Arnaud?«, fragte Bryson.
Sie nickte. »Ich kenne ihn und weiß einiges über ihn und seine Welt. Der Mossad hat diesen Mann schon seit Jahren im Visier. Ich war schon mehrere Male als Gast auf seinen Partys in Chantilly.«
»In welcher Art von Tarnung?«
Sie zog die Tagesdecke vom Bett. »Als Handelsattaché der israelischen Botschaft in Paris. In der Funktion bin ich so wichtig, dass man mich jederzeit freundlich empfängt. Jacques Arnaud macht keine Unterschiede. Er verkauft seine Waffen genauso bereitwillig an Israel wie an dessen Feinde.«
»Könnten Sie mich zu ihm bringen? Was meinen Sie?«
Sie drehte sich langsam zu ihm um und schüttelte den Kopf. »Das fände ich nicht besonders klug.«
»Warum nicht?«
»Weil ich meine Mission nicht länger gefährden sollte.«
»Aber Sie sagten doch soeben, dass wir dieselbe Spur verfolgen. «
»Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte, unsere Wege hätten sich gekreuzt. Das ist etwas ganz anderes.
»Und Ihr Weg führt nicht zu Jacques Arnaud?«
»Vielleicht ja«, antwortete sie, »vielleicht aber auch nicht.«
»Es könnte für Sie auf jeden Fall sinnvoll sein, nach Chantilly zu fahren.«
»Vermutlich in Ihrer Begleitung«, sagte sie neckend.
»Genau darum möchte ich Sie bitten. Da Sie schon diplomatische Kontakte zu Arnauds Kreisen unterhalten, würde ich leichter Zutritt finden.«
»Ich ziehe es vor, allein zu arbeiten.«
»Eine so schöne Frau wie Sie – allein in so illustrer Runde? Wäre es nicht sehr viel plausibler, Sie hätten einen Mann an Ihrer Seite.«
Layla errötete. »Sie schmeicheln mir.«
»Nur, um Sie in den Schwitzkasten zu nehmen, Layla«, entgegnete Bryson trocken.
»Hauptsache, es wirkt, nicht wahr?«
»So ungefähr.«
Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Tel Aviv würde mir nie die Erlaubnis dazu erteilen.«
»Fragen Sie doch gar nicht erst.«
Sie zögerte, senkte den Kopf. »Es dürfte allenfalls eine kurzfristige Allianz sein, die ich jederzeit wieder auflösen könnte.«
»Bin ich erst einmal im Château, können Sie mir den Rücken kehren, wenn Sie wollen. Sagen Sie mir jetzt bitte noch eines: Warum genau hat der Mossad Arnaud im Auge?«
Sie zeigte sich verwundert. Offenbar hielt sie die Antwort für selbstverständlich. »Weil Jacques Arnaud seit gut einem Jahr die Nummer eins in Sachen Terroristenbewaffnung ist. Deshalb fand ich es auch sehr interessant, dass der Mann, der Sie hat rufen lassen – wie war noch gleich sein Name, Jenrette, nicht wahr? –, dass der in Begleitung von Jean-Marc Bertrand, dem Agenten Arnauds, an Bord des Schiffes gekommen ist. Nach meinen Informationen wollte dieser Amerikaner, der sich Jenrette
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