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Der Prophet des Teufels

Der Prophet des Teufels

Titel: Der Prophet des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Hintergrund.
    »Was wollen die hier?«
    Die Männer sind in Saalschlachten erprobt. Sie wissen, wie man das macht. Sie stürzen sich auf Möcke. Sie packen ihn und ziehen ihn vom Stuhl hoch.
    »Auf den Tisch, du Schwein!« ruft einer. »Los, ruf schon, schrei: ›Heil Hitler!‹«
    Kräftige Fäuste schütteln den blassen, hilflosen Hellseher Möcke hin und her.
    »Los! Wird's bald!«
    »Heil Hitler.«
    »Lauter!«
    »Heil Hitler.«
    »Noch einmal!«
    »Heil Hitler.«
    Die Leute in den braunen Uniformen verschwinden, so schnell sie gekommen sind. Bevor die Polizei auftaucht, sind sie in Sicherheit.
    Was wollten sie von Möcke? Warum verabreichten sie dem kleinen, bescheidenen, unauffälligen Mann einen Denkzettel?
    »Hanussen«, sagt ein Reporter. Natürlich: Hanussen, der Mann, der einen ganzen SA-Sturm kommandiert, der seine Leute mit Freibier vollpumpt, der seine persönlichen Gegner von SA-Männern niederboxen läßt. Hat er nicht zu Weihnachten den ganzen SA-Sturm mit neuen Stiefeln und neuen Braunhemden ausgestattet? Benutzt er seine Freunde nicht als Liebesboten, als Kuppler, als Leibwache? Er, der Freund des Grafen Helldorf! Er, der Tausende von Mark in die Bewegung investiert! Er, der pausenlos und mit allen Mitteln den Sieg der NSDAP prophezeit!
    Ist der Hellseher blind? Sieht der Mann, der die Schicksale seiner Mitmenschen zu kennen vorgibt, sein eigenes Geschick nicht? Sieht er nicht, wie der Tod langsam und unerbittlich auf ihn zukommt? Weiß er nicht, daß seine Tage gezählt sind? Warum mästet er seine Henker? Weiß er nicht, daß man mit dem Teufel nicht paktieren kann?
    Aber Hanussen hat keine Zeit zum Nachdenken. Er ist wieder unterwegs durch Berlin. Diesmal ganz allein. Er ist seiner Villa und ihrem lauten Prunk entflohen. Er zieht von Lokal zu Lokal. Er will wissen, ob es in Berlin noch jemanden gibt, der ihn nicht kennt.
    Die Endstation ist wie immer das ›Palais de Danse‹. Sein Tisch an der Tanzfläche steht bereit. Nacht für Nacht zieht es ihn in das Palais. Nacht für Nacht zieht es ihn zu der grazilen, dunkelhaarigen, schönen Grace Cameron, der belgischen Schönheitskönigin aus England, die hier steinreiche Gäste empfängt und unterhält.
    Es zieht ihn mit magnetischer Gewalt zu ihr, obwohl er weiß, daß sie zu den Frauen gehört, zu den ganz wenigen und ganz seltenen Frauen, über die er keine Macht hat. Sie flieht ihn. Sie fürchtet ihn. Sie muß den größten Widerwillen überwinden, wenn sie mit Hanussen nur ein paar höfliche Worte wechselt. Dabei ist sie keineswegs empfindlich. In ihrer Branche kann man sich wenig Empfindungen leisten … Es scheint, daß dieselbe unergründliche Macht, die Hanussen zu der umschwärmten Engländerin mit der pikanten Aussprache hinzieht, Grace von ihm wegtreibt.
    »Kommen Sie«, sagt Hanussen zu Grace.
    Sie kommt. Sie sitzen sich schweigend gegenüber. Hanussen trinkt. Grace Cameron raucht. Sie sprechen kein Wort miteinander. Die Leute sehen zu ihnen her. Die Musik spielt. Das Schlagzeug klingt wie Blech. Das Lokal kultiviert die Langeweile. Aufmachung ist alles. Aufgemacht ist es glänzend.
    »Sie wollen Ihrem Beruf entfliehen, Mademoiselle«, sagt Hanussen endlich.
    Sie nickt. Sie sieht ihn mit großen Augen an, die das Entsetzen nicht verbergen können. Sie fürchtet Hanussen. Sie möchte davonlaufen, aber sie kann nicht.
    »Sie sind nicht mehr lange hier«, fährt Hanussen fort. »Sie heiraten. Sie werden die Frau eines reichen und schönen Mannes. Sie werden ihn unter diesem Kronleuchter hier kennenlernen. Sehen Sie, Mademoiselle, unter diesem da.« Er deutet mit der Hand hin.
    Hanussen stürzt ein Glas Sekt hinunter. Er wirkt ganz anders als sonst. Das ist nicht mehr der Mann, der mit Zynismus, mit Tricks arbeitet. Er wird fahl. Sein Atem geht stoßweise. Seine Augen haben einen starren, abwesenden Blick. Er röchelt. Er wehrt sich gegen die unnennbare, unbeschreibliche Macht, die über ihn kommt. Er spricht langsam, verzerrt, schleppend, als müßte er die Worte von ganz weit, als müßte er sie von einer anderen Welt herholen.
    Grace Cameron zittert vor Angst.
    Die Musik setzt aus. Die Zigarette verglimmt im Aschenbecher. Die Kellner bleiben wie angewurzelt stehen. Das ganze Lokal beobachtet die Szene. Hanussen sagt mit heiserer, halblauter Stimme:
    »Hüten Sie sich, Mademoiselle! Der Mann, der Sie heiraten wird, wird auch Ihr Mörder. Ich höre Schüsse. Sie gelten Ihnen. Sie fallen um. Sie sind tot.«
    Laut und heftig setzt die Musik

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