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Der Protektor (German Edition)

Der Protektor (German Edition)

Titel: Der Protektor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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gewinne quälende Gewissheit. Hier ist solch ein Gift angewendet worden. Eins, das einen Infarkt hervorruft.
    Aber warum? War es nötig? Ich weiß, wann solche Ampullen den unterirdischen Betongewölben entnommen werden, den Behältern mit dreifach verschlüsselten Chiffren. Das Spiel muss ganz groß sein. In solch einem Spiel geht es um Millionen, um wirtschaftliche und militärische Interessen.
    Für Bresson werden sie kein solches Gift verwenden. Das ist für andere Leute und andere Umstände bestimmt. Für einen angehenden Senator, der bei blühender Gesundheit stirbt. Oder für den Direktor eines Bankkonsortiums. Es ist nicht allzu schwierig – ein Infarkt, seine Exzellenz kommt nicht einmal zu Bewusstsein. Allen tut es leid um den prächtigen Menschen. Nachrufe und Blumen. Sein Beileid spricht auch der Präsident des Konkurrenzkonsortiums aus, jenes, das für die Ampulle PEP12 gezahlt hat.
    So wird das gemacht. Das ist noch nicht einmal alles. Danach stirbt noch – nicht sofort, versteht sich! – irgendein General von der Militärjunta, die dem Konsortium Kupfer-, Zinn- und Molybdänlagerstätten überlassen hat. Unabwendbarer Tod innerhalb weniger Sekunden. Schade um den tapferen General! Ehrenwache und Salutschüsse. Damit ein anderer General derselben Junta dieselben Kupfer-, Zinn- und Molybdänvorkommen der Konkurrenz überlassen kann. Denen, die für die entsprechende Ampulle gezahlt haben. Und für die Gruppe professioneller Mörder. Übrigens erfüllen die ihre Verpflichtungen gewissenhaft und zögern nicht, jeden, der allzu neugierig ist, oder mehr weiß als ihm zukommt, in eine andere, bessere Welt zu schicken.
    Auf der Liste derjenigen, die zu viel wissen, stehe von nun an auch ich. Und ich kann nicht mit der Nachsicht der Zentrale rechnen.
    Ich schweife ab. Das sind nur aus der Ungewissheit geborene Gedanken. Alles kann auch eine andere Erklärung haben, diese Schüppchen müssen gar nichts bedeuten. Doktor Bressons Herzversagen kann ganz natürlich sein.
    Warum soll es das übrigens nicht? Es gibt keinen Grund, ihn umzubringen. Doktor Hanna Falk hat mit Bestimmtheit erklärt, dass er wohl kaum - unbemerkt von den anderen - etwas Wertvolles entdeckt haben kann. Etwas, wofür es sich lohnte, die mitleidlose Maschinerie der Wirtschafts- oder Militärspionagezentrale in Bewegung zu setzen. Die sind sehr vorsichtig, solch einen Schritt hätten sie nur im äußersten Notfall getan.
    Und was ist der äußerste Notfall? Es gibt fünf oder sechs mögliche Varianten, aber nicht eine davon begeistert mich. Ich brauche Hilfe und weiß nicht, auf wen ich zählen kann.
     
    Aus diesen nicht gerade heiteren Gedanken reißt mich Hedlund. Ich höre seine Schritte und zwänge mich aus dem Auto, wobei ich versuche, meinen Gesichtsausdruck zu ändern und die Röhrchen im Koffer verschwinden lasse.
    Er kommt und gibt mir ein paar beschriebene Blätter.
    „Bitte, Herr Inspecteur.“
    Sechs Unfälle in zehn Jahren. Die Hälfte davon schwer; bei allen gibt es Verletzte, bei zweien auch Tote. Die Stelle ist annähernd dieselbe mit Abweichungen von fünfzehn, zwanzig Metern in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit.
    „Ist Ihr Chef oben?“, frage ich und stecke die Blätter ein.
    „Kommissar Öberg? Ich glaube, er ist weggegangen, aber man sagte, dass er zurückerwartet werde.“
    Der Musketier erhält ein paar neue Aufträge und zwar keineswegs nur der Form halber. Ich händige ihm das Negativfilmröllchen von Erik Lundgren aus mit der Bitte, von jeder Aufnahme Diapositive machen zu lassen, um sie auf die Leinwand projizieren zu können. Er soll einen von ihren technischen Experten auftreiben und die Marken der Autos identifizieren lassen, die auf Fotos zu sehen sind, und dann, wenn möglich, aus der Kartei die Besitzer von Autos dieser Marken herausschreiben. Besonders interessiert mich der Landrover.
    Woher kommt er, und wem gehört er?
    Die Wahrscheinlichkeit, jetzt noch diese Leute zu entdecken, die an der Unfallstelle waren, ist minimal, aber man muss alles versuchen.
    Hedlund hält die Rolle gegen das Licht und runzelt seine blonden Brauen.
    „Schlechte Aufnahmen, Herr Inspecteur… da, sehen Sie!“ Er zeigt auf die unscharfen Fotos. „Wer hat das gemacht?“
    „Ein Journalist aus der Stadt. Erik Lundgren.“
    Die Grimasse, die Hedlund nicht unterdrücken kann, ist ein Beweis, wie bekannt und beliebt Erik Lundgren bei der Polizei ist.
    Aber Auftrag bleibt Auftrag.
    Ich mach mit Hedlund aus, dass er abends

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