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Der Protektor (German Edition)

Der Protektor (German Edition)

Titel: Der Protektor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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ganz Krongatan gelesen. Der Mann, der angerufen hat, hat bloß seinen Namen nicht genannt.“
    Erik Lundgren brummt etwas, das – ich erkenne es am Tonfall – keine Schmeichelei ist. Dann erklärt er: „Der Mann war es, von dem ich Ihnen erzählt habe… der nicht halten wollte. Ich habe ihm gesagt, er soll anrufen und habe ihn fotografiert, damit er sich nicht drückt, der Halunke!“
    So ist es, die Presse ist wirklich eine große Macht. Ich muss mir die Gesichter auf den Fotos noch einmal ansehen. Diese Person fängt an, mich zu interessieren, obwohl er sich wahrscheinlich als gewöhnlicher Gauner herausstellen wird.
    Lundgren trinkt seine Forte aus.
    „Noch etwas, Herr Kommissar? Kommen Sie, legen Sie die Karten auf den Tisch.“
    „Also gut“, sage ich. „Ich möchte, dass Sie sich an etwas erinnern. Dass Sie sich Sekunde für Sekunde ins Gedächtnis rufen, wenn Sie können.“
    „Und was ist das?“
    „Das, was Sie auf der Straße gesehen haben, bevor das Licht Ihrer Scheinwerfer auf die Kurve fiel.“
    Lundgren verzieht die Lippen.
    „Was soll ich da gesehen haben?“
    „Wollen Sie wirklich, dass wir mit offenen Karten spielen?“, frage ich. „Sehen Sie, in solchen Fällen erzählen Augenzeugen geflissentlich alles, was, davor’ war, selbst Dinge, die mit dem Fall gar nichts zu tun haben. Und Sie fangen beharrlich immer mit ein und demselben Moment an – als Sie den stehenden Lastwagen sahen. Habe ich recht?“
    Lundgrens Lupen blitzen auf, er kneift die Augen halb zu, und um sie herum bilden sich sorgenvolle Fältchen.
    „Davor habe ich nichts gesehen“, sagt er mit Nachdruck.
    „Setzen Sie sich an meine Stelle.“
    „Ich versuche es. Und?“
    „Sie fahren in der Nacht nach Hause, geraten in so eine Situation, schreiben Ihren Artikel, und am Morgen darauf, wenn Sie sich die ganze Geschichte durch den Kopf gehen lassen, beginnt Ihnen daran etwas nicht zu gefallen.“
    Ich schweige. Entweder weiß er viel mehr, oder er hat eine unheimliche Intuition. Übrigens, ein Journalist ohne Intuition, der kann einpacken.
    „Die Stelle gefällt mir nicht“, fügt er hinzu.
    Ich nippe behutsam an der Cola. Jetzt darf ich mir nichts anmerken lassen, jede Bewegung, jedes Wort muss natürlich wirken.
    „Unfälle passieren überall.“
    „Völlig richtig. Aber ich bin schon lange hinter dem her“ – Lundgren gibt den Korrekturfahnen einen Schubs -, „und mir ist einiges klar.“
    Ich verstehe nicht. Seine Drogenschlagzeilen und der Fall Bresson … Was meint er?
    „Die Motorboote“, sagt Lundgren kurz. „Im Kommissariat wissen sie ganz genau, wie die Köfferchen mit den Drogen aus Hamburg kommen! Mit den Jachten. Und die Patrouillenboote der Polizei können nicht jeden Egström abfahren.“
    „Eg --- ström?“
    „Die Arme zwischen den Inseln heißen so“, erklärt Lundgren und fährt fort: „Die auch an diese Straße heranreichen.“
    Mehr sagt er nicht, und er setzt eine Miene auf, als hätte er nichts gesagt.
    Doch es ist ernster, als er vermutet. Und es ist eine Kombination, die mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen ist. Eine Kombination, in der ein Schmuggelkanal für Drogen auftaucht.
    Ich betrachte den Kugelschreiber, mit dem er spielt, und seine Hände. Lange, schlanke Finger eines Intellektuellen, eines skeptischen, mutigen Intellektuellen, der wahrscheinlich weiß, worauf er sich einlässt. Solange er seine hundert Zeilen schreibt, wird ihn niemand beachten, und wenn er noch so bissig ist. Es gehört zum guten Ton, sich mit der Polizei anzulegen und Sensatiönchen zu berichten, die dem Kommissariat wie der Unterwelt bekannt sind. Wenn aber irgendein Chef in einer der Zentralen herausbekommt, dass Lundgren auf eine Spur gestoßen ist, dann kann ein Reporter schon mal verschwinden. Hier verschwinden Leute.
    Ich sehe ihn an, und allmählich erfüllt mich Hochachtung für diesen spöttischen Journalisten mit dem Pferdegesicht, der den Mut aufgebracht hat, mir gegenüber etwas anzudeuten, das möglicherweise nichts mit Bressons Tod zu tun hat, ihn jedoch in Lebensgefahr bringt.
    „Offenheit für Offenheit, Herr Inspecteur générale!“ Lundgren lächelt schief. „Darf ich auch etwas fragen?“
    „Bitte.“
    „Was hat es eigentlich mit diesem Unfall auf sich? Nein… ich habe mich nicht richtig ausgedrückt.“ Er schüttelt den Kopf. „Aber Sie verstehen mich schon. Ein durch einen Infarkt hervorgerufener Unfall, wie Sie sagen. Aber die Ermittlungen gehen weiter. Warum?“
    Ich

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