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Der Protektor (German Edition)

Der Protektor (German Edition)

Titel: Der Protektor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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Geschichte.
    Hier ist es anders.
    Ich betrachte das leblose Gesicht, auf das sich die entfremdende, graue Blässe des Todes gelegt hat, und denke nach. Er hat sich schuldig gemacht. Aber wodurch? War er an einem anderen Mord beteiligt? In jener Nacht an der Kurve?
    „Es sieht tatsächlich nach Abrechnung aus“, sage ich unbestimmt. „Was mich betrifft, so möchte ich nur ein paar Kleinigkeiten klären.“
    Öberg schaut mich fragend an.
    „Einige nächtliche Ausflüge dieses Motorboots“, füge ich hinzu.
    Die grauen, schlauen Augen Öbergs fixieren mich.
    „Na ja ..Ich fürchte bloß, das wird Ihnen nichts geben. Wir haben Matsons Gehilfen schon befragt und mitgenommen. Nichts. Für die Nacht, auf die es ankommt, haben alle ein Alibi. Aber wenn Sie wert darauf legen, bringt Sie mein Kollege hin.“
    Charlie Hedlund erhält die entsprechende Anweisung, und Öberg fährt in seiner Beschäftigung fort. Er hat ein Holzhämmerchen aus seiner Tasche genommen und klopft pedantisch die Kajütenwände ab. Er sucht ein Versteck für die Schmuggelwaren.
     
    Er wird keins finden, und das weiß er sehr gut. Er tut es nur zur Beruhigung seines Gewissens. Der Schmuggel ist jetzt organisiert und kaum auf frischer Tat zu fassen. Die Ware ist in einem wasserdichten Plastiksack verpackt, der mit einem schmalen Seil an Bord befestigt ist, und das Motorboot zieht ihn einfach hinter sich her. In dem Augenblick, wo sich das Patrouillenboot der Polizei zeigt, wird das Seil gekappt, und sämtliche Beweise sinken auf den Meeresgrund. Und wenn die Ware etwas wertvoller ist und die Transporteure sich nur ungern von ihr trennen, wird noch eine ausgeklügelte Apparatur in den Sack gesteckt: ein kleines Funkgerät, das auf einer bestimmten Wellenlänge Signale aussendet und empfängt. Da liegt der Sack auf dem Meeresgrund und meldet sich von Zeit zu Zeit. Eines schönen Tages bekommt das Gerät einen Funkbefehl, es setzt eine kleine Flasche mit flüssigem Wasserstoff in Aktion, der hermetische Sack bläst sich wie ein Ballon auf und erscheint an der Oberfläche, wobei er weiter Signale aussendet. Alles andere ist eine Frage des Geschicks, an dem es Berufsschmuggler ja nicht mangelt.
    Öberg ist das alles wohl bekannt, aber wie ein Arzt, der von der unheilbaren Krankheit seines Patienten überzeugt ist und doch nicht aufgibt, fährt er fort, gewissenhaft die hölzernen Wände abklopfen. Öbergs Assistent, der junge Mann, der draußen gestanden hat, hat eine Fotokamera zur Hand genommen, und die grellen Blitze des Blitzlichtgeräts holen den Toten aus dem Halbdunkel der Kajüte. In diesen Augenblicken bekommt Matsons graues Gesicht eine abstoßende steinerne Blässe.
    Hier habe ich nichts weiter zu tun. Ich verabrede mich mit Öberg für den Nachmittag und gehe mit Hedlund hinaus. Er muss mich zur Hafenkontrolle bringen, wo die Daten von den Kontrollpunkten an der Ausfahrt des Meeresarmes registriert werden.
     
    Jacob Öberg irrt sich. Das Alibi der „Isabella“ ist keineswegs einwandfrei. Am Tag vor dem Mord an Bresson hat das Boot den Hafen verlassen und ist am Tag darauf zurückgekommen. Das kann etwas bedeuten, muss aber nicht notwendigerweise mit dem Mord zusammenhängen. Das Motorboot ist auch an den Tagen davor ausgefahren – unregelmäßig und ohne erkennbare Gesetzmäßigkeit, morgens, mittags, spätabends. Während ich das Journal der Hafenkontrolle durchsuche, sucht mir Hedlund die Registrierkarte der Jacht heraus. Ich möchte wissen, wer die bisherigen Eigentümer waren, und er hat sie gewissenhaft herausgeschrieben. Unbekannte Namen, doch in solch einem Fall empfiehlt es sich, eine möglichst vollständige Namensliste zu haben. Mein verstärktes Misstrauen hält sich jetzt an alles – an die nebelhaften Anspielungen Erik Lundgrens und die verdächtigen Fahrten der „Isabella“, ein Name, der mir wie eine Beschwörung klingt.
    Wir sind in der Hafenkontrolle fertig, und Hedlund sieht mich fragend an. Ich überlege, dass ich eigentlich ins Institut zu Doktor Falk und Leo Hausen müsste, denke aber zugleich, dass ich das Gespräch mit Gabriel Andersson, dem Fahrer, der in der chirurgischen Klinik liegt, immer wieder hinausschiebe. Ich habe es hinausgeschoben, weil ich sicher war, dass dieser Zeuge mir immer zur Verfügung stehen würde.
    Jetzt bin ich da nicht mehr so sicher.
    „Gabriel Andersson!, sage ich.
    Hedlund begreift, eher aus meiner Miene, dass sich etwas verändert hat. Wir steigen in das Auto und schweigen auf

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