Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Protektor (German Edition)

Der Protektor (German Edition)

Titel: Der Protektor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
Vom Netzwerk:
gearbeitet.“
    „Aber die letzte Serie hat ihn interessiert. Und wahrscheinlich war es sein Wunsch mitzukommen… wenn es sich einrichten ließ.“
    „Wahrscheinlich“, antwortet sie, ohne lange nachzudenken.
    „Haben Sie irgendwelche neuen Nachrichten von Doktor Ivarsson? Hat er nichts von sich hören lassen, seit er weggefahren ist?“
    „Ich wüsste nicht, warum er das sollte“, entgegnet Frau Engström trocken.
    Aus den Augenwinkeln bemerke ich, dass meine Etüden Frau Falk nicht mehr so gleichgültig lassen.
    „Sie haben hier ebenfalls Versuche laufen, nicht wahr?“, erkundige ich mich liebenswürdig.
    Diese Frage hätte ich mir auch sparen können, es ist im Journal vermerkt.
    „Interessieren Sie sich auch Herr Inspecteur générale?“, fragt Frau Falk lächelnd.
    „Oh nein!“ Ich mache rasch einen Rückzieher. „Nur insofern, als sie mit Doktor Bressons Serien zeitlich zusammenfallen.“
    Das Lächeln steht weiter auf Frau Falks Gesicht. „Eine Berufskrankheit“, sagt sie.
    „Bitte?“
    „Das Misstrauen. Bei allen Polizisten“, fügt Frau Falk hinzu. „Und was erregt eigentlich Ihr Misstrauen?“
    Sie haben mir das Versteckspiel mit den Protokollen heimgezahlt. Jetzt ist es an mir, das liebenswürdige Lächeln beizubehalten – was mich einige Mühe kostet. Am liebsten würde ich ihr sagen, was mein Misstrauen erregt, aber natürlich sage ich etwas anderes.
    „Der Zufall, Madame. Jeder Zufall ist ein Zusammentreffen von Umständen.“
    Unser Gespräch droht, in das Gebiet abstrakter Erörterungen abzudriften, und ich bemerke, dass Frau Engström zwischendurch auf die Wanduhr schaut. Deshalb blättere ich rasch noch ein paar Seiten durch, auf denen Bressons und – wie mir scheint – Ivarssons Handschrift zu erkennen ist, dann lege ich das Journal auf den Schreibtisch zurück und stehe auf.
    „Wenn Sie wollen, kann ich Sie nach Krongatan mitnehmen, Frau Falk“, schlage ich vor.
    Sie lehnt dankend ab. Ihr Wagen stünde draußen.
    Ich breche auf. Unten im Korridor nimmt Frau Engström meine Gewandung wieder an sich und bringt mich zur Tür. Ihre taubengrauen Augen blicken mich aufmerksam an, gleichsam mit einer Frage, die aber unausgesprochen bleibt.
     
    Der Nebel hält mich auf. Ich hatte gedacht, rasch wieder in Krongatan zu sein, aber die Fahrt kostet mich fast eine halbe Stunde. Es ist schon elf durch, und die Wahrscheinlichkeit Jacob Öberg im Kommissariat anzutreffen, ist beinahe gleich Null. Um diese Zeit sitzt er nicht in seinem Büro. Charlie Hedlund wird wahrscheinlich unterwegs sein und den Abtransport des Autowracks organisieren.
    Meine Vermutung bezüglich Öberg bestätigt sich – sein Dienstzimmer ist abgeschlossen. Aber Hedlund ist in seinem Zimmer. Wie es seinem Dienstrang zukommt, ist sein Büro bedeutend bescheidener. Als ich eintrete, sitzt er hinter seinem Schreibtisch und hat rote und gelbe Karteikarten vor sich ausgebreitet. Offenbar geht es bei den Aufstellungen, die er anfertigen sollte, nicht ganz glatt.
    Wir begrüßen uns, und während ich mich auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch niederlasse, erstattet er Bericht über seine Aufträge.
    Er hat die Kontrollabschnitte von den Fähren und die Karteikarten von den Anmeldungen in Garvaregarden zusammengetragen und die Namen verglichen.
    Und noch etwas: Kommissar Öberg ist nicht hier, weil er dringend zum Hafen musste. In der Nacht ist der Eigentümer der Motorjacht ermordet worden, und der Kommissar hat angeordnet, mir das zusammen mit den Ankünften über die schweren Verbrechen in den letzten Tagen zu übermitteln.
    Der Eigentümer einer Motorjacht?
    Ich nehme das Blatt entgegen, werfe aber keinen Blick darauf. Lundgren und seine Recherchen, das Labyrinth von Meeresarmen längs der Chaussee – das alles tritt plötzlich in meinem Bewusstsein hervor und verdrängt alles Übrige. Als hätte jemand grob gegen das Mosaik aus Fakten gestoßen, das ich mir bis heute so fleißig zusammengesetzt habe. Und zugleich ergreift das unangenehme Gefühl von mir Besitz, dass ich etwas Wichtiges übersehen habe, dass sich, während ich mich mit Kleinkram befasst habe, um mich herum viel bedeutsamere Dinge zugetragen haben. Und zwar solche, die etwas mit dem Mord an Bresson zu tun haben.
    „Wer ist der Ermordete?“
    Hedlunds Erklärungen sagen mir nichts. Irgendein Oscar Matson. Von dieser Sorte hochverdächtiger Leute, auf die die Polizei ein Auge hat, weil sie oft im Umfeld einer dunklen Geschichte anzutreffen sind, gegen

Weitere Kostenlose Bücher