Der Protektor (German Edition)
die es aber nie gewichtige Indizien gibt. Die Jacht macht Rundfahrten durch die Bucht, fährt manchmal bis Hamburg. Sie ist oft kontrolliert worden, aber stets ergebnislos. Oscar Matson kam immer ungeschoren davon.
„Ich muss den Ermordeten sehen“, sage ich. „Sofort. Können Sie mich zum Hafen bringen?“
Hedlund plinkert verwundert, aber die Subordination erlaubt ihm keine Frage. Er nimmt nur den Telefonhörer ab und spricht mit der Garage.
„Wir nehmen den Wagen vom Dienst“, verkündet er schließlich. „Sofort, wenn Sie möchten.“
„Ja, ich möchte.“
Wir steigen die Innentreppe in die Garage hinunter, und eins der gelbschwarzen Zebras fährt mit uns die Ausfahrt hinauf und biegt dann in die Hafenstraße ein. Eine Jacht mit Fahrten nach Hamburg. Und ein Eigentümer, für dessen Ermordung es keinen Grund gab, es sei denn, er hat etwas gewusst, das er nicht wissen durfte. Vielleicht das, was zu erfahren ich auch auf dem besten Weg war. Und man hat ihn vor meiner Nase beseitigt.
Wir müssen vor den Ampeln warten, ich rutsche vor Ungeduld auf dem Sitz hin und her. Mir fällt ein, dass Hedlund mit seinem Bericht nicht zu Ende war. Er könnte das auch hier tun, nachher wird kaum Zeit bleiben.
„Kollege Hedlund“, frage ich, „haben die gestrigen Nachforschungen etwas ergeben, Sie wissen doch, nicht wahr?“
Sie haben. Er hat gerade ein paar Überprüfungen abgeschlossen, als ich kam. Er hat die Namen aus den Vernehmungsprotokollen der Zeugen verglichen. Die Touristen aus der Bundesrepublik, die, die als erste am Unfallort waren, haben in einem Hotel in Garvaregarden übernachtet. Herr Georg Römer, seine Frau Charlotte Römer und ihr Bruder. Sie haben das Hotel am nächsten Tag morgens verlassen. Der Mann an der Rezeption hat gehört, wie sie erwähnten, dass sie über Krongatan zurückkehren wollten. Und sie sind tatsächlich gegen Mittag nach Kiel abgedampft. Das wird auf dem Fährschiff durch den Kontrollabschnitt für den Landrover belegt.
„Und wo sind sie bis zu diesem Abend gewesen? Lässt sich das feststellen?“
„Schwierig!“ Charlie Hedlund wiegt zweifelnd den Kopf. „Wir haben es einmal gemacht. Das würde wenigstens zwei Wochen dauern.“
Sie sind also verschwunden. Dieses Auto, das keinen Grund hatte, so merkwürdig an der Kurve zu halten, ist fort. Was bilde ich mir überhaupt ein? Dass alle stillhalten und warten, bis ich ihnen unbequeme Fragen stelle? Wie Doktor Ivarsson, der sich auch gerade diesen Tag ausgesucht hat, um wegzufahren, obwohl ihm die Serie gemeinsamer Versuche mit Doktor Bresson nicht gleichgültig war!
Die anderen Zeugen sind hier, in Krongartan, sie stehen zur Verfügung, können vorgeladen und ergänzend befragt werden. Hedlund verkündet es als etwas Wichtiges, jedoch mir ist völlig klar, dass ich diese Zeugen nicht brauchen kann. Die wichtigen sind fort, oder sie sind hier, aber unter anderem Namen, mit anderen Gesichtern und anderen Aufgaben.
Das Auto fährt vorsichtig die Uferstraße entlang, und ich habe das Gefühl, dass wir auf dem nassen Asphalt schwimmen. Dieses Gefühl trügt nicht, das Lenkrad ist in den Händen des Fahrers ungewöhnlich beweglich geworden.
Wir gelangen in den Hafenbereich, fahren an ein paar strengen Tafeln und Zeichen vorbei, dann hebt sich vor uns ein Schlagbaum, und wir halten vor dem Gebäude der Hafenpolizei. Es steht fast unmittelbar am Ufer. Am Kai liegt ein Polizeiboot. Nach rechts setzten sich die Kais für Frachter fort, und von dort, hinter den hohen, im Nebel kaum wahrzunehmenden Bordwänden tönen gewohnte Geräusche herüber – ohrenbetäubendes Quietschen von Winden, dumpfes Aufschlagen von Ballen und Kisten. Das Meer ist still geworden, trüb grüne Wellen klatschen schwerfällig an die Kaimauern.
Charlie Hedlund befragt den Polizisten vor dem Eingang, dann fährt er mich hinter das Gebäude, durch ein Gärtchen, vorbei an frisch gestrichenen Lagerschuppen. Aus den offenen Türen der Hallen dringt das Brummen von Elektrokarren und der Widerhall scharfer, kurzer Pfiffe. Auf der anderen Seite der Lagerschuppen schwenken zwei Kräne emsig ihre Ausleger. Wir kommen auf dem Motorboot Kai heraus, und Hedlund sieht sich um.
„Ich glaube, sie sind dort, am Ende.“
Ich schlage den Mantelkragen hoch und stapfe hinter ihm her. Wir gehen an kleinen und großen Motorbooten vorbei, manche sind richtige kleine Schiffe. Sie schaukeln an ihrer Vertäuung wie gehorsame Haustiere. Da und dort tragen Männer Körbe und
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