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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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ein bisschen.«
    Das wollte Matteo versuchen. Wenn er sich nur nicht so elend gefühlt hätte.
    Der Junge strich ihm mit einem bläulich schimmernden Tuch über die Schläfen, dann über seine Brust, die offenbar nackt war. Federleicht fühlte es sich an, gleichzeitig prickelnd. Warm. Beruhigend.
    Er atmete freier.
    »Lith ist bald wieder da«, sagte der Junge, während Matteo sich das Hirn über seinen Namen zermarterte. Vinet? Vorin? Er war sicher, ihn zu kennen. Das Nachdenken strengte ihn an, außerdem drängte sich ständig ein anderer Name dazwischen.
    »Lith …« Diesmal war ihm das Sprechen gelungen.
    »Sie kommt gleich. Keine Sorge, ihr passiert schon nichts.«
    Wäre er dazu in der Lage gewesen, hätte er gelacht. Lith und nichts passieren? Ein Widerspruch in sich. Sie zog das Unglück magisch an. In all der Zeit, in der sie zusammen durch Jandur gereist waren, war sie von einer ausweglosen Situation in die nächste geschlittert.
    Oder lag das an ihm?
    »Wir müssen weiter«, sagte der Junge, packte Matteo fester und zog ihn Meter für Meter durch den Tempel. Vorbei an Türen, die meisten weit geöffnet, so dass er in die dahinter liegenden Räume blicken konnte.
    Überall wurde gekämpft. Soldaten der Kaiserin in violetten Uniformjacken, die er als Palastwachen identifizierte, und einige wenige in Grau – die Farbe ihrer Truppen. Doch die Mehrzahl der Männer gehörte zu Nador. Ja, ihre beigen Uniformen dominierten eindeutig.
    Der schwere metallische Geruch nach Blut kroch in Matteos Nase. Als der Junge erneut rastete, bemerkte er, dass sie eine rote Spur auf dem blendend weißen Marmor hinterließen.
    Wessen Blut? Etwa seines?
    Der Gedanke zerfaserte angesichts des Bildes, das sich ihm im Saal schräg gegenüber bot. Hier wimmelte es nur so von Palastwachen. Und in ihrer Mitte, auf einem Podest – die Kaiserin!
    Sie hatte einen Mann vor sich auf die Knie gezwungen. Ihre Hand schwebte vor seiner Kehle, zu einer grotesken Klaue gekrümmt, und Matteo erinnerte sich, was sie mit ihren Fingernägeln anstellen konnte, ohne ihr Opfer auch nur zu berühren.
    Etwas an diesem Mann irritierte Matteo. Er konnte kaum sein Gesicht erkennen, aber das gereckte Kinn, die trotz der Erniedrigung gestrafften Schultern, das wirre braune Haar ließen eine Erinnerung in ihm aufflackern.
    Er keuchte auf, als er begriff, dass es Nador war, der hier vor Dylora kniete.
    Ihre Stimme füllte den Saal. »Du wagst es mich anzugreifen? Mich? Du opferst alles für diesen … Bastard?«
    »Er ist mein Sohn«, stieß Nador mühsam hervor.
    Sein Sohn. Tiefe Wahrheit erfüllte Matteo. Nichts anderes hatte daneben Platz.
    »Dein Sohn?« Die Kaiserin lachte auf. »Du beliebst zu scherzen. Glaubst du wirklich, du könntest ihn an dich binden? Seine Wurzeln liegen in der Splitterwelt. Er wird dir niemals folgen, er wird niemals den Vater in dir sehen.«
    »Das muss er nicht … es reicht, wenn er seine Mutter vernichtet.«
    »Er ist ein schwächlicher Abklatsch von Khor. Selbst wenn du ihn noch so hart trainierst und seine Kräfte schulst – sein Wille wird ihm stets im Wege stehen. Er wird nie begreifen, was er ist, wer er ist, wie viel er vollbringen kann. Besser, wir töten ihn gleich, dann ist sein Puls zumindest für den Quell von Nutzen.«
    »Du meinst für dich, du herzlose Bestie!«, schrie Nador.
    Als der Junge sich wieder daranmachen wollte, Matteo weiterzuschleifen, zischte er ihm ein »Warte!« zu. Ein Name flammte in seinem Gedächtnis auf. »Veloy, warte.«
    »Wir müssen weg. Wir sind hier nicht in Sicherheit«, erwiderte Veloy.
    Matteo konnte den Blick nicht von Nador und der Kaiserin lösen. »Bitte, nur kurz.«
    Veloy hielt inne.
    Eben drehte Dylora die Hand, so dass ihre magischen Klauen Nadors Hals und Schultern aufschlitzten. Blut quoll hervor, benetzte sein Hemd, doch nicht die Mengen, die aus der Schlagader schießen würden. Eine Folter, nichts sonst.
    Oh ja, die Kaiserin wusste genau, was sie tat.
    »Lass ihn herbringen, dann werde ich davon absehen dich zu töten«, sagte sie mit schmeichelnder Stimme. Nador wankte in ihrem Griff und stöhnte. Sie bewegte ihre Hand nach oben. Hob sein Kinn an. »Sein Leben gegen deines. Zum Dank bekommst du einen Ehrenplatz in meinem Kerker.«
    »So wenig kennst du mich?«, keuchte Nador. »Du solltest wissen … dass ich ihn dir niemals überlassen werde. Lieber sterbe ich.«
    »Auch gut.«
    Dylora zog die Hand nach unten durch. Ihre Magie riss wie mit Dutzenden Klingen Nadors

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