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Der Puppen-Galgen

Der Puppen-Galgen

Titel: Der Puppen-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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buchstäblich im Hals stecken. Sie konzentrierte sich auf die tastenden Finger, die sich leicht bewegten, als würden sie Klavier spielen. Aber sie tippten nur gegen die Haut, und die Frau spürte jeden noch so kleinen Druck.
    Die Finger wanderten auf ihren Hals zu. Sie ruhten sich für einen Moment dort aus, dann glitten sie seidenweich an der Haut entlang in die Höhe und kamen dort zur Ruhe, wo die Ohren begannen.
    Melle stöhnte.
    Ein warmes Gefühl durchrieselte sie. Schauer auf Schauer rann über ihren Rücken, und es hörte einfach nicht auf.
    Die kalten, aber doch so sanften Hände legten sich gegen ihre Wangen.
    Sie hoben den Kopf leicht an, und Melle Fenton verstand das Zeichen.
    Sie öffnete die Augen so weit wie möglich, damit sie ihrem Retter ins Gesicht schauen konnte. Er lächelte sie an.
    Irielle bekam es nicht mit. Sie fühlte sich noch immer unter dem Bann der Augen gefangen und dabei wie in unsichtbaren Fesseln hängend. Ihr Mund öffnete sich zitternd.
    Der heiße Strom wallte durch den Körper der Frau. In ihr erwuchs eine Sucht nach Sex, und sie verglich es mit der Dankbarkeit, die sie ihrem Lebensretter entgegenbrachte.
    Der Glanz in den Augen sagte alles.
    Sie würde ihn lieben. Hier und jetzt. Auf dem Bühnenboden, unter dem Galgen.
    Das wollte Mallmann nicht. Seine Erotik war eine andere. Da konnte er den schönsten Körper der Welt betrachten, das war ihm egal. Ihm kam es darauf an, was in diesem Körper floß; das war die Erotik eines Vampirs, das war sein Sex.
    Blut!
    Nur Blut!
    Die Hände lagen noch an ihren Wangen, als er wieder anfing zu sprechen. »Ich will dich, ich will dich ganz, aber ich denke anders darüber als du, Irielle.«
    »Bitte«, flüsterte sie mit zitternden Lippen. »Ich bitte dich. Ich tue alles für dich…«
    »Das weiß ich. Aber ich will mehr.«
    »Was denn?« fragte Irielle beinahe verzweifelt.
    Er schaute sie für einen Moment sehr hart an. Seine Augen waren dunkle Monde, die tief in ihr Bewußtsein schneiden wollten. Dann gab er die Antwort. »Ich will dein Blut…«
    Irielle erwiderte nichts. In ihren Innern toste plötzlich eine gewaltige Kraft, die zu einem regelrechten Wirbelsturm ausgeartet war. Der Schwindel packte sie, und es war gut, daß der Vampir sie abstützte. Vampir!
    Zum erstenmal beschäftigte sie sich mit diesem Begriff. Ihr wurde klar, daß vor ihr ein Vampir stand, einer, der vom Blut der Menschen lebte.
    Der Gedanke daran hätte sie vor noch nicht allzu langer Zeit furchtbar erschreckt. Jetzt sah es anders aus. In dieser Lage nahm sie es hin, daß vor ihr ein Vampir stand, der ihr tatsächlich das Leben gerettet hatte.
    Wahrscheinlich wartete er darauf, daß sie eine Antwort gab. Die erfolgte auch, aber sie kam über ein Stöhnen nicht hinaus.
    »Hast du es gehört, Irielle?«
    »Ja…«
    »Wirst du mir dein Blut geben?«
    »Du hast mich gerettet.«
    »Richtig, und deshalb bist du mir etwas schuldig, meine Liebe. Sogar eine ganze Menge.«
    Ihr Widerspruch erfolgte sehr leise, während Mallmann damit begann, ihr Gesicht mit seinen kalten Händen zu streicheln. »Aber ich werde tot sein, tot…«
    »Nein!« sprach er in ihren Satz hinein. »Du wirst nicht tot sein, Irielle. Du wirst versinken in die Tiefe der Schattenwelt. Aus ihr hervor aber wirst du als Siegerin treten. Als eine wundersame Göttin. Als ein völlig befreiter Mensch. Du wirst weiterhin existieren, du wirst eine andere Person werden. Die Nacht wird deine Zeit sein. Du fängst an, den Mond und das Licht der Sterne zu lieben. Dunkle Grüfte, alte Friedhöfe, und wir erleben, wie dich die Gier nach Blut durch die Finsternis treibt. Du wirst Ausschau halten nach anderen Menschen, und all diese mit frischem Blut gefüllten Körper werden dir über den Weg laufen. Du brauchst nur zuzugreifen, das Leben also schenke ich dir. Ein völlig neues Dasein…«
    »Aber meine Puppen…«
    »Stehen bereits unter meiner Kontrolle, Irielle. Ich habe ihnen ebenfalls ein Leben gegeben und…«
    »Sie erhängt.«
    Er lachte, ohne den Mund zu öffnen, deshalb hörte die Frau auch nur ein Glucksen. »Ja, so kann man es sehen. Ich habe sie an den Galgen gebunden. Ich habe ihre Köpfe durch die Schlingen gesteckt und ihnen die Genicke gebrochen…«
    »Warum? Warum hast du das getan?« Es schwang Panik in ihrer Stimme mit.
    »Ich mußte sie bestrafen. Sie wollten mir nicht gehorchen. Sie wollten hier weg, und ich habe bewußt eine Puppe genommen, die so aussieht wie du, Irielle.«
    »Nein,

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