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Der Puppen-Galgen

Der Puppen-Galgen

Titel: Der Puppen-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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innere Angst, die wie ein Ungeheuer war, das sie auffraß. Zwar stand sie mit beiden Füßen auf dem Boden, aber es war auch eine Kraft vorhanden, die an ihr zerrte und sie in die Höhe brachte. In ihrem Kopf tosten die Gedanken, sie spürte den Druck, der sich immer mehr ausbreitete, und ihre Sinne waren trotzdem geschärft.
    Ein bestimmter Geruch wehte ihr entgegen. Ja, ich kenne ihn, dachte sie. Der Geruch aus der Schreinerei. Moder – Grab – so stockig, zugleich dicht.
    Er kam näher.
    Ein Teil der Finsternis im Hintergrund schien sich zu bewegen. Doch diese Bewegungen konzentrierten sich sehr bald auf eine bestimmte Stelle, eben auf seinen Umriß und auf das leuchtende D auf der breiten Stirn der Gestalt.
    Irielle wurde mit ihm nicht fertig. Sie kam auch mit der erhängten Puppe nicht zurecht, und sie gab ihm allein die Schuld. Kein anderer als er konnte das getan haben, denn ein normaler Mensch hatte nicht diese Phantasie.
    Die Puppe war ausgeblutet. So konnte sich Irielle denken, daß ihr ein ähnliches Schicksal bevorstand. Der Galgen blieb, die Puppe ebenfalls, aber sie verschwammen vor ihren Augen und traten in den Hintergrund zurück. Es zählte nur er, und es zählte vor allen Dingen das blutige D auf seiner Stirn.
    Ein Fanal, ein Zeichen!
    Sein Zeichen!
    Es leuchtete und zitterte dabei, ohne jedoch seine Farbe zu verändern oder von der Stelle zu weichen. Irielle konnte sich vorstellen, daß aus ihm hervor plötzlich das Blut spritzen würde, um sie zu besprühen wie eine Dusche.
    Das geschah nicht. Aber der andere blieb auch nicht stehen. Erst als er so nahe an Irielle Fenton herangekommen war, daß er sie hätte berühren können, stoppte er seinen Schritt.
    Sie starrten sich an.
    Irielle konnte einfach nicht in die Augen hineinschauen, die so anders waren. Leicht glänzend und zugleich sehr tief, als würden sie an ihrem Ende in eine andere Welt hineinführen. Augen wie Magnete, denen sie nicht entgehen konnte, auch wenn sie es gewollt hätte. Sie wurde von ihnen angezogen, und sie kam sich vor, als läge sie schräg in der Luft, um in die dunklen Schächte hineinzugleiten.
    Sie sah, wie ihr Gegenüber die Arme anhob und dann ausstreckte. Auch deren Hände ›schwammen‹ auf sie zu und lösten sich wie bleiche Nebelschwaden aus der Dunkelheit.
    Rechts und links des Kopfes berührten sie ihre Schultern. Melle schrak zusammen. Sie rechnete damit, die Wärme der Hände auch durch ihren Körper fließen zu spüren, nur gab es da keine Wärme, sondern eine ungewöhnliche Kälte.
    Totenhände…
    Ja, sie war von Totenhänden berührt worden und wunderte sich darüber, daß sie nicht plötzlich anfing zu schreien. Sie geriet in einen Zustand, der zwischen Wirklichkeit und Traum pendelte, wo sie sich als Mensch auflöste, ihr Körper wegdriftete und sie ausschließlich als geistiges Wesen blieb.
    Aber sie sah, sie hörte, sie schmeckte, und sie fühlte auch. Nur alles intensiver, und als der andere flüsterte, da füllte der Klang seiner Stimme ihren Kopf.
    »Ich bin der Retter deines Lebens. Ich habe dich schon lange Zeit unter Kontrolle gehabt. Ich habe dich beobachtet, und ich wußte auch, wie gern du deine Puppen mochtest. Es brachte mich auf eine wunderbare Idee. Ich habe mich deiner Puppen angenommen und sie mit dem alten Blut der Vampire geimpft. Ich gab ihnen ein Leben, das ich meinem Blutstein entnahm, der Insignie meiner Macht. Die einzige Person, die noch nicht in meinen Kreis hineingeraten ist, das bist du, meine liebe Melle. Und deshalb werde ich dies jetzt ändern. Du wirst in meinen Bann hineingeraten. Ich kann es nicht hinnehmen, daß du dein Leben weiterhin so führst wie in den dreißig Jahren zuvor. Du bist mir etwas schuldig, und ich werde mir nehmen, was ich brauche.«
    Melle Fenton hatte zwar jedes Wort verstanden, aber sie fühlte sich eingelullt, und der Kontakt zur Realität war noch nicht wiederherstellt worden.
    Doch die Furcht war weg. Sie war einer wahren Neugierde gewichen, und die folgende Frage drang wie von selbst über ihre Lippen und wehte dem Blutsauger entgegen.
    »Was willst du?«
    »Dich!«
    »Du hast mich doch!«
    »Ich will mehr, ich will dich ganz, wenn du verstehst…«
    Die Frau hatte die Augen halb geschlossen gehabt und den Blick gesenkt. Jetzt hob sie ihn wieder an. »Willst du, daß ich mich dir hingebe? Willst du mich lieben?«
    »Auf meine Art und Weise.« Seine Hände bewegten sich von ihren Schultern weg, und die nächste Frage blieb der Frau

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