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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joana Brouwer
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der Kommissar dich geärgert? Worüber habt ihr gestritten? Ist er nicht seit heute früh in Hannoversch Münden auf einer Fortbildung?«
    Heide blickte auf und konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Helen ähnelte einem wundersamen, farbigen Paradiesvogel, der zufällig in ein giftgrünes Strickkleid geschlüpft und mit schwarz bestrumpften dünnen Beinen in zwei dunkelrote Stiefelchen gestiegen war. Seit der letzten Woche trug Helen ihre Haare wieder in ihrer liebsten Farbe, einem intensiven Karottenrot. In der stoppelig geschnittenen Kurzhaarfrisur entdeckte Heide ein winziges Pferdeschwänzchen, nicht länger als fünf Zentimeter, das vorwitzig aus der Haarpracht schaute und den Hinterkopf betonte.
    »Du siehst klasse aus. Verrate mir auf der Stelle, wo du dieses rosa glänzende Schleifchen für deinen Pferdeschwanz gekauft hast. Das muss ich unbedingt meiner Nichte besorgen.«
    »Du willst mich veräppeln. Na egal, ich bin froh, dass du Späße machst. Allerdings siehst du aus wie Dünnbier mit Spucke. Hast du nicht geschlafen? Bist du krank?«
    »Mir geht es superprächtig«, erwiderte Heide.
    »Du lügst.«
    »Stimmt! Dir kann man so leicht nichts vormachen. Wie lange kennen wir uns?«
    »Du meinst, wie lange du mich auf deiner Gehaltsliste hast.«
    »Ja.«
    »Fast sechs Jahre, Chefin. Also bitte keine Geheimnisse.«
    »Die Nacht war zu kurz für mich, und ich habe mir einen Auftrag aufdrücken lassen, der uns wahrscheinlich außer Ärger nichts einbringen wird.« Heide erhob sich. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Aktenschrank und berichtete Helen ausführlich von Beates Anruf.
    Helen rümpfte ihr Näschen und fragte teilnahmsvoll: »Was sagt dein Kommissar zu der Angelegenheit? Oder hat er geschlafen und den Anruf nicht mitbekommen?«
    »Doch! Er hat ihn mitbekommen«, gestand Heide kleinlaut ein.
    »Deswegen gab es Ärger, und du siehst aus, als habe man dich durch eine Wäschemangel gedreht«, stellte Helen gnadenlos fest.
    »Ist noch nicht lange her, da habe ich ihm versprochen, mich nicht in seine Angelegenheiten zu mischen.«
    »Daran erinnere ich mich sehr gut. Ich habe dir sofort gesagt, dass es ein Fehler war, ein Versprechen zu geben, das du weder halten kannst noch halten willst.«
    »Andererseits reden wir hier nicht etwa über einen Klienten, der in kriminelle Machenschaften verstrickt ist, sondern über das Problem einer Bekannten, der ich behilflich sein möchte«, resümierte Heide.
    »Tatsächlich?«
    »Ich bin ein zuvorkommender Mensch, der niemandem so leicht eine Bitte abschlägt, Helen.«
    »Dieses Argument zählt nicht, Chefin. Damit wirst du den Fuchs nicht überzeugen. Ich sage dir …« Helen brach ab, als Miss Marple ihre Musik spielen ließ.
    Heide griff nach dem Handy und zog eine Schnute, als sie im Display erkannte, dass Alexander Hammer anrief. Sie verdrehte die Augen, öffnete blitzschnell eine Schreibtischschublade, legte das singende Handy hinein und schloss sie wieder.
    Helen starrte Heide mit halbgeöffnetem Mund verwundert an und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.
    »Alexander«, erklärte Heide zornig. Sie presste einen Moment die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. »Ich will ihn nicht sprechen. Nicht heute! Mir reicht es!«
    »Das wundert mich nicht. Dass der sich überhaupt traut, dich anzurufen. Den kannst du wirklich in die Tonne kloppen!«
    Heide seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich wünschte, er würde mich in Ruhe lassen. Sobald ich ihn fast vergessen habe, klingelt er durch! Ich bin mir nicht sicher, ob er mich ärgern will oder ob er der Ansicht ist, er könne mir mit seinen Glückwünschen zu irgendwelchen Jahrestagen eine Freude machen.«
    »Ich stelle mir seit der letzten Woche die Frage, warum dein Kommissar dir diesen nervenden Klingelton aufgespielt hat. Auf eine bestimmte Art ähneln Hammer und Fuchs sich. Irgendwie drängt sich mir der Verdacht auf, dass auch der Fuchs sich nur dann wohl fühlt, wenn er sich permanent bei dir in Erinnerung rufen kann. Das ist Psychoterror, Heide! Genauso wie mit meinem Tonio. Ich hab die Kerle heute wirklich gefressen.«
    »Ich bin auf Späßchen dieser Art eingestellt«, seufzte Heide ergeben. »Du kennst Dieter und seine Jokes, Helen. Was soll man machen? Er findet es witzig, und ich wehre mich, so gut ich kann.«
    Bevor ihrem Kommissar die Überraschung mit der – von Heide durchaus geschätzten – Miss Marple eingefallen war, hatte er sie mit einem Detektivstift

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