Der Puppenfänger (German Edition)
Potenzmitteln, die illegal hergestellt und verbotenerweise aus Weißrussland nach Deutschland eingeführt wurden. Er hat seine Strafe abgesessen. Man hat ihn zweieinhalb Jahre aus dem Verkehr gezogen und ihn vor sieben Jahren wieder auf freien Fuß gesetzt. Seither ist er nicht mehr auffällig geworden. Hat deine Bekannte Beate dir erzählt, dass die Studios auf den Namen ihrer Schwester gemeldet sind?«
»Vielleicht ist sie darüber nicht informiert«, erwiderte Heide zögernd und fluchte im Stillen. Sie hatte sofort, als Beate anrief, das Gefühl gehabt, irgendetwas ginge nicht mit rechten Dingen zu. Beate hatte sich schon früher ständig den falschen Männern anvertraut, und vielleicht machte ihre Schwester es ihr nach.
»Hältst du die Tatsache, dass die Studios auf Simones Namen laufen, für sehr bedeutend?«, fragte sie.
»Stell dich nicht dümmer, als du bist, meine Schöne. Ich melde mich heute Abend bei dir. Vielleicht solltest du einmal darüber nachdenken, wie gut du Beate Buttenstett eigentlich kennst und wie weit du ihr vertrauen kannst«, beendete Dieter das Gespräch.
Heide schaltete das Radio wieder ein, aus dem jetzt zu ihrer Freude Lena mit Satellite tönte. Dieter hatte sich ihretwegen, aus einem für sie nicht erkennbaren Grund, Sorgen gemacht und deswegen über Beate und Simone Schöllen Erkundigungen eingeholt.
Ein Trecker, auf dem ein junger Mann saß, tuckerte vorbei. Der Fahrer hob grüßend den Arm und bog wenige Meter vor Heides Golf auf einen Feldweg ab. Heide winkte zurück und fragte sich, welche Musik aus den Kopfhörern schallte, die er trug. Sein fröhliches Gesicht ließ darauf schließen, dass er denselben regionalen Sender eingeschaltet hatte wie sie. Lenas Satellite war ja fast ein Garant für beschwingte Laune.
Dieters Misstrauen war durchaus berechtigt, und es wäre idiotisch, seine Hinweise zu ignorieren, überlegte sie. Genoss Beate ihr uneingeschränktes Vertrauen? Heide ließ ihre selbst gestellte Frage, die sie vielleicht sogar mit einem Nein beantworten müsste, vorerst unbeantwortet und rief Helen an.
»Detektei von der Heide. Sie sprechen mit Helen Schneider. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen und erfolgreichen Tag«, meldete Helen sich mit ihrer samtweichen, schmeichelnden Telefonstimme, die Heide immer wieder aufs Neue überraschte. Hinter diesem netten Stimmchen vermutete jeder Anrufer ein süßes Persönchen und keineswegs die energische Helen, die auf resolute, tüchtige Weise das Leben meisterte.
»Einen erfolgreichen Tag wünsche ich mir auch«, spöttelte Heide. »Damit ich den bekomme, liebste Helen, müsstest du mir Gerald Schöllens Anschrift nennen. Ich habe meine Notizen vergessen. Ehe ich mich im Dorf umhöre und zu Beate fahre, möchte ich mir Schöllens Domizil ansehen. Ich habe soeben von Dieter erfahren, dass die Studios auf den Namen seiner Frau angemeldet sind.«
»Dann kann eine Entführung, die mit dem Tod ihres Ehemannes endet, für Simone durchaus von Vorteil sein«, knurrte Helen skeptisch mit ihrer Alltagsstimme. »Willst du warten?«
»Ja.« Heide beobachtete den Treckerfahrer, der abgestiegen war und sich am Motor zu schaffen machte. Als Helen ihr Schöllens Adresse nannte, gab sie die Daten umgehend in ihr Navigationsgerät ein.
»Bis später, Helen.«
»Tschüs, Chefin.«
Heide schob Miss Marple zurück in das Handy-Fach ihrer Handtasche, startete den Wagen und fuhr auf die Landstraße.
*
Das Domizil des Ehepaares Schöllen fand Heide einen guten Kilometer vor dem Ortskern in einem Neubaugebiet. Die ehemalige landwirtschaftliche Fläche hatte erst wenige Häuser aufgenommen und wirkte in ihrer kahlen Jungfräulichkeit nichtssagend. Lediglich einige Pflänzchen, niedrige Hecken und dünnstämmige Jungbäume waren bemüht, eine Ahnung von der grünen Pracht zu vermitteln, die sich die Eigenheimbesitzer irgendwann einmal in ihren Gärten, an den Straßen und auf dem neu gestalteten Spielplatz wünschten.
Der zweistöckige, weiße Klinkerbau stand mutterseelenallein am Ende einer der neu verlegten Pflasterstraßen, weit von seinem nächsten Nachbarn entfernt. Eine immergrüne, erstaunlich hohe Hecke nahm die Sicht auf eine Gartenfläche, deren Ausmaße Heide nur schätzen konnte. Simone und Gerald Schöllen hatten sich zweifellos den größten Bauplatz geleistet und sehr viel Geld in die Anlage der Grünflächen investiert. Ein weißgestrichenes Gartentor versperrte den Blick auf die Eingangstür, lediglich die Garageneinfahrt
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