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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joana Brouwer
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Karel.
    »Ja, ich schließe mich deiner Meinung an. Tatort und Fundort stimmen wahrscheinlich nicht überein«, bestätigte Michel.
    »Er ist gekleidet, als hätte er gewusst, dass er sterben muss, und sich dafür richtig in Schale geworfen«, grummelte der raubeinige Friedrichs, der nie ein Blatt vor den Mund nahm. »Edelster Zwirn, soweit ich das beurteilen kann. Schau dir das Oberhemd und die Krawatte an. Wenn ich mich nicht täusche, ist das richtig feine Seide. Hinten am Parkplatz haben wir einen schwarzen Lackschuh sicherstellen können, italienische Edelmarke. Könnte ihm gehören. Der linke Schuh fehlt bisher.« Friedrichs beugte sich über den Toten und begann, die Taschen des dunkelblauen Jacketts zu durchsuchen. In der äußeren rechten Brusttasche fand er ein iPhone. Er hielt es triumphierend hoch und reichte es Haila. »Schau einer an!«
    Michel nahm ihm das Handy mit spitzen, behandschuhten Fingern ab, schob es in eine Klarsicht-Schutzhülle und stellte sofort fest, dass es freigeschaltet war. »Das letzte Mal wurde am Montag damit telefoniert. Es wurde eine Mobilnummer angerufen. Sieh nur.«
    »Guck einer an!«, knurrte Friedrichs zufrieden, nachdem er einen Blick durch die Hülle auf das Display des Handys geworfen hatte. »Der Tote spricht schon mit uns. Erzählt uns, dass er am Montag, den 11. April, um 10.30 Uhr telefoniert hat.«
    Michel machte sich mit konzentrierter Miene weiter an dem iPhone zu schaffen und verkündete wenig später: »Unter der gewählten Nummer ist im Moment allerdings niemand zu erreichen.«
    »Ich nehme mir das Handy-Schätzchen gleich heute Nachmittag vor, und dann wollen wir mal sehen, welche Geheimnisse es noch ausplaudert, wenn es von mir gestreichelt wird«, erwiderte Friedrichs, der mittlerweile die Innentaschen des Jacketts abtastete und aus der rechten ein Bündel Geldscheine zog, das von einem Hunderter umwickelt und mit einem Gummiring zusammengehalten wurde. Er steckte die Scheine in eine Plastiktüte und grinste. »O Mann, o Mann. Frag mich nicht, was ich denke.«
    »Na, was denkst du?«
    »Warum schleppen die Leute so ’ne Masse Knete mit sich rum, wo es doch ’ne Plastikkarte gibt, mit der man sich fast alles kaufen kann?«
    »Weswegen oder zu welchem Zweck steckt Man(n) Bargeld in dieser Größenordnung ein?«, überlegte Michel Haila laut.
    »Keine Ahnung. Wenn ich mit meiner Moni am Monatsende beim Chinesen um die Ecke essen gehe, bin ich so manches Mal froh, dass ich vorher keinen Kredit beantragen musste«, spottete Friedrichs. »Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster hängen, aber einen Raubmord würde ich im Moment fast ausschließen. Wenn wir die Hunderter erst einmal zusammengerechnet haben, dürfen wir wohl über Tausender sprechen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen solchen Packen Geldscheine in den Händen gehalten zu haben.«
    Michel Haila erhob sich und ging vor Friedrichs durch das Gebüsch zurück zum Parkplatz. »Ich informiere Dieter. Er soll selbst entscheiden, ob er seine Fortbildungsveranstaltung vorzeitig abbricht.«
    Wilhelm Imerhof hatte sich mittlerweile von Ingrid Langenhaus verabschiedet und kam ihnen entgegen. »Kein Suizid?«
    Haila blickte ihn verwundert an. Hatte in der Stimme seines Kollegen Enttäuschung mitgeklungen?
    »Wie denn?«, erwiderte Friedrichs. »Hast du ihn dir angeschaut, Wilhelm? Wenn du ihn dir genau ansiehst, weißt du, dass er sich nicht erschossen hat.«
    Imerhof schüttelte den Kopf. Er war schon vor einer Stunde nicht in der Lage gewesen, hinter Haila durch die Büsche zu kriechen, um einen Blick auf die Leiche zu werfen. Seine Leni, mit der er im letzten Jahr Rubinhochzeit gefeiert hatte, sollte irgendwann am Vormittag operiert werden, und er wartete seit Stunden ungeduldig auf einen Anruf aus dem Krankenhaus. »Ich habe das Ehepaar Langenhaus befragt«, lenkte er ab. »Frau Langenhaus hat die Leiche aufgefunden.« Wilhelm Imerhof hatte mehr als vierzig Dienstjahre auf dem Buckel, und trotzdem schlugen ihm Situationen wie diese noch immer auf den Magen. Ganz besonders an einem Tag, an dem der Befund eines relativ harmlosen Eingriffs über das Leben der Frau bestimmte, die er liebte. Auf den Anblick vieler Gräuel, die er während seines Dienstes begutachtet hatte, hätte er lieber verzichtet, und viele Sünden, die er in seiner Ehe begangen hatte, bereute er bitter.
    Michel, mit dem er über Lenis Krankenhausaufenthalt gesprochen hatte, legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm, wandte sich

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