Der Puppenfänger (German Edition)
besser erst einmal für sich behalten? Die Situation erschien ihm äußerst bedenklich. Fast bedauerte er den Chef. Er war froh, dass seine Anabel sich mit den Kindern fremder Leute beschäftigte und nicht den geringsten Wert darauf legte, ihm während seiner beruflichen Tätigkeiten über die Schulter zu schauen. Seine Süße war glücklich, solange er über seine Polizeiarbeit kein Wort verlor. Tötungsdelikte waren – so behauptete sie – entsetzlich gruselig und raubten ihr sogar dann den Nachtschlaf, wenn sie sich nur einen Krimi im Fernsehen angesehen hatte.
Dieter wurde auf der Dienststelle der Kripo-Fuchs genannt. Mit der Folge, dass man von seiner Lebensgefährtin – selbstverständlich ausschließlich hinter vorgehaltener Hand – als die Füchsin sprach. Vor allen Dingen zerriss man sich das Maul darüber, dass Frau von der Heide die unbequeme Angewohnheit besaß, ständig dort zu sein, wo sie nicht allein dem Chef in die Quere kam, sondern auch seinen Kollegen. Die Schreibkraft, Frau Moltke, die gerne viel und lange redete, sorgte stets dafür, dass die Flut der Geschichten mit dem Leitthema Fuchs nicht endete. Torben war sich ziemlich sicher, dass sie Dieter insgeheim zu ihrem Schwarm erkoren hatte. Sie erinnerte ihn an seine Großtante Agnes, die zu Lebzeiten über die Berühmtheiten der Regenbogenpresse gesprochen hatte, als wäre sie mit jeder einzelnen davon befreundet. Dieser Umstand hatte einmal dazu geführt, dass der kleine Torben sich erkundigt hatte, wer denn die nette Silvia von Schweden sei, weswegen sie so glücklich ausschaue und in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis Tante Agnes zu ihr stehe.
Dieter Fuchs erwiderte Torbens Blick, nickte ihm zu und grinste. »Nur zu, keine Hemmungen, sprich weiter, Torben. Ich bin privaten Kummer gewöhnt.«
Torben fuhr zögernd fort. »Na gut, äh, die Situation stellt sich wie folgt dar …«
»Lange Rede, kurzer Sinn«, unterbrach Dieter ihn. »Frau von der Heide rührt in unserem Süppchen, ohne bisher davon zu wissen. Ich bin darüber informiert, dass sie beauftragt wurde, die Suche nach dem vermissten Gerald Schöllen aufzunehmen. Seitdem befindet sie sich auf einer Recherchetour durch das Emsland. Mir ist außerdem bekannt, dass sie heute Nacht einen Zwischenstopp bei Schöllens Schwägerin Beate Buttenstett einlegt.«
Wilhelm blickte gedankenverloren an die Decke, Torbens Gesicht hatte sich ein wenig gerötet, und Anton schüttelte missbilligend den Kopf.
Friedrichs griente. »Hut ab! O Mann, o Mann! Bin ich froh, dass meine Moni den Leuten die neusten Tanzschritte beibringt, anstatt mir ständig auf den Füßen rumzulatschen«, raunte er seinem Tischnachbarn Torben zu und fing sich dafür einen äußerst missbilligenden Blick ein. Karel ignorierte Dieters gekräuselte Stirn und fügte laut hinzu: »Da hat die gute Frau Moltke in den nächsten Tagen einiges zu erzählen.«
Torben erinnerte sich gut daran, dass sie schon bei der Ankunft des neuen Chefs nette Details aus seinem Lebenslauf und aus dem seiner Freundin zu berichten gewusst hatte. Von wem die beredte Dame ihre Auskünfte bezog, hatte bisher niemand von ihnen herausgefunden. Für einen besonderen Lacherfolg hatte seinerzeit die Information gesorgt, die Detektivin Frau von der Heide habe sich zwar nach dem Abitur für den Polizeidienst beworben, aber den Sporttest nicht erfolgreich bestanden.
Der Frauenkenner Friedrichs, der seiner Monika absolut treu war und außer Haus lediglich mit den Augen genoss, hatte sich sehr bald ein rein äußerliches Urteil über die Füchsin bilden dürfen und ihr auf der Stelle eine glatte Zehn zugebilligt. Auf seiner Frauenskala entsprach das der Höchstpunktzahl. Damit hatte er sie in der Bewertung seiner geliebten Monika gleichgestellt, was äußerst selten geschah.
»Michel und ich besuchen morgen Simone Schöllen«, sagte Dieter. »Anton und Torben, ihr übernehmt den Innendienst und beschäftigt euch mit Laxhoffs beachtlichem Strafregister. Ihr wisst schon, das Übliche! Wo hat er eingesessen, wann und mit wem? Was hat er nach seiner Entlassung getrieben? Hat er eine Wohnung oder ein Hotelzimmer angemietet? Ihr schickt zwei Leute raus, die sich rund um die Fundstelle der Leiche umhören. Vielleicht finden sie jemanden, dem zur fraglichen Zeit ein Fahrzeug aufgefallen ist.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. In dieser gottverlassenen Gegend wohnt niemand«, brummelte Anton.
»Die Tankstellen, Videoaufzeichnungen usw. sehen wir uns
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