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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joana Brouwer
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lackierten Nägeln erst wieder aufgetaucht, als das Essen gebracht wurde.
    »Hörst du mir eigentlich zu, Heide?«, fragte Helen durchs Telefon.
    »Selbstverständlich! Du sagtest, Gerald Schöllen habe einen Halbbruder.«
    »Er heißt Gunnar Laxhoff. Die Mutter der Brüder verdiente ihr Geld als Prostituierte. Sie starb 1988.«
    »Verstehe.«
    »Zu diesem Zeitpunkt war Gerald siebzehn, sein Bruder zehn Jahre älter. Gunnar Laxhoff kam wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt und verbüßte eine langjährige Haftstrafe wegen eines bewaffneten Tankstellenüberfalls.«
    »Tatsächlich! Konntest du erfahren, wo er zurzeit lebt, Helen?«
    »Nein, leider nicht, aber ich arbeite dran.«
    »Ja, mach das.«
    »Seinen Halbbruder, Gerald Schöllen, geboren 1971, hat man 1985, also im Alter von dreizehn Jahren, in einem Heim untergebracht. Schöllen ist vorbestraft wegen unzulässigem Handel mit Doping- und Potenzmitteln.«
    »Ja, das habe ich bereits erfahren.«
    »Soll ich großflächig weitergraben, Heide? Und vornehmlich Laxhoff und Schöllen unter die Lupe nehmen?«
    »Unbedingt. Ich stolpere hier von einer Schwindelei in die nächste. Schöllens Ehefrau Simone hat mir vor einer guten Stunde versichert, ihr Mann hätte keine Familie mehr, seine Eltern wären tödlich verunglückt, als er zehn Jahre alt war. Geschwister gäbe es auch nicht, und die Tante, die ihn großgezogen hätte, wäre bereits vor Jahren verstorben.«
    »Was möchtest du wissen? Oder besser gesagt, über wen möchtest du etwas erfahren?«
    Thomas Orthes, Apotheker. Er hat die Apotheke seiner Tante gepachtet. Sie heißt Wanner, Marianne Wanner. Außerdem interessieren mich die Lübheins. Davon gibt es mehrere im Ort. Frederik, Ferdinand und Frank.«
    Helen kicherte. »Willst du mich veräppeln?«
    »Natürlich nicht!«, frotzelte Heide. »Ich möchte wissen, ob die Lübheins in Osnabrück eine Filiale eröffnet haben. Sie backen einen bemerkenswert leckeren Bienenstich.«
    »Tatsächlich! Sehr interessant!«
    »Ich würde es nicht wagen, dich auf den Arm zu nehmen. Du würdest mich köpfen, sobald ich nur mit einem Fuß über die Schwelle deines Büros trete.«
    »Verscheißern kann ich mich allein«, brummelte Helen und fügte kichernd hinzu: »Hammer ist heute bereits getreten.«
    »Bitte?«
    »Dein Verflossener, der Staatsanwalt Alexander Hammer, ist heute über die Schwelle getreten, hat einen Strauß für dich abgegeben und etwas von Ken-nen-lern-Tag gefaselt.«
    »Ich werde ihn anrufen und mich bei ihm für die Blumen bedanken.«
    »Warum bist du immerzu höflich? Vergiss dieses überflüssige Dankeschön. Aber du tust ja ohnehin, was du willst«, murrte Helen.
    »Und ich habe im Dorf eine ›Tante Martha‹ getroffen. Leider kenne ich ihren vollen Namen nicht. Ich habe ihr versprochen vorbeizuschauen, ehe ich zurückfahre. Bei der Gelegenheit werde ich mich nach ihrem Nachnamen erkundigen. Allerdings ist von ihr nichts Böses zu erwarten. Sie ist eine sehr nette, ältere Dame. Jetzt die interessanteste Information, liebste Helen. Hier kann ich wenig ausrichten. Deswegen arbeite ich von zu Hause aus weiter.«
    »Du kommst bereits morgen? Das ist fein!«
    »Frau Simone Schöllen spielt die Hauptrolle in dem Theaterstück Mein Mann liebt mich sehr , und ihre Schwester Beate unterstützt sie als Souffleuse. Den ersten Akt haben sie soeben beendet, aber ich denke, sie sollten ihn wiederholen und dem Stück einen anderen Namen geben.«
    »Wie willst du es nennen?«
    » Mein Mann verprügelt mich.«
    »Schau einer an! Das ist interessant. »
    »Die Hauptdarstellerin trägt das falsche Kostüm. Es ist zu kurz. Wenn sie nicht will, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt, sollte sie ihren Körper besser verhüllen. Sobald sie die Arme hebt und ihr Pullover hochrutscht und den Rücken frei gibt, zeigen sich die Spuren einer Misshandlung. Blaue Flecken und Blutergüsse passen nicht zu dem Titel Mein Mann liebt mich sehr .«
    »Wie recht du hast.«
    »Tschüs, Helen.«
    »Schlaf gut, Chefin.«
    Was geschieht hier, überlegte Heide, während sie Simone und Beate, die sich noch immer in dem hellerleuchteten Wintergarten aufhielten, nicht aus den Augen ließ. Die Schwestern saßen einander gegenüber. Beate strich mit gleichmäßigen Bewegungen über Simones Arm und redete mit gerötetem Gesicht auf sie ein. Heide steckte Miss Marple seufzend in ihre Hosentasche und ging ins Haus.
    Als sie den Wintergarten betrat, blickte Beate erschrocken auf und verstummte. Heide

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