Der Puppenfänger (German Edition)
Sitzgruppe an und fragte, ob sie Kaffee wünschten. Haila und Fuchs setzten sich zwar, lehnten allerdings den angebotenen Kaffee ab.
»Ich nehme an, Sie sind gekommen, um mich zu dem Brand unserer Hütte zu befragen«, erklärte Richard.
»Brand?«, fragte Haila überrascht. »Wo hat es gebrannt?«
»Von Samstagnacht auf Sonntagmorgen ist das Wochenendhäuschen an unserem Karpfenteich in Flammen aufgegangen. Ich bin sofort rausgefahren und habe mir das Malheur angesehen. Die Hütte war ziemlich baufällig und wurde nur noch ganz selten benutzt. Letztendlich ist nichts Schlimmes passiert.«
»Brandstiftung?«, fragte Dieter knapp.
»Ich denke nicht. Das Holz war alt und hat gebrannt wie Zunder. Man nimmt an, dass Halbstarke sich dort herumgetrieben und in der Hütte gegrillt haben. Denkbar, dass der Grill umgekippt ist. Zumindest haben die Feuerwehrmänner die Überreste eines Kohlegrills gefunden, nachdem das Feuer gelöscht war. Es ist kein großer Verlust!« Richards Blick schweifte in die Ferne, ehe er zögernd hinzufügte: »Falls Sie gestatten, würde ich mir gerne den Schlaf aus den Augen waschen. Sie haben mich aus dem Bett geklingelt!«
Im Badezimmer stellte er sich vor den Waschtisch, blickte in den Spiegel, sah sein angespanntes, müde wirkendes Gesicht, die Schatten unterhalb der Augen, die der Eintagebart noch finsterer scheinen ließ, als sie tatsächlich waren. Er griff nach dem Rasierapparat. Er wollte gepflegt aussehen, wenn er den Polizeibeamten erneut gegenübertrat. Vor allen Dingen musste er die folgenden Minuten nutzen, um seine Nerven zu beruhigen.
Bereits am Freitagnachmittag, gleich nachdem ihm eine noch immer aufgeregte und übernervöse Simone ihr Gespräch mit den Polizeibeamten in aller Ausführlichkeit geschildert hatte, war er sich gewiss gewesen, bald in den Kreis der Verdächtigen aufgenommen zu werden. Außerdem hatte Simone ihn auf zwei Frauen hingewiesen, die sich am Freitagnachmittag nahe seiner Wohnung aufgehalten hatten. Obwohl Simone sie lediglich von weitem gesehen hatte, war sie sich hundertprozentig sicher gewesen, dass es sich bei der einen der Damen um die Detektivin von der Heide gehandelt hatte. Unglücklicherweise hatte ihre naive Schwester Beate diese Detektivin mit der Suche nach Gerald Schöllen beauftragt, ohne sich vorher zu erkundigen, ob sie damit einverstanden war.
Seitdem sann er darüber nach, ob diese Frau sich tatsächlich ohne böse Absicht in der Nähe seiner Wohnung aufgehalten hatte oder ob Simone und er bereits seit längerer Zeit von ihr observiert wurden. Womöglich hatte sogar Schöllen sie beauftragt. Obwohl einiges für einen Zufall sprach, glaubte er nicht recht daran. Frau von der Heides Lebensgefährte war einer der Polizisten, die ihn gleich befragen würden. Er wohnte fast in seiner Nachbarschaft.
Warum also, beruhigte er sich, sollte Frau von der Heide nicht an einem Freitagnachmittag in der Nordhorner Innenstadt spazieren gehen, ein Café besuchen oder Einkäufe erledigen. Genau diese Argumente hatte er Simone wiederholt vorgebetet, um sie zu beruhigen. Doch Simone ließ sich nicht so leicht beruhigen. Im Nachhinein ärgerte es ihn ohnehin maßlos, dass er versucht hatte, sie zu beeinflussen. Seine gutgemeinten Ratschläge hatten lediglich dazu gedient, sie − die eine schlechte Lügnerin war − zu verunsichern, und damit das Gegenteil von dem bewirkt, was er beabsichtigt hatte.
Unglücklicherweise waren er und Simone, seitdem Schöllens Halbbruder ermordet aufgefunden worden war, gezwungen gewesen, ihre Pläne zu ändern. Da sie nur ein äußerst schwaches Nervenkostüm besaß und er nicht auf ihre Kaltblütigkeit hoffen konnte, hatte er in der vergangenen Nacht lange wach gelegen, ihre Situation neu überdacht und die unterschiedlichsten Möglichkeiten durchgespielt. Letztendlich war er zu dem Entschluss gekommen, dass es am schlausten war, den Beamten den größten Teil der Wahrheit mitzuteilen. Sollten sie tatsächlich während der Ermittlungen erfahren, dass Simone und er seit Monaten ein Verhältnis miteinander hatten, machte es keinen Sinn, dieses abzustreiten. Dass die Polizeibeamten allerdings so geschwind erfuhren, mit wem Simone ihren Ehemann betrog, hatte er nicht erwartet. Deswegen interessierte es ihn im Moment besonders, wer die Polizisten auf seine Spur gebracht hatte. Seine Mutter und ihr Freund Volker schloss er von vornherein aus. Dafür, dass sie der Polizei diesen Hinweis nicht gegeben hatten, würde er die
Weitere Kostenlose Bücher