Der Puppenfänger (German Edition)
aufgekündigt. Das hat sie ihm wohl bis heute nicht verzeihen können.«
Heide lachte. »Beate und ihre Männer! Das könnte der Titel einer emsländischen Tragödie sein. Derzeit ist sie mit Thomas Orthes liiert. Sie erzählte mir, die Heirat sei bereits geplant. Im Moment befindet sie sich wohl in einem Zustand, den ich, allerdings in abgeschwächter Form, aus alten Zeiten sehr gut von ihr kenne. Sie ist so verknallt, dass sie nicht mehr weiß, was sie tut. Ich vermute mittlerweile, dass sie aus lauter Verliebtsein ab und an einen über den Durst trinkt. Genau das hat sie früher in ähnlichen Situationen gemacht.«
»Schau einer an. Eine kleine Schnapsdrossel! Obwohl … Es wundert mich nicht wirklich.«
»Am Donnerstagabend zum Beispiel«, erklärte Heide, »war Beates Sehnsucht nach ihrem Liebsten so groß, dass sie mich allein gelassen hat, nur um sich bei ihm Kopfschmerztabletten abzuholen.«
Die hübsche Jennifer brachte das Essen, und während sie die vollen Teller auf den Tisch stellte, die leeren Gläser abräumte und die Bestellung für ein weiteres Getränk aufnahm, machte sie Dieter schöne Augen. Doch Heide stellte amüsiert fest, dass ihr Kommissar flirtresistent war. Er war so sehr mit den eigenen Überlegungen und Problemen beschäftigt, dass er weder das verführerische Lächeln noch den koketten Augenaufschlag der jungen Schönheit wahrnahm.
*
Dieter und Michel waren auf dem Weg in einen Besprechungsraum, als Wilhelm das Polizeigebäude betrat. Die Miene des älteren Kollegen sprach Bände und ließ keinen Zweifel an dem glücklichen Ausgang des Krankenhausaufenthaltes seiner Frau zu.
»Deiner Frau geht es gut«, begrüßte Dieter ihn.
»Sehr gut. Sie wird Mitte der Woche aus dem Krankenhaus entlassen.«
»Dieter und ich unterhielten uns gerade über Schöllens Wagen. Ein absoluter Treffer!«, sagte Michel hocherfreut, als sie den Raum betraten. Er rieb sich die Hände, grinste und setzte sich neben Torben an den großen ovalen Tisch.
Dass sie Schöllens Fahrzeug, einen schwarzen Cayenne, sichergestellt hatten, konnte man tatsächlich als Glückstreffer zur richtigen Zeit bezeichnen, stimmte Dieter im Stillen zu. Nachdem Karel Friedrichs vor einer guten Stunde die ersten Ergebnisse der Spurensicherung telefonisch mitgeteilt hatte, war eine kräftige Brise Optimismus durch das Team gegangen. Die Neuigkeiten hatten sacht aufkommende Unzufriedenheit mit dem Stand der Ermittlungen verscheucht und für jene fast euphorische Stimmung gesorgt, die sich immer dann einstellte, wenn die ersten handfesten Resultate vorlagen. Im Inneren des Kofferraums hatten Friedrichs’ Leute Laxhoffs zweiten Schuh gefunden, nach dem sie sich am Leichenfundort vergeblich umgesehen hatten, und auch Textilfasern sichergestellt, die sie zweifellos dem Jackett und der Hose des Toten zuordnen konnten.
Während Dieter und Wilhelm sich zu den anderen an den Tisch setzten, legte Friedrichs mehrere Fotografien eines schwarzen Cayenne auf dem Besprechungstisch aus. »Eine echte Granate! Hat 500 PS ! Die Reifenprofile stimmen mit den Spuren überein, die wir an der Fundstelle sicherstellen konnten. Wir haben die Spurensicherung an der Karosserie noch nicht komplett abgeschlossen, aber wir wissen mit Sicherheit, dass Gunnar Laxhoff im Kofferraum befördert wurde.«
»Es ist durchaus vorstellbar, dass die Brüder sich am Montag getroffen haben«, sagte Michel. »Aus Gründen, die wir nicht kennen, kommt es zum Streit, bei dem Schöllen seinen Halbbruder Laxhoff erschießt. Nachdem er die Leiche mit dem Wagen an den Fundort gefahren und dort abgelegt hat, flieht er.«
Dieter schüttelte den Kopf. »Gegen diese Annahme sprechen die Daten seiner Kontoauszüge«, widersprach er. Die Auswertung der Bankkonten hatte gezeigt, dass nach Schöllens Verschwinden keine Kontobewegungen mehr stattgefunden hatten, was gegen eine Flucht sprach. Auch in den Monaten zuvor waren keine größeren Geldbeträge abgehoben worden. Dieser Umstand warf selbstverständlich die Frage auf, wie oder wo Gerald Schöllen sich Geld besorgt hatte, um über die Runden zu kommen.
»Er könnte einen Komplizen haben oder bei irgendjemandem untergeschlüpft sein.« Torben nahm die Warmhaltekanne, schenkte Anton und sich Kaffee ein und schob seinem Kollegen das Milchkännchen und die Zuckerschale hin, bevor er den Kaffeebecher zum Mund führte. »Die Fahndung nach Schöllen ist übrigens angelaufen.«
Die Apothekerin Marianne Wanner ging Dieter nicht aus dem
Weitere Kostenlose Bücher