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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joana Brouwer
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abgeholt hat, war ich leider nicht im Laden. Nicole hat ihm den Grabschmuck samt Schleife ausgehändigt. Er hat bei der Gelegenheit für letzten Samstag Rosen vorbestellt. Rote, wenn ich mich nicht irre. Ich war nur bis mittags im Geschäft, und er hat sie erst am Nachmittag abgeholt.«
    Nicole war Frau Mays Auszubildende und ihre einzige Mitarbeiterin. »Falls Nicole seinen Namen auch nicht kennt, könnte sie ihn mir vielleicht beschreiben«, hoffte Heide.
    »Daraus wird nichts werden. Zumindest nicht in den nächsten drei Wochen. Sie macht Urlaub, und ich habe keine Ahnung, wo oder wie wir sie erreichen können. Vor kurzem ging er hier am Schaufenster vorbei«, fuhr Frau May fort. »Die Nicole hat ihn mir zwar gezeigt, aber ich habe ihn nur ganz kurz gesehen, erst im Profil und dann von hinten. Das Einzige, was mir zu ihm einfällt, ist, dass er nicht besonders groß war und eine Brille getragen hat.«
    Tommy Orthes war Brillenträger, überlegte Heide, als sie sich auf den Weg zum Italiener in die Ochsenstraße machte, wo sie Dieter treffen würde. Aber auch der Mann, den sie am Freitag in Simone Schöllens Begleitung gesehen hatte und der vermutlich Simones Liebhaber Richard Wanner gewesen war, hatte eine Brille getragen. Und beide, Wanner und Orthes, würde sie selbst als nicht sehr groß beschreiben.
    *
    Während Heide das Restaurant durchschritt, sah sie sich suchend um und entdeckte Dieter schließlich auf der Außenterrasse. Er saß an einem der hintersten Tische, dicht am Vechte-Ufer, und beobachtete gedankenversunken einige Enten, die im Wasser gründelten. Erst als Heide vor ihm stand, hob er den Kopf und schaute sie an.
    »Hallo, meine Schöne.«
    »Wartest du schon lange auf mich?«
    Dieter schüttelte den Kopf und hielt ihr die Speisekarte hin. »Ich habe bereits bei einer schlanken, blonden Göttin bestellt. Sie ist blutjung, ihre Haare sind fast so lang wie ihre Beine, sie heißt Jennifer und arbeitet hier neuerdings zwei Mal in der Woche als Aushilfe.«
    »Du bist ja bereits bestens informiert.« Heide setzte sich ihm gegenüber, sah ihn kurz an, registrierte den enttäuschten Zug um seine Mundwinkel und wusste Bescheid. Er war bedrückt, weil die Nachforschungen im Fall Laxhoff nicht so reibungslos liefen, wie er sich das wünschte. Sie stellte ihre Handtasche neben sich auf den Stuhl, nahm ihm die Karte aus der Hand und legte sie auf den Tisch, ohne hineinzusehen.
    Mehr als ein Fläschchen Wasser und einen gemischten Salat würde sie sich nicht gönnen. Am Morgen, auf Dieters Digitalwaage, hatte sie wieder einmal entsetzt feststellen müssen, dass ihr Nordhorner Gewicht stets ein Kilo höher war als das Osnabrücker und auch, dass sie bei der Auswahl ihrer Garderobe wohl instinktiv auf die Kleidungsstücke zurückgriff, die einen hohen Elastan-Anteil aufwiesen und somit dehnbar waren.
    Dieter runzelte die Stirn, betrachtete sie und bewies ihr dann erneut, dass er ihre Schwächen besser kannte, als es ihr so manches Mal lieb war. »Sorge dich nicht! Meine Waage zeigt mindestens 1150 Gramm zu viel an.«
    »Ich habe keinen Hunger«, schwindelte sie. »Deswegen nehme ich die bewährte Nummer 36 der Speisekarte, den Salat des Hauses, ohne Brot und Käse.«
    »Du bist immerzu hungrig«, widersprach er. »Ich kenne niemanden, der ständig so mordsmäßig hungrig ist wie du und der trotzdem eine so tolle Figur hat.« Er setzte sein unverschämt überhebliches Grinsen auf und schlug mit der Handfläche demonstrativ dorthin, wo bei vielen Männern seines Alters bereits ein Bauchansatz zum Vorschein kam. »Wenn wir erst einmal verheiratet sind und du nach Nordhorn gezogen bist, werden wir uns jeden Morgen lieben und anschließend um den Vechtesee joggen. Das hält fit.«
    »Jetzt weiß ich wenigstens, warum sich bei mir alle Haare sträuben, sobald du übers Heiraten und über den Umzug redest«, spöttelte Heide.
    »Du möchtest also den Salat essen?«
    Heide nickte.
    »Ich nehme den Mittagstisch.«
    »Einschließlich Dessert?«
    »Ja! Den Nachtisch darfst du verspeisen.«
    »Damit bin ich einverstanden«, erwiderte sie und verfluchte insgeheim ihre Naschsucht und ihren ungezügelten Appetit auf Süßes.
    »Ist ziemlich einfach, dich glücklich zu machen«, versuchte er, zu scherzen. Doch in seinen Augen konnte sie lesen, dass ihm eigentlich nicht danach zumute war.
    »Ihr steckt in den Ermittlungen fest«, stellte sie sachlich fest. »Bemüh dich nicht, lustig zu sein, wenn dir nicht danach ist. Es geht

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