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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Vorstellung, wie illegal das ist? Wie abscheulich das ist? Wie… wie… frevelhaft das ist?«
    Pyrgus nickte wieder. Er saß zusammengekrümmt auf einer Bank und sah aus, als müsste er sich jeden Moment übergeben.
    »Wie konntest du?«, fragte Blue. »Wie konntest du nur?« Ihr kam ein Gedanke. »Wie hast du das überhaupt gemacht?«
    »Bin zu einem Nekromanten gegangen«, murmelte Pyrgus.
    »Einem Nächtling?« Es musste ein Nächtling gewesen sein! Kein Lichtelf würde je die dunkle Magie anrühren, die mit der Erweckung von Toten einherging.
    »Ja.«
    »Bist du denn noch bei Verstand?«, herrschte Blue ihn an, Pyrgus sah aus, als wäre er am liebsten tot, und in jeder anderen Situation hätte sein Elend sie erweicht, hätte sie ihn trösten wollen. Jetzt aber war sie so entsetzt, dass die Worte mit ihr durchgingen. »Wusstest du denn nicht, dass ein Nekromant die Kontrolle über seine Erweckten hat? Darum ist es schief gegangen. Darum musste es schief gehen. Du hättest wissen müssen, dass es schief geht!«
    Pyrgus schüttelte hilflos den Kopf.
    Bis hierher hatte sie sich von ihrem Zorn tragen lassen, aber jetzt dämmerte ihr allmählich das ganze Ausmaß dessen, was Pyrgus getan hatte. Sie hatte sich nie eingehend mit Magie befasst, aber sie wusste genug, um zu begreifen, dass Nekromantie – Zauberei mit den Toten – zehnmal schlimmer war als die Techniken der von den Nachtelfen so oft angewandten Dämonologie.
    »Du erzählst mir wohl besser alles«, sagte sie.
    Pyrgus holte tief Luft und erzählte.
     

Achtundneunzig
     
    I rgendwo zwischen Cheapside und Northgate war Pyrgus seiner Leibwache entschlüpft. Er betrat das wimmelnde Gewirr enger Gassen, die nach Pushorn führten, eine Hand auf seinem neu erworbenen Halekmesser. Dies war eine der rausten Gegenden der Stadt, und obwohl er sich nie groß um seine Sicherheit gesorgt hatte, wäre es ärgerlich gewesen, ausgerechnet jetzt seinen Geldbeutel loszuwerden. Er hatte das Gefühl, dass er jedes Körnchen Gold brauchen würde, das er bei sich hatte.
    Als die langen Schatten der Abenddämmerung zur Nacht verschmolzen, wurden in Pushorn die Fackeln angezündet. Hier gab es keine Glühkugellaternen. Der Bezirksrat schob es auf den Geldmangel, aber die Wahrheit war, dass Glühkugeln hier nie lange heil blieben, nicht einmal zaubergeschützte. Hier wohnten nur Abstauber und Lumpen: Nächtlinge, der Bodensatz der Lichtelfen, violette Trinianer, kaum zivilisierte Glaistigs, halbwilde Endolgs und ein paar süchtige Halekzauberer, die hier billiger an Simbalamusik herankamen als in den lizenzierten Cafés in Northgate. Alle scheuten sie das Licht und ließen sich nur ungern von den Ordnungshütern in die Karten schauen.
    Der Gestank war unverwechselbar: eine Mischung aus Schweiß und Pecherz. Pyrgus hielt unwillkürlich den Atem an, während er sich durch das Gewimmel der Nachtschwärmer drängte, die hier nach verbotenen Genüssen suchten.
    »Ach, drängeln willste?«, grollte ein Schläger in einem verschlissenen Lederwams.
    »Tschuldigung«, murmelte Pyrgus und eilte mit gesenktem Kopf weiter. Wenigstens war er nicht erkannt worden. Ein kleiner Illusionszauber hatte seine Züge und die Haarfarbe verändert.
    Er hatte sich den Weg sorgsam eingeprägt, aber die engen Gassen waren verwirrend und er wagte es nicht, jemanden nach dem Weg zu fragen; darum brauchte er beinahe eine Stunde, um die Gruslut Alley zu finden. Während das restliche Pushorn noch schwach beleuchtet war, war es in der Gruslut Alley stockfinster, von dem flackernden Licht einmal abgesehen, das durch die rissigen Fensterläden drang. Er blieb stehen, ließ seinen Augen die Zeit, sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen, und nach einer Weile konnte er einigermaßen sehen.
    Der Anblick war nicht gerade ermutigend. Wie an vielen Stellen in Pushorn waren die Häuser drei oder vier Stockwerke hoch und hatten schon bessere Tage gesehen. Überall bröckelte der Putz, platzte die Farbe. Bei manchen schien sich das Fundament verschoben zu haben: Ihre Wände wölbten sich bedenklich vor, als drohten sie, auf die Gasse zu stürzen. Er war sich immer noch nicht ganz sicher, ob er hier richtig war – das Straßenschild war so verwittert, dass die ersten drei Buchstaben nicht mehr zu lesen waren –, aber er betrat die Gasse trotzdem.
    Die Gruslut Alley galt als die Straße, in der sich gewisse Waren und Dienstleistungen erstehen ließen, und doch gab es keine Läden hier. Einige der hölzernen Türen

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