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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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suchen hatte, aber das hier ging zu weit.
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte Comma und zog einen Flunsch. »Ich möchte mit dir reden, Blue.«
    »Mir doch egal. Du kannst morgen früh mit mir reden. Oder morgen Mittag. Aber wieso eigentlich, verflixt noch mal. Rede mit jemand anderem und lass mich in Ruhe. Ich will schlafen.« Sie drehte ihm den Rücken zu und zog sich die Decke über die Ohren.
    Er setzte sich auf ihr Bett. »Sie haben Mami wieder eingesperrt.«
    »Ja, ich weiß. Und ich bin froh darüber. Sie ist – «
    »Manchmal kann ich nachts hören, wie sie schreit.«
    »Nein, kannst du nicht – das träumst du bloß.«
    »Ich würde ja mit ihr reden, wenn sie sie nicht eingesperrt hätten. Sie könnte mir sagen, was man wegen Pyrgus tun sollte.«
    Etwas in seinem Tonfall machte sie hellhörig. Sie setzte sich auf, und als sie mitbekam, wie Comma ihr auf das Nachthemd starrte, zog sie sich die Bettdecke bis unters Kinn. »Was soll das heißen, ›wegen Pyrgus‹?«, fragte sie zornig.
    Comma sagte beinahe verlegen: »Er hat Papi umgebracht.«
    »Nein, Comma, das hat er nicht.« Blue schäumte vor Wut. »Du weißt, dass es dieser Dämon war, von dem Mr Fogarty besessen gewesen ist. Und wenn du noch ein Mal – «
    »Das zweite Mal war es Pyrgus«, sagte Comma in einem merkwürdigen Singsang. »Er hat gedacht, dass ich nicht hinsehe, und dann hat er ihm den Kopf abgeschnitten!«
    »Das reicht!«, sagte Blue. »Raus mit dir!«
    »Ja, ja, ich geh ja schon.« Comma sprang vom Bett und flitzte durch das Zimmer, aber an der Tür blieb er stehen. »Frag doch den Mann. Der hat es auch gesehen.« Dann war er verschwunden.
    Blue lag wutschnaubend im Bett. Was auch immer geschah, man konnte sich stets darauf verlassen, dass Comma es irgendwie noch schlimmer machte.
    An Schlaf war nicht mehr zu denken, also stand sie auf und zog einen Morgenmantel über. Warum tat er so etwas? Warum? Warum erfand er irgendwelche Geschichten, noch dazu mitten in der Nacht? Ihr Vater war doch schon tot gewesen, als sie in diesen grausigen OP gekommen waren. Seine Bauchdecke war geöffnet gewesen und sein Kopf – sein Kopf –
    Sie wusste wirklich nicht mehr genau, ob sein Kopf da schon abgetrennt gewesen war, aber so musste es gewesen sein. Auf jeden Fall hatte er diese schreckliche klaffende Wunde in seinem Bauch gehabt. Hairstreak musste – musste vorgehabt haben –
    Egal, Comma war jedenfalls die Bosheit in Person. Oder genauso verrückt wie seine Mutter. Warum sonst sollte er sich so eine Geschichte über Pyrgus ausdenken? Zum Glück verpatzte er immer die Einzelheiten. »Frag doch den Mann«, hatte er gesagt. Bloß war da gar kein Mann gewesen. Nymphalis hatte alle außer Hairstreak getötet und Hairstreak war geflohen. Da waren nur Comma und Pyrgus und ihr toter –
    Und Chalkhill, der war auch dort gewesen. Sie hatten ihn dort angeschnallt auf dem anderen OP-Tisch liegen lassen. Sie waren gegangen und er hatte ihnen Schimpfwörter hinterhergebrüllt und verlangt, dass sie zurückkamen, und damit gedroht… Womit gedroht? Blue wusste es nicht mehr, aber es hatte nichts mit Pyrgus oder ihrem Vater zu tun gehabt. Er hatte ihnen einfach nur gedroht, weiter nichts – das taten Leute wie er eben, wenn sie nicht ihren Willen bekamen.
    Sie fragte sich, was eigentlich aus Chalkhill geworden war, als die Waldelfen Hairstreaks Haus abgerissen hatten.
     
    Falls Mr Fogarty überrascht war, mitten in der Nacht von Blue aufgesucht zu werden, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Er stand bloß da und ähnelte in seiner seltsamen Nachtmütze und dem Nachthemd eher einem Zauberer als die Zauberer des Reiches selbst.
    »Ja«, sagte er, um ihre Frage zu beantworten. »Die Waldelfen haben ihn gefunden. Sie übergaben ihn mir und ich habe ihn zurück nach Asloght bringen lassen.«
    »Ins Gefängnis?«
    »Er hat noch den Rest seiner Strafe zu verbüßen. Lord Hairstreak hatte ihn mit einer List rausgeholt.«
    »Ich muss ihn sprechen.«
    »Jetzt?«
    »Ja.« Sie wartete. Bestimmt verwies er sie gleich darauf, dass es mitten in der Nacht war.
    »Ich muss mir nur schnell etwas anziehen«, sagte Mr Fogarty.
     

Sechsundneunzig
     
    » V erzeihung, Sir«, sagte Clutterbuck, »aber da möchten Sie ein paar Leute sprechen. Ich habe ihnen gesagt, dass Sie Besuch hätten.«
    Sie hatten ihm seine alte Zelle wiedergegeben, aber trotz des gemütlichen Bettes konnte Chalkhill nicht schlafen. Er hatte dagelegen, an die Decke gestarrt und sich mit

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