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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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sich selbst hatte – anmaßend bis dort hinaus. Die wichtigsten Verbindungen befanden sich am Hirnstamm und er beschloss, sie vom Hals aus anzugehen. Er war der Überzeugung, den Kopf danach wieder anfügen zu können.« Chalkhills Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. »Aber das konnte er nicht. Lord Hairstreak hätte ihn umgebracht, wären ihm Eure Leute nicht zuvorgekommen.«
    »Dann war es also dieser… dieser Mountain Clouded Yellow, der meinem Vater den Kopf abgeschnitten hat?«
    »Ja.«
    »Niemand anders?«
    »Nein, Hoheit, selbstverständlich nicht. Wer sollte denn so etwas tun wollen?«
    Blue sagte: »Eine letzte Frage. Was spielten Sie für eine Rolle bei der Operation? Warum waren Sie dabei, Mr Chalkhill?«
    »Als Blutspender«, sagte Chalkhill sofort. »Ich habe zufällig dieselbe Blutgruppe wie Euer glorreicher Vater. Ich hatte mich einfach für den Notfall bereitgehalten. Es war natürlich eine große Ehre, Eurem Vater eventuell eine Hilfe sein zu können.« Er sah Blue betrübt an. »Aber wie sich herausstellte, konnte ich ihm in keiner Weise helfen.«
    Blue starrte ihn einen Moment lang an, dann sagte sie: »Danke. Vielen Dank, Mr Chalkhill. Sie sind… mir sehr behilflich gewesen.« Sie klopfte hinter sich an die Tür, die sich sofort öffnete.
    Als Blue sich zum Gehen wandte, rief Chalkhill ihr nach: »Ihr werdet Eurem Bruder doch erzählen, was ich gesagt habe, nicht wahr? Ihr werdet es ihm doch genau berichten?«
     
    Er log. Sie war sich absolut sicher. Die Frage war nur: Warum? Wobei sie das Gefühl hatte, dass sie die Antwort bereits kannte – oder zumindest wusste, wer sie kannte.
    Mr Fogarty fragte knapp: »Zufrieden stellend verlaufen?«
    »Gewissermaßen«, sagte Blue.
    »Und wohin jetzt?«
    »Zurück in den Palast«, sagte Blue. »Ich will mit Pyrgus reden.«
     

Siebenundneunzig
     
    » L üg mich nicht an!«, rief Blue. »Ich bin die ganze Nacht auf gewesen und ich habe mit diesem miesen Chalkhill gesprochen und jetzt steht’s mir bis hier! «
    Pyrgus sah etwas besser aus. Sein Arm war verbunden und unter dem offenen Hemd bedeckten weitere Verbände seine Brust und seinen Bauch, aber er hatte wieder etwas Farbe bekommen. Allerdings hatte er dunkle Ringe um die Augen. Vielleicht hatte er ebenfalls nicht viel Schlaf gefunden.
    »Blue, ich – «, sagte Pyrgus. »Hör mal, da ging doch alles drunter und drüber. Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns je herauskriegen wird, was wirklich – «
    »Comma hat mir eine Mordsgeschichte über dich aufgetischt«, sagte Blue. »Ich glaube sie ihm nicht, aber dir glaube ich auch nicht. Ich will einfach nur die Wahrheit wissen!«
    »Was hat Comma denn gesagt?«, fragte Pyrgus ausgesprochen scharf.
    »Dass du – dass du Papa – « Sie bekam es einfach nicht heraus. Auf einmal war sie so müde, dass sie kaum noch stehen konnte.
    Pyrgus wandte das Gesicht ab. »Und das glaubst du?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber ich hab mit Chalkhill gesprochen, und er hat gelogen – ich weiß genau, dass er gelogen hat. Ich weiß nur nicht, warum!«
    Pyrgus sagte sehr leise: »Er hat gelogen, weil ich ihm gesagt habe, dass ich seine Freilassung arrangieren werde, wenn er das tut.«
    »Das hast du ihm gesagt? Und warum solltest du seine Freilassung arrangieren wollen?«
    Pyrgus seufzte. »Ich hatte nur die Wahl zwischen töten und bestechen und ich konnte nicht schon wieder töten.«
    Blue sah ihn mit offenem Mund an. »Ich verstehe nicht, Pyrgus. Ich verstehe nicht, was das alles heißen soll.«
    Pyrgus sagte: »Es war nicht Hairstreak, der Vater wiedererweckt hat. Das war ich.«
     
    Blue starrte ihren Bruder fassungslos und ungläubig an. Sie hatten sich in den Wintergarten zurückgezogen, wo ihr Vater einst seine Orchideen gezüchtet hatte, und der Raum war schwer von ihrem Duft. Magische Armierungen machten ihn zu einem der abhörsichersten Räume des Palastes. »Du hast was getan?«, keuchte sie.
    Pyrgus sah richtig krank aus. »Ich hatte Angst davor, Kaiser zu werden.«
    »Angst?«
    »Du weißt, wie wenig geeignet ich in all diesen Dingen bin – Politik und Verhandlungen und Diplomatie. Ich kann ja nicht mal ein Heer anführen. Mit mir als Purpurkaiser würde das Reich zerfallen. Schlimmer noch, es würde an die Nächtlinge fallen. Es gäbe Kriege und Chaos und – «
    Blue konnte es nicht fassen. »Und darum hast du Vater wiedererweckt?«
    Pyrgus nickte jämmerlich. »Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.«
    »Hast du eigentlich eine

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