Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
Vom Netzwerk:
trugen dezente Namensschilder, aber nichts ließ darauf schließen, was dahinter angeboten wurde. Er hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, da stieß er doch noch auf die blaue Tür, nach der er gesucht hatte.
    Pyrgus leckte sich nervös die Lippen. Als er gerade klopfen wollte, wurde ihm klar, dass sein Vorhaben nicht nur verboten, sondern auch schrecklich gefährlich war. Aber er hatte keine Wahl – er musste es tun. So mutig er sich gegenüber Blue und der Welt auch gab, Pyrgus wusste genau, dass aus ihm nie ein Kaiser werden würde. Er hatte nicht das Zeug dazu und er wollte auch gar nicht Kaiser werden. Von Anfang an nicht. Darum hatte er sich ja immer so mit seinem Vater gestritten. Sein Vater hatte ständig darauf bestanden, dass er sich wie ein künftiger Kaiser benahm, während er doch nur ein ganz normales Leben hatte führen wollen und weiter nichts. Pyrgus klopfte an.
    Eine ganze Weile passierte gar nichts. Er wollte gerade noch einmal klopfen, da hörte er drinnen Schritte. Jemand kam, langsam, gemächlich. Pyrgus zog die Hand zurück und wartete. Plötzlich hatte er Herzklopfen. Die Tür ging ein Stück auf. Zwei glitzernde schwarze Augen starrten ihn aus dem Halbdunkel an.
    Pyrgus schluckte. »Sind Sie – sind Sie… Pheosia Gnoma?«
    »Tretet ein, Majestät.« Die Stimme war wie das Rascheln von Laub. »Wir haben Euch schon erwartet.«
     
    Die blaue Tür öffnete sich zu einem schmalen Gang, der fast sogleich eine schiefe Holztreppe hinunterführte. Pyrgus folgte der gebeugten Gestalt in einen kaum erleuchteten Kellerraum, in dem es nach Staub und Schimmel roch. Auch hier gab es keine Glühkugeln, nur Binsenlichter und eine rußende Lampe voller toter Fliegen. Die eine Wand war vollständig von Büchern der geheimen Lehre bedeckt. In einer Vitrine lag eine Schädelsammlung. Auf einem Arbeitstisch in der Ecke stand eine komplette alchimistische Ausrüstung. Daneben bemerkte Pyrgus eine Kangling- Trompete , die aus einem menschlichen Schenkelknochen geschnitzt war.
    »Sie wissen, wer ich bin?«, fragte er.
    »Selbstverständlich, Majestät. Euer Illusionszauber hat sich längst erschöpft.«
    Gnomas Alter war unmöglich zu schätzen. Er besaß die Lidfalten und Katzenaugen eines Nachtelfen. Sein Kopf war vollständig rasiert und anscheinend hatte er zwei seiner Vorderzähne spitz zugefeilt, was seinem Gesicht ein befremdendes, vampirisches Aussehen verlieh. Er trug eine verschlissene braune Mönchskutte, die ihm ein bisschen zu klein war.
    »Wer ist noch hier?«, fragte Pyrgus.
    »Niemand, Majestät.« Die leise, trockene Stimme war kaum lauter als ein Flüstern.
    »Sie sagten: ›Wir haben Euch schon erwartet‹. Wen haben Sie mit dem Wir gemeint?«
    »Meine Gehilfen«, sagte Gnoma. »Meine Geister.«
     
    Gnoma war ganz anders, als Pyrgus erwartet hatte. Die hungrigen Augen des Mannes verstörten ihn zutiefst. Ständig starrten sie ihn an. Pyrgus schob seine Nervosität beiseite. Am besten rasch zum Geschäftlichen kommen und dann nichts wie weg hier.
    Pyrgus sagte: »Pheosia Gnoma, ich will, dass Sie meinen Vater von den Toten auferstehen lassen.«
     
    Sie saßen einander an einem leichten Holztisch gegenüber. Gnoma stellte ein kleines Glas vor ihm ab und füllte es mit einer blauen Flüssigkeit aus einer Flasche mit langem Hals. Pyrgus beäugte sie unsicher.
    Gnoma lächelte und zeigte seine merkwürdigen Schlangenzähne. »Raupenwein. Eine schlichte Kräutertinktur, die das Leben verlängert und den Geist klärt.« Er holte ein zweites Glas hervor, füllte es und leerte es in einem Schluck. »Seht Ihr«, sagte er. »Völlig harmlos. Ich habe kein Interesse daran, meine Kundschaft zu vergiften.«
    Pyrgus sah ihn einen Moment lang an, dann nippte er an seinem Glas. Die Flüssigkeit war kühl, scharf und leicht süß.
    Gnoma legte beide Hände mit den Handflächen nach unten auf den Tisch. »Euren Vater wiederzuerwecken könnte sich als schwierig erweisen.«
    »Ich zahle jeden Preis.«
    Gnoma lächelte kühl. »Es ist keine Frage des Geldes.«
    Das nahm Pyrgus ihm nicht ab. Für Nachtelfen war alles eine Frage des Geldes. »Aber Sie können ihn wiedererwecken?«
    »Aber ja«, sagte Gnoma. Ein Tropfen hatte sich an seiner Nasenspitze gebildet und er pustete ihn unvermittelt weg. »Es gibt da schon Methoden. Unglücklicherweise…«
    »Was?«, fauchte Pyrgus. »Unglücklicherweise was?«
    Die Stille dehnte und dehnte sich. Schließlich sagte Gnoma: »Die verlässlichste Methode ist

Weitere Kostenlose Bücher