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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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muss ich tun? Mir den Wurm in die Tasche stecken oder so was Ähnliches?«
    Der Larvenmeister zögerte. »Ähm… nicht ganz. Der Symbiont muss in den Körper aufgenommen werden.«
    Chalkhill fiel die Kinnlade runter. »Ich soll ihn schlucken?«
    Wainscot schüttelte den Kopf. »Menschlicher Speichel ist leider Gift für diese Spezies. Darum muss die Aufnahme durch ein Nasenloch erfolgen. Der Wurm rutscht Ihnen die Kehle hinab, kriecht durch den Magen in den Dickdarm, dann weiter in den Dünndarm und dort bis ganz nach unten, um sich schließlich dauerhaft in Ihrem Po niederzulassen.«
    Chalkhill starrte ihn voller Entsetzen an. »Sie sind nicht ganz bei Trost?«, fragte er fassungslos. »Sie verlangen von mir, dass ich mir dieses Vieh in die Nase stopfe und es meine Eingeweide hinunterkriechen lasse?«
    »Ist für mich auch kein Zuckerschlecken«, sagte der Wurm.
     

Siebenundzwanzig
     
    T rotz allem schlief Pyrgus am nächsten Morgen lange.
    Die anderen mussten ebenfalls erschöpft sein, denn niemand kam ihn wecken. Er erwachte in strahlendem Sonnenschein und mit einem Gefühl der Angst. Einen Moment später rieb er sich den Schlaf aus den Augen und krabbelte unter den wolligen Endolgs hervor, die ihm gleichzeitig als Leibwachen und Bettdecken dienten. »Morgen, Chef«, begrüßten sie ihn munter im Chor.
    »Morgen«, brummte Pyrgus. Er griff sich die Handtücher, die jemand für ihn bereitgelegt hatte, und ging zur Reinigungszelle. Richtig ausgeruht war er morgens nie, aber heute war es besonders schlimm. Die Gespräche gestern Nacht waren fast bis zum Morgengrauen gegangen und hatten kein greifbares Ergebnis gebracht.
    »Guten Morgen, Prinz Pyrgus«, schnurrte die sanfte, zaubergetriebene Stimme der Reinigungszelle. Er ächzte. Selbst dieses verdammte Ding musste von den letzten Entwicklungen Wind bekommen haben: Seit dem Tod seines Vater hatte es ihn immer ausdrücklich Kronprinz genannt. Die Neuigkeiten mussten inzwischen im ganzen Palast die Runde gemacht haben.
    Als er hineintrat, füllte die Zelle sich mit heißem Dampf und fuhr Pseudopodien aus, um ihm Schweiß und Schmutz vom Rücken zu schaben. Parfümiertes Wasser umspülte seine Füße, drängte sich zwischen die Zehen und sprudelte um seine Beine. Sanfte, kaum zu hörende Musik umschmeichelte ihn und zog ihm den Stress aus Nacken und Schultern.
    Was stand an? Die nächste Besprechung, in –
    »Siebzehn Minuten und achtunddreißig Sekunden«, teilte ihm die Zelle mit. Sie war nicht hellhörig und erst recht nicht telepathisch begabt, nur teuer. Er bekam oft Schuldgefühle, wenn er sie benutzte. Sein Leben war um einiges einfacher gewesen, als er sich noch im Volk verborgen und keine weiteren Sorgen gehabt hatte als die Auseinandersetzungen mit seinem Vater.
    – siebzehn Minuten und achtunddreißig Sekunden, und so langsam musste etwas passieren. Auf gar keinen Fall würde er Lord Hairstreak damit durchkommen lassen, weder heute noch in Zukunft, selbst wenn er dazu… wenn er dazu… was tun musste? Es brachte nichts, darauf zu warten, dass die anderen ihm sagten, was zu tun war. Er musste sich selbst etwas einfallen lassen, etwas Ausgefuchstes, Handfestes, absolut Knallhartes. Er musste die Initiative ergreifen!
    Das Problem war nur, dass sein Gehirn einfach nicht arbeiten wollte.
    Die Zelle spürte sein Dilemma und spritzte seinen nackten Leib eiskalt ab. Pyrgus schrie auf und sprang hinaus. Aber als er nach den Handtüchern griff, um sich abzutrocknen, musste er zugeben, dass sein Kopf jetzt viel klarer war. Vielleicht konnte er sich weigern den Vertrag anzuerkennen, behaupten, dass sein Vater immer noch tot war und Hairstreak sein Siegel und seine Unterschrift gefälscht hatte. Was konnte Hairstreak dagegen schon ins Feld führen?
    Den Purpurkaiser natürlich. Was sonst. Sein Vater war jetzt Lord Hairstreaks Sklave.
    Pyrgus zog sich langsam an und die Niedergeschlagenheit verschluckte ihn wie grauschwarzer Morast. In Situationen wie dieser gab es nur einen Trost: Schlimmer konnte es nicht mehr kommen.
     
    Pyrgus kam in die Besprechung und musste feststellen, dass es noch schlimmer kam.
    »Was machst du denn hier?«, fragte er sofort.
    Es war Torhüter Fogarty, der antwortete. »Dein Halbbruder hat dir etwas zu sagen.«
    Blue sagte: »Ich hab ihm schon erklärt, dass du Wichtigeres zu tun hast, aber er hat darauf bestanden. Er wollte uns nicht sagen, worum es geht.«
    Pyrgus funkelte Comma an, der in der letzten Zeit ziemlich zugenommen hatte.

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